Veröffentlicht: 22.05.2023
22.05.23
Seit gestern bin ich nun wieder als Alleinreisender auf den Streets des Balkans unterwegs. Natürlich auch ein wenig traurig, denn wir haben viel erlebt in den letzten zwei Monaten. Danke für die schöne Zeit Jessi.
Ich bin seit heute wieder voll im Reisemodus und freue mich auf den nächsten abenteurlichen Abschnitt meiner Reise. Doch bevor ich dann endgültig wieder nur mit meinem engsten Weggefährten Bürsti unterwegs bin, erwartet mich noch noch ein Besuch, auf den ich mich ganz besonders freue und das nicht erst seit gestern. Gut eine Woche gemeinsam in Albanien. Noch 8 Tage bis dahin. Kanns kaum erwarten.
Zürück im Roadtrip-Lifestyle, liegt Mormazedonien quasi auf dem Weg von Peloponnes nach Albanien.
Von Diakopto aus, also im Norden der Peloponnes, geht's dann gestern los in Richtung Prilep, der 4. größten Stadt in Nordmazedonien. Auf den knapp 600 km bietet sich ein Zwischenstop in der Nähe von Ionnina an, ein Stadt im Norden Griechenlands.
Die Fahrt gestern war keine dieser entspannten Fahrten, bei denen man gut gelaunt und voller Vorfreude durch die Gegen cruised, sondern eher so scheisse, dass man sich fragt warum man das überhaupt macht.
Die Maut war zum einen fast schon unverschämt teuer. Die Fähre fuhr auch nicht, weshalb ich die tolle neue Brücke nehmen musste, welche alleine über 20eur kostet. Die Alternative ohne Maut zu fahren, ist allerdings auch nur dann eine wirkliche Alternative, wenn man genug Zeit und starke Nerven hat, Strecken im irgendwo im Nirvana zu fahren, auf denen man für 10km gefühlte 45min unterwegs ist.
Bürsti musste besonders auf diesen Strecken ganz schön leiden. Schlaglöcher und Steigungen, Serpentinen usw, obwohl das ja auch irgendwie dazu gehört und im Hinblick auf Nordmazedonien lediglich ein kleiner Vorgeschmack war.
Heute dann straight nach Macedonia. Bis zur Grenze liefs geschmeidig. Die Frau vom Zoll verlangte dann eine Insurance, was ich nicht wusste, was und wofür das sein soll. Schlauer bin ich diesbezüglich zwar noch immer nicht, doch die Ansage der Dame war klar: "buy Insurance or go." Richtig freundlich, da musste ich natürlich nicht zwei mal überlegen. Kaufen konnte man den Wisch in einem kleinen "Büro", was den Namen Büro allerdings nicht wirklich verdient hat, zumindest nicht aus unserer top standardisierten mitteleuropäischen Sicht. Ich war schließlich auch nicht mehr in einem Land der EU, was anscheinend auch der Grund für diesen überteuerten, unnötigen Zettel ist. Beim betreten des Raumes, durch ein ausgebleichtes, buntes Fliegennetz, hat es sich so angefühlt, als wäre ich ein paar Jahrzehnte in der Zeit zurück gereist. In den Regalen stand einfach nichts außer ein paar angefangener, zugestaubter Flaschen Putzmittel. Ein Putzlappen lag passend dazu auf dem riesegen Drucker, der alleine die Hälfte des Raumes einnahm. Die Rollos hingen halb schief und fast vollständig heruntergelassen an den Fenstern. Zu viel Tageslicht ist auch einfach nicht gut fürs Arbeitsklima. Zwei kleine, durchgesessene Sofas sorgten außerdem für einen gemütlichen Flair. Einer der beiden gut gebauten Männer, saß hinter zwei Monitoren, die mich von ihrem Design, an die aus meiner Schulzeit erinnerten - und die waren bei uns damals schon richtig retro. Der andere Mann saß ihm rauchend, mit einem Espresso und Handy in der Hand gegenüber. Beide waren höchstmotiviert und konnten es kaum erwarten mir so ein Formular auszufüllen. Ich störe zwar nur ungern dachte ich, denn wenns nach mir ginge, bräuchte ich euch nicht damit belästigen mir so einen "wichtigen" Schein auszustellen.
Einer der beiden erbahmte sich meine Daten aufzunehmen. Auf eine Erklärung, für was man diese Insurence eigentlich braucht, konnte ich nicht hoffen, denn der Beamte war ein Mann weniger Worte, wie mir schnell klar wurde.
50eur stand dann auf meiner Rechnung, die man natürlich nur bar bezahlen konnte. Ich sollte allerdings 60eur zahlen. Die 10eur seien, für Banktransfer und oder Gebühren, hieß es, kurz und kanpp auf meine Nachfrage.
Wie auch immer... Allein nach dieser Situation wusste ich wieder warum ich gerne reise und mich im Balkan mehr und mehr wohlfühle. Hier erlebt man auf jeden Fall etwas und mehr Authentizität geht nicht. Also keine negative Wertung an dieser Stelle. Die zwei Männer machen natürlich nur ihren Job und waren zudem freundlich.
Nach der Grenze wünschte ich mir dann wieder die griechischen Straßen zurück. Schlaglöcher, so groß als ob hier regelmäßig Kometen einschlagen.
Ich war dennoch voll begeistert von dem wilden Land, was mich etwas an Albanien erinnerte, aber auch einen eigenen Charakter hat. Genaueres kann ich dann hoffentlich in ein paar Tagen berichten.
In Prilep, der 4. größten Stadt Nordmazedoniens, kam ich gegen Mittag an. Ca 60.000 Menschen leben in dieser lebendigen, aber überschaubaren Stadt. Die Stadt ist vor allem für den Anbau qualitativ hochwertigen Tabaks bekannt. Diese Pflanzen werden "Gold Prileps" genannt und werden weltweit geschätzt. Viele namenhafte Hersteller von Zigaretten beziehen ihren Tabak von hier.
Mit dem Radl bin ich schnell im Zentrum, was mir auf Anhieb gefällt, weil hier ein bisschen was los ist und es einiges zu entdecken gibt. Viele kleine Läden, die zum Beispiel Käse verkaufen. Viele Cafés und Bars, die hier nicht mehr ganz so schick und modern daher kommen, wie noch in Griechenland, dennoch wirklich einladen aussehen. Überall werden wie auf einem Basar, Kleider, Sonnenbrillen und Handyhüllen verkauft. Die Markthalle ist mein Highlight.Hier erstmal gut mit frischen Lebensmitteln versorgt. Die Menschen sind wieder einmal super freundlich und entspannt. Neue Sim-Karte für Internet finde ich hier auch für gerade mal 5eur 14GB. Bedenkloses surfen für die nächsten Tage sicher. Besser könnte es nicht laufen.
Am Abend bin ich noch in einem Supermarkt gelandet, der wie ein kleiner Metro war. Bester Laden überhaupt. Eine Produktauswahl ganz nach meinem Geschmack. Selbst Milchalternativen, guten Kaffee und Käse. Süßigkeiten ohne Ende. Börek. Usw. Für morgen steht ein zweiter Besuch an, diesmal mit Auto.
Außerdem werde ich mir morgen das Bouldergebiet "Kamena Baba" anschauen, was eine der wenigen touristischen "Attraktionen" ist, die es hier gibt und wofür ich eigentlich auch hergekommen bin. Nordmazedonien scheint allgemein kaum touristisch zu sein, was es um so spannender macht...