Veröffentlicht: 20.05.2023
Der Tag nach gestern, also heute, begann im kleinen Örtchen Arna, wo ich nach dem Aufstehen ein Café ansteuerte, welches noch geschlossen war, aber bereits einige ältere Herren davor saßen und darauf warteten, bis sie ihren Kaffee bekamen. Dieses Bild, der urigen Cafés und Tavernen, die wie aus einer anderen Zeit diese kleinen gemütlichen Dörfer, auf eine unvergleichliche, charmante Art und Weise prägen, wird für mich ein ganz typisches bleiben, welches ich mit diesem Land verbinde.
Während ich wartete kam eine ältere Dame auf mich zu und bat mir einen Café in ihrer Taverne an, die am anderen Ende des Dorfplatzes war.
Warum auch immer, bestand der riesige Café aus 98,9% Schaum. Aufgrund der Sprachbartiere und meinem Selbstverständnis die Gastfreundschaft dankbar anzunehmen, blieb mir nichts anderes übrig als das Glas, lächelnd, ohne mir etwas anmerken zu lassen, leer zu löffeln. Sie saß mir außerdem direkt gegenüber und lächelte bei jedem Löffel den ich zu mir nahm, weil sie mir in grosmütterlicher Fürsorge etwas Gutes tun wollte. Das tat sie natürlich auch, obwohl meine gesamte Verdauung danach ersteinmal etwas überfordert war.
Es war eine herrlich-lustige Situation, vor allem weil die alte Dame mit mir redete, als ob ich ihre Sprache sprechen würde, ich aber kein Wort verstand, auch nicht wenn sie extra langsam sprach und die Wörter wiederholte. Wie heißt es so schön: man kann nicht, nicht kommunizieren. Irgendwie verständigten wir uns und was bleibt ist eine weitere schöne Erinnerung, in Sachen Herzlichkeit und Gastfreundschaft.
Zurück auf dem Trail war auch meine Verdauung wieder in der Spur, zumindest nachdem mein Körper dann einmal vollständig entwässert war.
Die Etappe war gar nicht mal so ohne, doch mittlerweile hatte ich das Gefühl täglich fitter zu werden. Zudem ändert sich auch die Einstellung gegenüber den Gegebenheiten. Das Bewerten und Hinterfragen der Umstände wird mit der Zeit weniger und man erreicht einen mentalen Zustand, der die Umstände und äußeren Bedingungen leichter annimmt und akzeptiert. Natürlich rückt auch mit jedem Schritt das Ende näher und es wird greifbarer, was einem zusätzliche Energie gibt und pusht.
Die Anpassungsfähigkeit des Körpers ist zudem äußerst bemerkenswert. Ein wunderbares Gefühl, täglich über sich hinauswachsen zu können.
In mitten eines Waldes, kam es dann zu einer erneuten Begegnung mit einem bzw mehreren Wildschweinen. Dieses Mal stand mir der Keiler, in nicht mal 50m Entfernung gegenüber und wir sahen uns beide erschrocken an. Ich ließ mein Rucksack fallen, legte den Rückwartsgang ein und flüchtet auf den nächsten Baum hinter mir. Der Keiler war auch in Panik und suchte umgehend das Weite. Weitere Artgenossen folgten ihm den Hang hinauf. Für den Rest der Strecke im Wald war ich durchaus etwas nervös und versuchte mit Lauten Rufen immer mal wieder auf mich aufmerksam zu machen. Die vielen aufgewühlten Stellen, auf dem gesamten Wanderweg, waren mir schon seit Beginn aufgefallen und ließen auf eine hohe Wildschwein Population schließen.
Es folgte viel Asphalt bei Mittagssonne. Zäh, aber im reinen Funktionsmodus eigentlich nicht der Rede wert. It is what it is.
Das Ettapenziel bot dann letztendlich keine Essensmöglichkiet, weshalb ich nochmal 8km an die 22km, die ich bis dahin gegangen war, dran hing.
Letzter Abend dann in Plantanos, was sogar nur noch 10km vom Meer und der Stadt Gythio, also dem Ziel, entfernt war.
Beste Ausgangslage für den letzten Tag.