Veröffentlicht: 18.05.2023
17.05.23
Der selbsternannte Spartaner hat das Basislager, unterhalb des Gipfels, Profitis Ilias erreicht. Er hatte Glück im Unglück.
Die Nacht in Sparta hätte spartanischer kaum sein können. Mitten in der Stadt, auf dem unüberdachten Boden hinter einer Kirche. Welch' passende Ironie.
Für Müdigkeit und Bequemlichkeit blieb Philippos allerdings keine Zeit. In den frühen Morgenstunden machte er sich auf den Weg, um einen Bus zu nehmen, der ihn raus aus der Stadt, bis zum kleinen Bergdorf Anavryti brachte. Das alte Mercedes, wurde von Sam gesteuert, der das Gefährt gekonnt durch die Serpentinen lenkte. Sam werde ich als einen ehrenwerten, liebevollen und charmanten Busfahrer in Erinnerung behalten. Meine Wenigkeit und Ich waren an diesem verheißungsvoll, sonnigen Tag, die einzigen Passagiere. Kaum hatte den Platz hinter dem Fahrersitz eingenommen, begannen wir eine entspannte Unterhaltung. Der junge Mann liebt seinen Beruf, erzählt gerne von seinem Leben und interessiert sich auch für das Meine. Als ich von meinem Leben als spartanischer Bergnomade berichte, lässt er mir keine Wahl, eine ganze Packung Kekse und Schokoriegel als Geschenk zur Stärkung, aus seinem Reisebeutel zu nehmen.
Noch bevor uns die Straßen in die Berge führten, hielten wir in einer Kurve, wo ein älter, schnurrbärtiger Mann, im lila-farbigen Sportanzug, bereist wartete. Sam hatte ihn derweil als weisen, erfahrenen Mann vorgestellt, der sogar schon in New York gelebt hatte. Er sah ein wenig aus wie Albert Einstein. Auch er nahm ganz vorne Platz. Die Unterhaltung war spannend, lustig und voller Weisheiten. Sam und Albert lieben ihre Heimat und freuen sich auch wenn Menschen wie ich von weit entfernten Ländern, anreisen, um in ihrem Land "Urlaub" zu machen. Sam hält unterwegs sogar an, damit ich aussteigen kann um Fotos zu machen. Was für eine Fahrt, was für tolle Menschen.
In Anavryti angekommen, verabschiedeten wir uns und ich war wieder einmal richtig happy, aufgrund dieser Begegnung.
Durchweg positiv gestimmt und losgelöst führte mein Weg durch das hübsche kleine Bergdorf, indem einst bis zu 200 Menschen gelebt hatten, in den Wald hinein. Heute sind es gerade mal noch 30, hatte Einstein zuvor erzählt. Er ist in dem Dorf damals sogar zur Schule gegangen. Das Gebäude steht mittlerweile schon ein paar Jahre leer. Albert zeigte mir außerdem, welche Häuser zu verkaufen sind und warb dafür, Deutschland gegen eins der Häuschen und viel Sonne einzutauschen.
Schon nach ein paar hundert Metern, im zauberhaften Pinienwald überwältigte mich einmal mehr die vollkommene Schönheit der Natur und obwohl es die letzten Tage in sich hatten, spürte ich sowohl körperlich, aber auch vor allem geistig neue Kraft und Energie. Mit dem Ziel den Gipfel zu besteigen und den Trail dann in drei darauffolgenden Etappen abzuschließen, fühlte ich mich regelrecht beflügelt und während ich mich den Berg nach oben schob, war die Welt in Ordnung. Auf dem gesamten Pfad war außer mir war niemand weit und breit. Das Gefühl von Zuversicht, Freiheit und Verbundenheit begleitete mich auf dem herrlichen Weg durch den dichten Nadelwald, der sich nach und nach öffnete von wo man eine fantastischeAussicht hat.
Gegen Mittag erreichte ich die Schutzhütte auf 1650 Meter. Von hier aus war der Plan spontan zu entscheiden, den Gipfel noch am selben, oder am nächsten Morgen anzulaufen.
Ich war gerade dabei, in der Sonne Pause zu machen und mich meiner nassen Kleidung zu entledigen, begann es wie aus dem Nichts zu hageln. Der Hagel ging in Regen über und dieser hielt sich bis in den Abend hinein. Zum Glück war ich noch nicht auf dem Weg zum Summit und rechtzeitig bei der Hütte angekommen. Aber leider musste die Begehung des Profitis Ilias dann auf morgen verschoben werden und ich erichtete mein "Basecamp", um eine Nacht dort zu verbringen.
Im überdachten Berich der Hütte, von wo aus ich das wilde Treiben, den Regen, Wind und die Wolken, vom Schlafsack aus beobachten konnte, war es cozy und peaceful.
Die Ruhe wurde lediglich von zwei Rangern unterbrochen, die jemanden suchten und mir zur Abwechslung ein paar Snacks als Wegzehrung, da ließen.
Zu meiner Überraschung verbrachte ich die Nacht dort oben nicht alleine, denn als es bereits dunkel wurde, kam ein Ehepärchen mit ihrem Combi, in dem sie dann auch übernachteten.Zu diesem Zeitpunkt hätte ich auch nicht gedacht, die beiden noch kennenzulernen... e
... Denn mein Wecker war gestellt, um bei Sonnenaufgang aufzubrechen.