Lip & Bürsti - Balkan Roadtrip
Lip & Bürsti - Balkan Roadtrip
vakantio.de/bursti

Albanien - Im Land der 1000 Sterne

Veröffentlicht: 02.04.2023

01.04.23 / 02.04.23

Den ersten Tag und die erste Nacht in Albanien verbrachten wir in Skodre, der nicht offiziellen Hauptstadt Nordalbaniens. 

Ich freue mich schon lange auf dieses spezielle Land mit dessen besonderer Lebensweise, welches oben drauf auch immer für Überraschungen gut ist. Gerade diese kulturellen Eigenheiten und Unterschiede, zu dem was man von zu Hause so gewohnt ist, waren der Grund für meine Vorfreude und Neugier.

Dass es hier etwas verrückt und aufregend sein würde hatte ich gehofft. Diesbezüglich wurde ich auch nicht enttäuscht.

Besonders in der Stadt waren die ersten Eindrücke überwältigend. Abgesehen vom Verkehr, der eigentlich ein eigenen Beitrag verdient hatte, spielte sich das facettenreiche Leben direkt vor einem auf der Straße ab. Ich sags mal so: Hier geht die Post ab. An jeder Ecke wird irgendetwas verkauft: auch ohne klassischen Laden, wenns sein muss halt direkt auf der Straße ausgebreitet. Gemüse, Obst, Kleidung, Spielsachen, Elektrozeug usw. Kleinere Marktstände, zahlreiche Cafés, Bars und Restaurants dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Während eine Gruppe Männer am Straßenrand neben einem Marktstand eine Art Domino spielt, läuft ein Anderer mit zwei Schafen an der Leine an der Flusspromenade entlang. Die Schafe lässt er dann auf einer kleinen Grünfläche zwischen Restaurant - Palästen grasen. Währenddessen hupen die Autos in Dauerschleife.

Und dann halt der Verkehr, der für einen in Deutschland geschulten Fahrer/in schon leicht wahnsinnig erscheinen kann. Hier herrscht richtig Betrieb auf den Straßen und das nicht nur wegen den ganzen Autos, Roller, Roller mit Anhängen, Minibussen und Lkws. Die Straßen teilt man sich hier inner- sowie Außerorts auch mit Kutschen, mit Fahrrädern und Fahrrädern, die beladen sind wie ein Schwertransporter, allen möglichen Tieren, wie Schafen, Kühen, Hunden und Fußgänger/innen. Irgendwer hält auch auch grundsätzlich unerwartet mitten auf der Straße oder wenigstens in zweiter Reihe.

Tausende Sterne sieht man hier nicht nur am Nachthimmel, sondern hunderttausende hier auf den Straßen und zwar als Mercedes Benz Sterne. Jedes 2. Auto ist ein Benz. Evaluiert am 01.04.23. Das muss wohl an einer genetischen Veranlagung liegen, anderst kann ich mir das nicht erklären. Auch wenn die Kiste fast auseinander fällt, hauptsache das Ding hatte wenigstens mal einen Stern und ein Mercedes bleibt ein Mercedes, solange er fährt. Tatsächlich sind es aber auch wirklich viele neue, luxuriösere Schlitten, die einem ins Auge springen. Der Daimler Stern, mehr als nur ein Statussymbol, etwas das die Menschen verbindet.

Für die üblichen Überholmannöver bei jeder Verkehrslage, also egal ob vor der Kurve, oder bei Gegenverkehr, braucht man hier nicht unbedingt einen Mercedes, sondern eine Mischung aus Lebensmüdigkeit und absoluter coolnes und dem albanischen Faher/innen Gen. Auf einer zweispurigen Straße, wird die Mitte quasi standardmäßig als dritte Spur genutzt, um zu überholen. Wild. Dass diese waghalsigen Überholmannöver oftmals nicht gut ausgehen sieht man leider oft am Straßenrand, in Form von Bildern, Kreuzen und Grabsteinen.

Beim Fahren muss man dann schon gut aufpassen, aber man gewöhnt sich auch daran und gleichzeitig wird die Fahrt nie langweilig.

Was die Natur angeht war unterwegs bis heute nicht all zuviel zu sehen, da sich an den Straßen viel Industrie befand. Die Berge in der Ferne wirken anziehend und auch am Meer mit seinen endlos langen Sandstränden, löst Begeisterung bei mir aus. Einen großen, wilden Fluss wie den Buna, der durch Skodre fließt sieht man auch nicht alle Tage.

Am 2. Tag fuhren wir von Shkoder aus irgendwo ans Meer. Voraussetzung war vor allem direkt am Wasser und unkompliziertes Stehen mit den Campern. Wir wurden direkt fündig. Neben einem Restaurant und einer Strandbar, die vermutlich bald wieder öffnen, standen wir wieder einmal bestens, wie auf einem Campingplatz. Gesellschaft bekamen wir auch in kürzester Zeit. Vier Hunde waren von jetzt an Teil des Camps. Straßenhunde gibt es hier sehr viele. Meistens dauert es auch nicht lange und sie folgen einem. Liebe intelligente Tiere, die einem leider ganz schön oft leid tun, weil man ihnen das harte Leben deutlich ansieht. Sie sind meist sehr dünn und haben oft auch Verletzungen. Nachts hört man sie, vor allem in der Stadt auch von überall her bellen.

Als ich abends am Strand joggen ging, folgte mir die Hunde-Gang sofort, bis ich irgendwann umdrehte und dann auch wieder zurück. War schon spaßig mit dem Rudel auf Tour zu gehen. Am nächsten Morgen das selbe. Ich war gerade aufgestanden um am Strand  los zu laufen, war die Gang am Start. Diesmal gings in die andere Richtung. Außer ein paar eingefallenen Fischerhütten, ist an diesem Strand kilometerweit, nichts. Nichts außer wieder einmal zu viel Müll und dem ein oder anderen Tierkadaver. Herrlich zum Laufen. Der Strand ist breit und geht ganz flach ins Meer über. Auf dem festen, nassen Sand läuft es sich bestens. Ich war etwas irritiert, als plötzlich ein PKW an mir vorbei fuhr. Kurz darauf kam mir ein Geländewagen entgegen. Freundliche Begrüßung per winken. Also anscheinend fährt man hier auch am direkt Strand entlang.

Die Leute machen halt ihr Ding. Alle waren bisher sehr freundlich, hilfsbereit und entspannt. Dass wir hier mit den Womos stehen wird zwar beiläufig bemerkt, aber das scheint hier wirklich niemanden zu stören.

Eine Nacht verbrachten wir dann an diesem Strand. Sonne scheint, die Hunde liegen gemütlich vor dem Camper, Joggen, Ruhe genießen und Lesen, schön hier zu sein. 

Für heute haben wir wieder einen Spot am Meer ausgesucht, kurz vor Saranda. 

Das Navi hat uns auf jeden Fall den Premiumweg ausgesucht. Auf der Strecke heute zeigte sich die wunderbare Natur Albaniens.  Passartig schlängelte sich der Weg dann zwischen den mächtigen Bergen hindurch, vorbei an grünen Wiesen und Wäldern, an Schäfern/innen und ihren grasenden Herden, an den sagenhaften Gebirgsflüssen, die wie aus dem Bilderbuch durch die Landschaft fließen. Das alleine reicht dann eigentlich auch schon, um sich am Abend zufrieden ins Bett zu legen und noch lange in Erinnerung zu bleiben. Dass mir langsam die Superlative ausgehen wollte ich sowieso schon lange mal schreiben, hier passt es endlich mal. 

Gegen Ende wurde es plötzlich nochmal richtig steil. Dank Bürstis  fast 35 jähriger Erfahrung (Geburtstagsfeier ist am 06.05.23) auch am Berg, meisterte er auch diesen Abschnitt. Auf Trick 17, sprich Lüftung und Heizung voll aufgedreht, kann ich mich mittlerweile auch immer verlassen, wenns darum geht, dass der alte Herr nicht zu heiss läuft. 

Die Menschen hier sind wirklich super nett, hilfsbereit und supporten einen auch wenn ich im 2 Gang den ganzen Verkehr aufhalte. 

Schön hier zu sein. Peace. 

Antworten (5)

Dieter
Hey 👋 vielen Dank für den Betrag. Wir werden im Mai und Juni Albanien unsicher machen oder umgekehrt ! Ich freue mich jedenfalls schon riesig auf Land und Leute und werde hoffentlich noch mehr von euch zu lesen bekommen! Grüße vom Bodensee

Mareen
Hallo, danke für die Infos! Wir sind ab Mitte Mai in Albanien und machen mit den Rädern eine Rundreise. Wir hatten eigentlich auf sichere und ruhige Straßen gehofft. Das hört sich jetzt aber doch recht gefährlich an. Ist das nur in bestimmten Bereichen so? Danke und Grüße

Matthias
Bin letztes Jahr mit Frau ab Tirana mit einem Mietwagen quer durch Albanien gefahren. Trotz meiner 64 Jahre haben wir viel zwischen Teth (in den Alpen) und der Adriaküste erlebt. Tolle Landschaften, herzliche Menschen und jede Menge Wetter (von Schnee über Unwetter zu strahlenden Sonnenschein). Die Straßen sind gut befahrbar und unsere Empfehlung mal den Osum Canyon besuchen. Viel Spaß und keine Bange. Matthias

Sita
Schöne und treffende Beschreibung dieses wunderbaren Landes! Wir (#fortfahrenundankommen - Vakantio Blog) kamen hier letzten Herbst auf unserer FahrradWeltreise durch. @Mareen - vielleicht interessiert dich was wir im September 22 darüber schrieben.

Lip
Hey danke für eure Nachrichten :) Bin auf jeden Fall begeistert von Albanien. @Mareen: hab bereits auch Fahrradfahrer/innen getroffen, die durch albanien fahren. Ist halt bisschen abenteurlich aber im Endeffekt auch nicht gefährlicher als sonst wo...

Albanien
Reiseberichte Albanien