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Picton und der QCT

Veröffentlicht: 20.01.2017

Picton

Wiebereits angekündigt, habe ich inzwischen Blenheim verlassen (endlich) und binnach Picton. Picton ist ein kleines Städtchen in den Marlborough Sounds, dassich vor allem dadurch auszeichnet, dass in ihm die Fähren von Wellington ausanlegen und man die Marlborough Sounds von ihm aus erkunden kann. Insgesamt istes landschaftlich beeindruckender als Blenheim, dafür gibt’s da auch wenig zutun. Sagten zumindest alle, denen ich meine Pläne erklärte. Ich erwies mich alsmal wieder vollkommen beratungsresistent und verließ am 9. Blenheim undtrampte, dank eines älteren Kiwis, des englisch so dialektdurchflossen war,dass ich kein Wort verstand (Sorry), in Richtung des Küstenstädtchens. Dortklapperte ich erstmal zwei Hostels ab, die aber ausgebucht waren (geht ja gutlos). Doch schließlich kam ich im Atlantis Backpackers, dass mir mit seinerfamiliären Atmosphäre (und seinen vielen Katzen) sofort gefiel, unter. Und dasauch noch preisgünstig, für 20$ die Nacht in einem 27-Personen-Dorm. Das hörtsich schlimmer an als es ist, die Betten haben Vorhänge und die Bettreihen sinddurch Trennwände abgetrennt. Die Küche ist erstklassig ausgestattet und die Woofersind alle freundlich. Sich also eingerichtet, dann noch einkaufen gegangen undden Blick auf den Queen Charlotte Sound genossen. Gutes Gefühl wieder on theRoad zu sein.

Ship Cove. Der Anfang ...
QCT mit tollem Wetter

Obwohl sich bei Gesprächen ein paar Jobgelegenheiten zeigten,wollte ich erstmal den Queen Charlotte Track (QCT) machen, der beinahe diegesamte Länge des gleichnamigen Sounds abläuft, dabei in der Ship Cove, in derschon Kapitän Cook oft vor Anker ging, beginnt und im Dörfchen Anakiwa endet.Ich plante die Hälfte meiner Sachen im Hostel zu lassen, was auch ohne Problemging und musste mir nur noch den Track Pass, da der Wanderweg teilweise überPrivatgrund geht, (18$) und ein Bootsticket zur Ship Cove (67$) (Keuch, ichwollte eigentlich nicht den Sound kaufen) besorgen. Ausgestattet mit frischer Kleidung,Trinken, Essen, Gaskocher, etc. gings am Freitag dem 12. los. Um 9 Uhr mit demSchiff zum Ende des Sounds. Nach einigen Tipps und Warnungen von Seiten desSkippers machte ich mich um halb elf auf den Weg, der auch gleichzeitig derStart bzw. das Ende des Te Araroa Auf der Südinsel ist. Da man sein Gepäck auchzwischen den einzelnen Zwischenstationen hin und herschicken lassen kann, warennur wenige mit Riesenrucksack unterwegs und natürlich auch keiner davon allein,mit Ausnahme von mir. Mein Gepäck wurde gleich zu Beginn hinderlich, der Anfangdes QCTs geht nämlich erstmal über eine ganz hübsche Kuppe drüber und dass auchnoch verdammt steil. Natürlich musste es auch noch anfangen zu schütten (imWetterbericht war von nachmittäglichen vereinzelten Schauern die Rede. Malabgesehen davon, dass es ein übereiliger, sich lange hinziehender Schauer war,war er auch etwa so leicht wie mein Rucksack bequem.) Der Weg, der ohne solchenSchnickschnack wie Serpentinen den Berg raufging, war ein festgetrampelterLehmweg, dessen oberste Schicht im Regen circa so rutschig wie ein zugefrorenerSee bei Tauwetter wurde. Also quälte ich mich den Berg hinauf, daraufkonzentriert ihn nicht wieder rückwärts runter zu rutschen, genoß oben denwundervollen Ausblick in ein Nebelmeer (Sichtweite 3m auf einem Aussichtspunkt,vor mir hätten sich alle sieben Weltwunder, ein feuerspeiender Drache und derEingang zu Hölle befinden können, mal abgesehen, dass es dem Drachen vermutlichzu nass gewesen wäre, ich hätte nichts davon gesehen). Dafür sah ich meinenersten Waka, ein kiwiähnlicher Vogel, der jedoch kleiner und häufiger als seinVerwandter ist, doch vor allem ist er weitaus klüger. Wie jeder Waka nämlichweiß, schleppen Menschen immer Essbares mit sich mit, dass man ihnen stehlenkann und wenn schon nichts Essbares, dann eben etwas Anderes. In meinem Fallwollte der Vogel meine Wanderstöcke mitgehen lassen, doch ich konnte ihn nochdavon abhalten, was bei dem folgenden ebenso steilen und rutschigen Abstiegauch gut war ohne Stöcke wäre ich wohl einfach den Hang runter geschlittert. Untenangekommen war auch die erste Campsite, aber ich wollte an dem Tag noch weiteraußerdem hatte der Regen nachgelassen auf meinem weiteren nicht mehr steilenWeg begegnete ich einer Gruppe älterer Neuseeländer inkl. Der Tochter von einemder älteren Pärchen. Diese zeigten mir eine Stabheuschrecke, ratschten etwasmit mir und wünschten mir noch viel Glück, dann machte ich mich wieder auf den Weg.Natürlich überholten sie mich kurz danach wieder. Der Weg wurde immer flacher,der Regen hörte bald vollkommen auf und ich kam ins Endevaour Inlet (die Endeavourwar Cooks Schiff). Dort kam ich an verschiedenen Häusern vorbei und auch an mehrerenkleinen Hotels, wo sich die meisten Wanderer des Abends ausruhten. Ich aberging angefeuert von einer hilfsbereiten Französin noch bis zum Miners Camp,einem privaten Campingplatz, der ebenso wie ein DOC Campingplatz über die nötigstenSachen (Toilette und Wasserhahn) verfügte. Zelt raus, Moskitos drinnen metzeln(das hab ich nicht vermisst) und gut Nacht.

QCT

Am nächsten Morgen gings wiederfrüh los, diesmal mit mehr Gepäck, da an meinem nächsten Campingplatz, dasTrinkwasser aus war und es auch keine Bäche zum nachfüllen gab. Angesporntdurch einen Kaffee (mein Campingkocher ist super) gings wieder los die andereSeite des Inlets lang wieder zurück Richtung Sound. Das Wetter übertrieb es mitder Gutmachung und die Sonne grillte mich. Dazu ging es konstant rauf undrunter. Zumindest traf ich unterwegs wieder die Neuseeländer, diesmal zeigtensie mir eine Zikade (sah aus wie eine bunte Riesenheuschrecke) und beglückwünschtenmich zu meiner Durchhaltefähigkeit (Mhm Sturköpfigkeit Mhm). Viel zu späterreichte ich die Camp Bay Campsite, die nicht mein Tagesziel war und machtemich an den Aufstieg den Berg hinauf Richtung Bay of many Coves, das meineigentliches Endziel war. Am Kenepuru Saddle direkt über Camp Bay traf ich einbritisches Pärchen, dass eben erst erfahren hatte, dass es für mindestens 18Kilometer kein Wasser mehr gab. Schließlich entschloss sich der Mann dazuschnell runter zur Camp Bay zu laufen und so viel Wasser mit zu nehmen wiemöglich. Er war so freundlich auch eine von meinen Flaschen mit zu nehmen undwährend seine Freundin auf ihn wartete, machte ich mich auf den Weg um einengeeigneten Platz zum Zelt aufschlagen zu suchen, denn bis Bay of many Coveswürde ich es eh nicht mehr schaffen. Unterwegs überholten sie mich zwar wiederdoch schon kurze Zeit später kamen wir (zuerst sie dann ich) zu einer Wiese,die sich geradezu anbot mit einem beeindruckenden Blick über den Sound. ImLichte eines orangenen Vollmondes noch schnell Abendessen gekocht und im Zelt zusammengerollt(diesmal ohne Moskitos).

Ausblick beim Wildcampen

Am Nächsten Morgen kam das trockenste und bergigsteStück bis Cowshed Bay und abgesehen von schönen Blicken und konstantem Rauf undRunter erinnere ich mich nicht mehr an viel. Um acht Uhr abends erreichte ichBlackrock Station, füllte meine Flaschen nach und machte mich wieder auf denWeg um die letzten fünf Kilometer in Dunkelheit zurück zu legen. Umgeben vonGlühwürmchen stolperte ich schlussendlich den Berg hinunter in die Cowshed BayCampsite, genoß mein Abendessen und ging schlafen. Beziehungsweise wollte ichschlafen gehen, doch ein starker Wind riss die Heringe meines Aussenzelts ausder Erde und zwang mich dazu sie wieder festzustecken und so ging es die ganzeNacht weiter.

Bei Cowshed Bay

Deutlich übernächtigt machte ich mich am nächsten Morgen wiederauf den Weg und überwand nach einigen (zu vielen) Stunden die schlimmsteSteigung (von 0 auf 480m). Ich begegnete kaum Leuten und erreichte schließlichviel zu spät den Te Mahia Saddle, wo mir das Wasser ausging, dass ich dannkurze Zeit später wieder an einem Bach nachfüllen konnte. Ich erlebte einentraumhaften Sonnenuntergang, dafür stapfte ich aber auch wieder im Dunkelnweiter. Zumindest war es eben. Viel zu spät kam ich in Davies Bay an und gingdirekt schlafen.

QCT mit Sonnenuntergang. Das hat man auch nur beim Nachtwandern)

Am nächsten Morgen nach einer Katzenwäsche (auf dem gesamtenWeg gab es keine Duschen) lief ich noch schnell nach Anakiwa (waren nur noch3km) und hatte den QCT abgeschlossen. Dort machte ich erstmal Pause, schauteSenioren beim Yoga zu (unfreiwillig, das ganze fand nämlich direkt neben meinerPausenbank statt) und versuchte eine Bootsfahrt zurück nach Picton zu buchen. Nachdemdas Telefonat, dass größtenteils aus „Hallo? Ist da wer? Hören sie mich? KRRK“bestand und auch dementsprechend fruchtlos war stellte ich mich wieder an dieStraße und versuchte mein Glück beim Trampen. Eine Gruppe freundlicherBauarbeiter versprach mir, mich mich nach der Arbeit, sollte ich immer nochhier sein, Richtung Picton mitzunehmen. Das wurde jedoch gar nicht nötig denein Bootsfan, der mir bei der Fahrt alles über Schiffe und den Sound beibrachtenahm mich bis zum Eingang des Hostels mit. Ich checkte wieder ein, machte denund den darauffolgenden Tag Pause und dann ging ich auf Jobsuche. Zwei Tage amStück erfolglos. Auch wenn die Leute im Hostel superfreundlich sind werde icham Montag wieder weiterreisen. Am Samstag, also morgen, ist in Picton ein Fest,das mach ich noch mit und dann mal schauen. Ich werde auf jeden Fall nie wiedermich solange festhalten lassen wie in Blenheim. Der QCT war genau das Richtigeum mich wieder daran zu erinnern was ich hier mache. Mein nächstes Ziel istPelorus Bridge und dann Nelson. Also dann bis nächstes Mal.Bilder folgen sobald sie auf meinem PC sind.

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#neuseeland#picton#qct