Nordfrankreich 2020
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Eine Stadt verehrt eine Jungfrau

Veröffentlicht: 21.08.2020

Der Tag heute begann mit frischem Gebäck vom Campingplatz. Die Sonne schien auf unseren Frühstückstisch und somit war das ein perfekter Einstieg für heute.

Herbert chauffierte uns heute nach Orléans. Dabei mussten wir mehrere Mautstationen passieren, was uns ja immer wieder fasziniert. Da fährt man rein, zieht sein Ticket oder bezahlt, und ohne jegliche Fahrbahnmarkierungen werden die Autos von zahlreichen Terminals wieder auf zwei Fahrspuren vereint. Wer sich das mal ausgedacht hat…. Aber es funktioniert einwandfrei.

Orléans ist eine Großstadt in Zentralfrankreich mit einer sehenswerten Altstadt. Was uns Google Maps allerdings zeigte: Einen Parkplatz für Wohnmobile gibt es in der Stadt Null. Jede Menge Parkhäuser, meist auch unterirdisch, sind vorhanden, aber dafür ist Herbert (vor allem in der Höhe) eine Nummer zu groß. Ansonsten ist dort fast alles mit Gebäuden zugebaut, an den Straßenrändern parken nur die Anwohner. Aber nicht verzagen, Mutti fragen: Am Bahnhof gab es einen sehr großen Parkplatz mit vielen freien Lücken für uns und nur 15 Minuten bis zur Stadtmitte. Oder eher gesagt zur Kathedrale Saint-Croix. Der Fußweg führte uns durch die Shoppingmeile, bis zum Reiterstandbild von Jeanne d´Arc. Johanna von Orléans, wie sie auch heißt, wird in der Stadt quasi an jeder Ecke verehrt. Der Grund dafür ist, dass sie im 100jährigen Krieg die Engländer aus der Stadt verjagt, oder besser gesagt, besiegt hat. Mit nur 19 Jahren wurde sie – aus verschiedenen Gründen – in Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt und im Nachhinein, Jahre später zur Märtyrin erklärt. In ganz Frankreich gilt sie als Nationalheldin, aber in Orléans eben wird sie ganz besonders gewürdigt. Gestern Abend haben wir uns die Vita von ihr durchgelesen, ist echt spannend und interessant.

Weiter ging es vom Reiterstandbild über die Rue de Jeanne d´Arc direkt bis zur Kathedrale. Sowas imposantes hat man selten gesehen! Schon im 1.Jahrhundert soll an selber Stelle eine Kirche erbaut worden sein, die immer wieder zerstört, neu gebaut, vergrößert wurde. Im Jahre 1601 wurde der Grundstein für die heutige Kathedrale gelegt, aber auch diese wurde immer mal wieder beschädigt oder sogar fast zerstört. 1829 wurde sie dann aber offiziell eingeweiht und in den Folgejahren immer weiter verschönert. Die Türme sind 86m hoch, die Spitztürme sogar 114m. Besonders an diesem 6300qm großen Bauwerk ist, dass das Querschiff und das Hauptschiff das christliche Kreuz bilden. Im Hauptschiff stehen unzählig viele Stühle für die Betenden, an den Rändern sind etliche kleine Kapellen aufgereiht. Zum Teil sehen sie aus wie Altare, die irgendwelchen Geistlichen gewidmet sind, oder sie sind Kapellen für die Gläubigen aus den umliegenden Orten, wo Zugezogene beten können. Wahnsinnig imposant sind auch die riesigen Fenster, die alle kleine Geschichten darstellen. Überall kann man auch Kerzen (gegen eine Spende) kaufen und für die Verstorbenen anzünden. Haben wir natürlich auch gemacht. Alles in allem ist die Kathedrale wirklich etwas, was man mal gesehen haben muss, wenn man in der Region ist. Die Größe und der Innenraum ist unbeschreiblich eindrucksvoll, das kann ich hier gar nicht richtig in Worte fassen.

Danach haben wir zufällig noch das Hôtel Groslot entdeckt, ein Museum, das man kostenlos besuchen kann. Unter anderem gab es darin einen Raum, wo noch bis 1981 die Stadtratssitzungen stattfanden. Auch einen Saal, der bis zum 16.Jahrhundert ein königliches Schlafgemach war, heute aber als Trauzimmer dient, konnte man besichtigen. Das tolle an diesem Museum waren die alten Möbel, die Kronleuchter und die Wandgestaltungen.

Insgesamt war das ein toller Ausflug in die Großstadt, wobei wir ja eigentlich nie als Ziel hatten, Städte zu besuchen. Hat sich aber definitiv gelohnt.

Danach fuhren wir zum Stellplatz für die nächste Nacht nach Chézy (287km Tageskilometer). Direkt an der Loire gelegen macht der Platz einen sehr guten Eindruck. Allerdings mussten wir feststellen, dass Herbert ein kleines Wehwehchen hat, denn die Unterbodenabdeckung war locker geworden und hing herunter. Wahrscheinlich sind da die unzähligen Schikanen, also Bodenwellen um das Tempo der Fahrzeuge zu drosseln, nicht ganz unschuldig daran. Der Platzwart hat uns aber ehrenhaft sofort geholfen und Kabelbinder gebracht. Danke an die Übersetzer-App, wer kennt schon das Wort für Kabelbinder in Englisch oder gar Französisch?

Am Ende des Tages haben wir wieder einmal den Grill angeworfen und es uns schmecken lassen. Leider haben uns aber abertausende von winzigen Fliegen den Abend draußen verdorben, so sitzen wir jetzt noch gemütlich drinnen und hauen uns bald aufs Ohr. Bis morgen

Liebe Grüße

Die3Bolis

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