Nordfrankreich 2020
Nordfrankreich 2020
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Eine Stadt für alle

Veröffentlicht: 25.08.2020

Gestern sind wir nach dem Frühstück aufgebrochen, um Frankreich nach 2 Wochen den Rücken zu kehren. Später stellte sich diese Entscheidung noch als vollkommen richtig heraus, denn an diesem Tag wurden 2 Regionen in Frankreich als Reisewarnung ausgerufen, eine davon Paris und Umkreis. Im Laufe des Tages mussten wir lesen, dass es Überlegungen gibt, Frankreich komplett zum Risikogebiet zu erklären. Also vollkommen zur richtigen Zeit auf den Weg gemacht.

Nach Luxemburg fuhren wir 232km, zum Teil auf der „Voie Sacrée“ – die Straße, auf der im 1.Weltkrieg der Nachschub an die französische Front in Verdun gebracht wurde. Immer wieder sah man am Straßenrand Säulen mit Soldatenhelmen oder lebensgroße Bilder, die Situationen aus der Zeit zeigten. Kurz überlegten wir, einen Abstecher nach Verdun zu machen, da es dort ein Museum gibt, in dem man in fahrbaren Wagen durch einen Stollen fahren kann und die Geschichte der Zeit hautnah erlebt. Leider wurde da nichts draus, da man sich dafür mehrere Tage im Voraus anmelden muss.

Also ging es weiter bis nach Luxemburg und der erste Weg führte uns an die Tankstelle. Nach laaaaaaanger Zeit stand auf dem Kassenbon ein Betrag, der geringer war als die getankte Menge an Diesel: 97 Cent pro Liter. Da hat sich Papa aber gefreut 😉

Der Zeltplatz war auch sofort gefunden. An der Rezeption saß eine sehr nette junge Frau, die auch perfekt Deutsch sprechen konnte. Wir wurden äußerst herzlich empfangen und hielten einen kurzen Plausch ab, bevor wir auf unseren Stellplatz fuhren. Der ist so groß, da könnten locker 2 Autos stehen, aber viel Platz hat man doch gerne. Auch der erste Blick in die Sanitäranlagen überzeugte uns vollends. Das einzige, was im Internet bei der Recherche von anderen Gästen bemängelt wurde, es sei sehr laut durch die Autobahn und den Flughafen in der Nähe. Aber André ist bei jedem einzelnen Flieger ganz erstaunt mit einem „Orr!“ aufgesprungen und hat uns Modell oder Anzahl der Triebwerke gesagt. Bei jedem Flieger! Aber die Lautstärke empfanden wir gar nicht als störend.

Zum Abendessen gab es wieder mal was vom Grill, weil grillen einfach fetzt!

Viel mehr ist gestern auch gar nicht passiert, Fotos sind keine nennenswerten entstanden, deshalb hab ich mir erlaubt, den Blog auf heute zu verschieben. Dafür halt eben ausführlicher.

Heute früh gab es frische Brötchen vom Zeltplatz, bei kühlen 14 Grad und leichtem Nieselregen, aber trotzdem haben wir draußen gefrühstückt. Der Tag sollte noch schön werden und wir hatten ja Pläne, also ging es auch direkt nach dem Essen auf Tour. Sehr zu unserer Freude haben wir erfahren, dass es 5 Minuten zu Fuß eine Bushaltestelle gibt, wo man mit der Linie 18 direkt ins Zentrum der Stadt fahren kann. Und noch besser ist: die öffentlichen Verkehrsmittel in Luxemburg sind kostenlos! Ist das nicht cool? Nach 10 Minuten Busfahrt sind wir dann auch schon inmitten der Stadt angekommen und sofort in die Flanier- und Shoppingmeile gefallen. Neben normalpreisigen Bekleidungsgeschäften findet man auch Louis Vuitton, Rolex oder Swarovski. Das Stadtbild wird auch von einer sehr bunten Mischung an Menschen geprägt, denn ca 70% der Einwohner sind ausländischer Herkunft. Dementsprechend sind auch alle möglichen Sprachen an den Geschäften zu lesen oder unter den Menschen zu hören. 160-170 Nationen leben hier zusammen.

Da wir nicht auf Shopping aus waren, liefen wir ein Stück weiter und kamen dann an der Michaelskirche an. Wir alle Kirchen, die wir bisher gesehen haben, wieder ein beeindruckendes Gebäude. Gleich danach waren wir am Ufer der Alzette und den Kasematten angekommen. Normalerweise kann man in diese hineingehen, aber dank Corona war alles verschlossen. Jedoch hat man von dort einen super Ausblick über die ganzen geschichtsträchtigen Gebäude wie Militärhospital, Abtei Neumünster, Fort Thüngen und diverse Museen. Glücklicherweise stand auch gleich der Pétrusse-Express da, eine Bimmelbahn für Touristen, und konnten da mitfahren. Man bekommt vom Fahrer ein paar Kopfhörer, die man in die Bahn einstöpselt, dann kann man seine Sprache (unter 8 möglichen) wählen und bekommt während der Fahrt eine wunderschöne Geschichte über die Stadt zu hören. Das hat uns echt Spaß gemacht und man konnte wirklich viel sehen. Zum Beispiel den Stadtteil Clausen, in dem es viele Bars und Restaurants gibt und Firmen wie Microsoft oder Amazon ihre großen Bürokomplexe haben. Dort versuchten wir im Anschluss an die Fahrt etwas zu Essen zu bekommen, aber leider machen die Restaurants entweder erst abends auf, oder haben Mittagsruhe. Muss man nicht verstehen, aber ist vielleicht auch alles anders durch Corona… ?

Also sind wir weiter spazieren gegangen durch Parks, an der Alzette entlang bis zu einem gläsernen Fahrstuhl, der die Unterstadt mit der Oberstadt bei 65m Höhenunterschied verbindet. Außerdem hat man wieder eine fantastische Aussicht von oben. Und kostenlos war der Aufzug auch wieder. Zurück in der Innenstadt fanden wir dann eine Brasserie um einzukehren. Dafür, dass der Sprit so günstig ist und die Öffis kostenlos sind, legt man aber beim Essengehen ein paar mehr Euros hin. Also teuer war das schon, aber wir haben ja Urlaub. André hat sich an eine luxemburgische Spezialität rangetraut: „Gromperenkichelcher mat Speck, Keis an Ee“. Das sind im Endeffekt Röstis mit Speck, Käse und Ei. Hat ihm sogar geschmeckt.

Nachdem unser Hunger gestillt war, sind wir noch ins Letzebuerg City Museum gegangen. Dort waren wir fast allein, aber es war großartig! Die Entstehung und Entwicklung der Stadt bzw des Staates werden sehr gut gezeigt, mit diversen Lichtinstallationen, Schaubildern und Ausstellungsstücken, aber alles auf modern. Zwischen 3 Ebenen fährt man mit einem großen gläsernen Aufzug. Der Eintritt kostete pro Erwachsener 5 Euro, bis 21 Jahren kommt man kostenlos rein und die Karte gilt unbefristet noch für das Kunstmuseum. Also wieder ein Schnäppchen gemacht, aber viel dafür geboten bekommen.

Zur Bushaltestelle war es nicht weit und so fuhren wir am Abend wieder zurück zum Zeltplatz.

Unser Eindruck von der Stadt war: landschaftlich, baulich, menschlich sehr abwechslungsreich und vielseitig mit allen möglichen Gegensätzen. Berge und Täler – hochmoderne Bauten neben alten, erhaltenen Bauwerken aus den letzten 1000 Jahren (seit 1994 ist Luxemburg mit seinen historischen Stadtvierteln Weltkulturerbe) und Menschen jeglicher Schicht, die in den Restaurants nebeneinander sitzen. Aber mit dem eigenen Auto in die Stadt zu fahren ist Wahnsinn. Seit hier auch einige europäische Institutionen ihren Sitz haben, wird Luxemburg zur Metropole aufgebaut und dementsprechend ist die Stadt eine riesengroße Baustelle. Ich habe gelesen, dass es jede Menge Bauvorhaben gibt, die nach und nach abgearbeitet werden sollen, aber es sieht so aus, als bauen die alles zur gleichen Zeit. Macht aber nichts, wenn man mit dem Bus gut durchkommt.

Insgesamt war es ein wirklich toller Tag mit ganz vielen Eindrücken und 12 gelaufenen Kilometern. Ich kann jedem nur empfehlen, sich das mal anzuschauen, aber dafür reicht ein Tag nicht aus. Sonst bietet die Region um die Stadt herum noch ganz viele Wander- oder Radfahrrouten, ich hab mich mit Broschüren eingedeckt. Also, falls wer Interesse hat..

Jetzt sitzen wir gerade noch in der Bar vom Zeltplatz, ich schreibe den Blog, während starker Wind aufzieht. Das heißt für uns, alles in die Heckgarage verstauen und noch ein bisschen im Herbert chillen. Morgen geht´s dann wieder nach Deutschland.

Liebe Grüße

Die3Bolis

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