Shining like a Honeycakehorse

03.03.2018 Heute sollte vorerst unsere letzte gemeinsame Erkundungstour anstehen, da wir die nächsten Wochen keinen Tag zusammen frei haben sollten. Yeah. Unsere deutsche WG empfahl uns damals Port Renfrew und Mystic Beach - ich schnappte meine Kamera, Patrick die Schlüssel für Jim Bob und es ging los. Aber vorher mussten wir noch einkaufen, denn wir hatten noch nichts wirklich im Kühlschrank. Da wir auf dem Weg nach Port Renfrew am Real Canadian Superstore vorbeikamen, hielten wir dort "kurz" an um Lebensmittel für die nächsten Tage zu besorgen. Allerdings ist dieser Laden riesig, erinnert an Walmart, die Suche nach den billigsten Artikeln kann dann schon mal eine Stunde in Anspruch nehmen. Wieder über 100$ ärmer genauer 170, dafür vier kleine Einkaufstüten reicher, ging es los. Jedoch war Jim Bobs Tank fast leer, also mussten wir auch noch tanken. An der Zapfsäule stellten wir die maximale Summe ein - diese liegt bei 150$ - damit der Tank mal voll wird. Die Zapfsäule war fertig, allerdings war der Tank anscheinend immer noch nicht voll - wir beide zogen erstaunte Gesichter und wunderten uns wie viel Fassungsvermögen wohl unser Tank tatsächlich habe. Naja, wieder Geld weg, aber jetzt sollte es wirklich losgehen, schließlich war es schon um 12:00 und bis Port Renfrew waren es noch 2h Autofahrt - dabei ahnten wir noch nicht wie toll die Straßenverhältnisse sein sollten. 

Port Renfrew liegt im Südwesten von Vancouver Island, direkt an einer Bucht und die Straße dort hin führt vorbei am Pazifik. Allerdings war diese Straße voller Schlaglöcher, steilen Kurven und wurde vorzugsweise befahren von Hillbillies, die gerade auf der Jagd nach einer neuen Bestzeit waren. Kein Problem, kann man schon machen, mit seinem Pickup statt 70 einfach mit 100 über die Berge zu bügeln und dabei seinem Vordermann, also uns, so dicht auffahren, dass man denken könnte, dass die Insassen des Nachzüglers direkt auf der eigenen Ladefläche sitzen. Nachdem wir diese Berg und Tal-Fahrt nach über 2h hinter uns hatten, in der die Laune des Beifahrers und damit verbunden die Laune der Fahrerin stetig sanken, kamen wir endlich in Port Renfrew an. Nach einem kurzen Zwischenstopp am "Hafen", wo wir einen Blick auf das smaragdgrün schimmernde Wasser werfen konnten und Ausschau nach Willy hielten (leider kam er nicht vorbei geschwommen), stieg die Laune wieder. Da Port Renfrew eine Ansammlung von etwas mehr als einem Dutzend Hütten ist, waren wir eigentlich damit schon fertig. Aber zum Glück hatten wir noch Empfehlungen von unseren Roommates aus der Deutschen WG und der aktuell kanadischen WG in der Tasche. Ein paar Kilometer westlich von Port Renfrew befindet sich nämlich der Botanical Beach. Ein Strand, der recht nett anzuschauen sein soll. Nach einem kleinen Spaziergang kamen wir endlich am Strand an, setzten uns hin und aßen erstmal ein leckeres Sandwich. Nett anzusehen war der Strand, mehr aber auch nicht. Da waren wir aus Tofino besseres gewöhnt. Schwamm drüber. Wir saßen in der Sonne und erfreuten uns des Lebens. Das war es doch, warum wir hier nach Kanada gekommen waren: Unberührte Natur, wenig Menschen, neue Orte entdecken sehen. 

Nach dem kurzen Spaziergang setzten wir uns wieder ins Auto und fuhren zurück Richtung Victoria. "Kurz" vor Port Renfrew befindet sich nämlich noch der Mystic Beach, der uns ebenfalls empfohlen wurde. Der kürzeste Weg zu diesem 1 Kilometer entfernten Strand führte von der Straße durch einen dicht bewachsenen Wald etwa 150 Höhenmeter nach unten. Da es allerdings schon später Nachmittag war, sich langsam aber sicher die Sonne senkte, wir beide keine besonders guten Wanderer sind und wir von den vor Ort befindlichen Tieren à la Schwarzbär und Puma wussten, verzichteten wir auf dieses kleine Abenteuer und beschlossen, ein paar Wochen später wiederzukommen. Aber wir sollten noch auf unsere Kosten kommen an diesem Tag. Zwei bis drei Kilometer später befindet sich der China Beach, welcher näher an der Straße lag und, zu unserem Glück, über gut ausgebaute Wanderwege verfügte und viele Menschen anzutreffen waren. Nach knapp 10 Minuten kamen wir am Strand an und....waren begeistert. Der Strand erinnerte an die Strände die war aus Tofino kannten. Ein ewig langer Sandstrand mit riesigen Holzstämmen, die durch die Flut ans Ufer gespült wurden und Tannen die das Kanada-Feeling perfekt machten. Leider hatten wir nicht viel Zeit, denn so langsam ging die Sonne unter und wir hatten etwas Angst im Dunkeln durch den Wald zu stiefeln. Nach circa 20 Minuten am China Beach (der absolut nix mit China zu tun hat) wanderten wir zurück zum Auto. Auf der Fahrt zurück nach Victoria ging langsam die Sonne unter und wir erlebten einen der schönsten Sonnenuntergänge die wir jemals gesehen haben. Der Himmel färbte sich orange-rot und ich versuchten so schnell es ging irgendwo anzuhalten, damit ich das perfekte Foto schießen konnte. Zum Glück kam nach einer gefühlten Ewigkeit eine kleine Ausfahrt mit Blick auf die Berge Amerikas, dem Pazifik und natürlich dem fabulösen Sonnenuntergang. Tausend Fotos später und einfach überglücklich fuhr ich Patrick, Jim Bob und unsere Einkäufe nach Hause. Leider mussten wir beide am nächsten Tag wieder arbeiten, aber dafür hat sich unser kleiner Ausflug mehr als gelohnt.