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In Arrowtown bei Jörg und Angeln in Kaikoura

Veröffentlicht: 15.04.2023

Mit erhoben Daumen beförderten mich 4 unterschiedliche Fahrzeuge von Monowai nach Arrowtown; um genau zu sein Arrow Junction. Dort war ich vor exakt 10 Jahren mit Vampy und Säckn schonmal gewesen und wir versackten aufgrund der herausragenden Rundumversorgung. Seitdem ist viel passiert. Jörg war damals noch Pilot und stellte nebenher Gin her, den er gerade begann zu vermarkten. Nun ist er vollberuflich Manager seiner Destillerie und Restaurantinhaber. Er hat nun mehrere Gins und unteranderem noch Vodka, Whisky, Rum und softere alkoholische Getränke, welche er in 14 Länder der Welt exportiert. Zum Empfang gab es eine Wachtelterrine in der 40 Wachteln verarbeitet waren, welche er von einem befreundete Sternekoch einen Tag zuvor bekam. Aber auch die anderen Abendessen, welche es in den kommenden Tagen gab, waren sehr dekadent: Greyfish (Languste), Codfish (Kabeljau), Lamm, Krustenbraten… und nicht nur den Speisen auf dem Tisch, sondern auch Jörg war der neue Wohlstand etwas anzusehen und -merken.

Und einerseits war es total schön Jörg wiederzutreffen, kurz in alten Geschichten zu schwelgen, zu sehen was sich alles verändert hat und auch was so beim Alten geblieben ist. Doch die Themen kreisten dann schnell um das leidige Thema Geld und es war deutlich zu erkennen, dass Jörg sehr viel mit Kalkulationen und Planungen beschäftigt war. Und Geld verwandelt dann schnell mal Subjekte in Objekte, was wiederum zu einer Entfremdung der Natur des Menschen führen kann. Ich möchte jetzt nicht wieder den Bogen zu unserem wirtschaftlichen System, Auswirkungen auf die Menschen und den derzeitigen Weltkrisen spannen und somit vom Stöckchen zum Hölzchen kommen, doch wurde mir mal wieder mit dieser Begegnung klar, wie schwierig es ist eine gute Balance im Leben zu bewahren und das Geld mit Sicherheit allein nicht glücklich macht.

Dann traf ich Irina, welche ihre letzten Tage in Neuseeland in der Nähe von Arrowtown verbrachte. Wir machten einen Ausflug nach Wanaka auf den Roy’s Peak. Ein Berg, welcher durch seine bestechenden Aussichten und wunderbaren Fotomotive an Reichweite gewonnen hat. So war es noch dunkel, als wir am Parkplatz ankamen und mit Glück noch einen Stellplatz bekamen. Als wir dann kurz vor dem Sonnenaufgang uns auf den Weg machten, dauerte es nicht lang und die ersten Menschen kamen uns schon entgegen und machten sich auf die Heimreise. Auch gibt es am Berg einen bestimmten Spot, wo man Schlange stehen muss um Bilder machen zu können… obwohl nicht unweit davon ähnliche schöne Aussichten existieren und man relativ ungestört ist. Es war insgesamt ein wunderbarer Tag und wir hatten bei dem nicht ganz anspruchslosen Anstieg eine schöne Zeit mit schönen Fernsichten.

Einen Tag später waren dann auch Lutz und Sanny, welche ich auf den Fijis kennenlernte, aus Hamburg kommen und gerade auf Weltreise sind, in der Nähe. Eigentlich wollten wir wandern gehen, doch das Wetter ließ es nur zu, zusammen in Arrowtown etwas die Cafés zu erkunden. So verbrachten wir den Tag bei allerhand schönen Reisegeschichten und dem einen oder anderen schmackhaften Heißgetränk in dem schnuckeligen Arrowtwon.

Noah aus Aschaffenburg, der Neffe von Jörgs besten Freund, traf in den Tagen auch bei Jörg ein, um sich 1 Jahr Pause in Neuseeland zu nehmen. So bildeten wir am Vormittag ein Arbeitsteam, wo wir die ehrenvolle Aufgabe bekamen einen Zaun für Jörg zu bauen, nachmittags unternahmen wir Ausflüge und abends ließen wir den Tag bei einem Gläschen Gin ausklingen. Es machte Spaß mit Noah Löcher zu buddeln, Eisenstangen auf die richtige Größe zuzuschneiden und diese dann zusammenzuschweißen. Er war hochmotiviert und wir hatten ähnliches Pensum und Moral, was die Arbeit wie Freizeit erscheinen ließ. Nachmittags nahmen wir uns dann die Fahrräder von Jörg und einen seiner Mitarbeiter und fuhren an Ausgangspositionen für kleine Wanderungen und bestiefelten den ein oder anderen Berg. Es waren weniger bekannte Berge, was zu Auswirkung hatte, dass wir teilweise keiner Menschenseele begegneten und ebenfalls wunderschöne Aussichten hatten. Und dann kam ich noch in den Hochgenuss das erste Mal in meinen Leben ein Fully zu fahren und war einfach hin und weg von dem Komfort, der Leichtigkeit und dem Spaß ein Berg runterzufahren. Am letzten Tag meines Aufenthaltes fand noch ein Gin-Festival statt, wofür uns Jörg Freikarten gab und auf dem Noah und ich uns etwas durchkosteten.

Am nächsten Tag machte ich mich dann gleich Frühs auf den Weg zu Tony, der etwas nördlich von Christchurch wohnte und mich mit Angelbildern und Surfgeschichten lockte. Zunächst nahm mich ein Engländer in meinem Alter mit, der vor einem Jahr das Reisen für sich entdeckte. Danach Max, ein junger Bochumer auf Welttournee, Peter, welcher nach dem Orkan Haus und Autos bei Auckland verlor, sich auf der Südinsel gerade ein neues kaufte und nun auf dem Rückweg sich befand und Anton und Eric aus der Nähe von Düsseldorf, welche Work und Travel in Neuseeland machten. Und die beiden hatten sich, nachdem sie zu ein Angeltrip auf einem Boot eingeladen wurden, sich dazu entschieden selbst ein Boot für das eine Jahr zu kaufen. So verdienten sie Geld hinter der Theke, kauften sich ein restaurierungsbedürftiges aber dafür günstiges Boot und möbelten das auf. Da sie gerade auf dem Weg zu einem wunderbaren Angelspot waren, entschloss ich kurzerhand einen Tag später zu Tony zu reisen und den beiden am nächsten Morgen etwas Gesellschaft auf dem Boot zu leisten. Wir verbrachten den gesamten Tag bei Kaikoura auf dem Boot, sahen Pinguine durchs Wasser springen, Delfine uns verfolgen und hatten den einen oder kleinen Biss und Fisch. Die beiden waren charakterlich grundverschieden. Anton war eher der rationale, strukturierte, besonnene und anständige, während Eric eher der lebendige, verschusselte, extrovertierte und auch lustige war. Und schon nach wenigen Minuten fingen sie an sich immer wieder zu zanken, Wortgefechte zu führen und sich wegen Kleinigkeiten hochzuschaukeln. Das führte dann immer mal wieder zu einem kleinen Knall, also bis einer lauter und beleidigender wurde. Danach kehrte dann kurz Stille ein. Derjenige, meist Eric, welche die Grenze überschritt, begann dann kurze Zeit später freundlich und ruhig themenunabhängig wieder eine Kontaktaufnahme, so dass die Stimmung wieder heiterer wurde…bis der nächste Zwist aus einer Nichtigkeit entfacht wurde. Es war wie mit einem alten Ehepaar unterwegs zu sein. Anfangs versuchte ich noch etwas zu intervenieren, merkte aber schnell da auf verlorenen Posten zu sein und ließ die beiden dann einfach ihren freundschaftlichen Kreislauf in Endlosschleife wiederholen und genoss Wetter und Fisch. Wobei der große Fang ausblieb. So hatten wir einiges an Bissen, aber, um es in Frankys Worten auszudrücken, hauptsächlich nur Mickymäuse. So ließen wir uns dann etwas von der Gier verleiten und nahmen auch Fische mit, die nicht hundert Prozent dem Mindestmaß entsprachen. Zurück am Hafen, wollten wir gerade das Boot auf den Trailer fahren, als plötzlich 3 Pickups vorfuhren und uns die Ausfahrt versperrten. Es waren das Ministry of Fisheries and Marine Resources, die nach Sonnenuntergang noch mit dieser Armada anrückten. Das machte ordentlich Eindruck und wir bekamen weiche Knie, auch weil wir nicht wussten, ob nun jeder Fisch dem Mindestmaß entsprach. So wurden dann unsere Fische von einen der 3 Männer kontrolliert. Er legte kein Maßband an, doch schien er den Fängen nichts auszusetzen zu haben. Er verabschiedete sich dann und überließ den anderen Männern das Wort. Die interessierten sich dann dafür, wo wir angelten. Und es stellte sich heraus, dass wir teilweise in einem Marine Reserve fischten. Das bedeutet 600Dollar pro Person Strafe, der Einzug des Bootes und Abschiebung aus dem Land. Doch wir konnten die beiden von der Unwissenheit, Absichtslosigkeit und Dummheit deutscher Touristen überzeugen, wodurch sie Gnade vor Recht walten ließen und nur die Daten für einen eventuellen weiteren Tatbestand aufnahmen. Was für eine Aufregung. Sie empfahlen uns dann noch eine App, wo man einsehen kann, welche Gebiete geschützt sind. Für mich wohl weniger relevant, doch für Eric und Anton keine schlechte Idee im Voraus mal den Angelspot auszuchecken. Als wir dann mit leichter Schockstarre und doch erleichtert loswollten, war dann noch die Batterie des Autos leer. Doch das war dann nur eine kleine Randnotiz des Abends. Da es dann schon spät war und Tony ins Bett ging, verbrachte ich die Nacht in Cheviot am Rugbyfeld unter sternklaren Himmel, bevor mich einen Tag später Tony abholte.

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