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Faszination Vanuatu

Veröffentlicht: 12.02.2023

Ich flog über die Fidschis nach Vanuatu, einem kleinen Inselstaat bestehenden aus 83 Inseln mitten im pazifischen Ozean. In der Vergangenheit war Vanuatu eine Kolonie, welche sich Frankreich und England teilten. Hierdurch sprechen die Menschen, welche eine Schule besuchen durften, häufig 4 Sprachen: Englisch, Französisch, eine allgemeine Sprache namens Bislama und die Sprache ihres Stammes in dem sie aufgewachsen sind und von denen es circa 110 unterschiedliche auf Vanuatu gibt. Also alles Menschen, die ich für ihre sprachliche Begabung extrem beneide und viel Achtung schenke. Aber die Menschen auf diesem kleinen Inselstaat sollen nicht nur Sprachbegabt sein, sondern auch zu den glücklichsten der Welt gehören. Laut deren eigener Aussage hängt deren Glück wohl eng mit ihrem Nationalgetränkt Kava zusammen, welches eine extrem relaxierende Wirkung hat und sehr friedlich auf das Gemüt wirkt. Auf dieses Getränk werde ich aber später nochmal detaillierter eingehen. Die Menschen auf Vanuatu unterscheiden sich von den Einheimischen der anderen pazifischen Inseln etwas von ihrem Aussehen. So wird angenommen, dass deren Abstammung mehr afrikanischer Natur ist, während die Einheimischen der anderen Inseln eher polynesischer Abstammung sind, wie beispielweise auch die Maori.

Nach Mathieus Empfehlung meldete ich mich bei Couchsufing an und suchte in Port Vila, der Hauptstadt von Vanuatu, einen Gastgeber, bei dem ich die ersten zwei Nächte verbringen konnte. Und tatsächlich durfte ich bei Didier schlafen, einem kanadischen Anwalt, der schon etwas von der Welt gesehen, im etwas schmutzigen Bankenbuisness arbeitete und nun in Vanuatu seinen Lebensmittelpunkt gefunden hat. Er wohnte etwas außerhalb in einem wohlhabenderen Viertel und hütete gerade das Haus von einer belgischen Familie, dessen Frau eine Arbeitskollegin ist und sich gerade im Urlaub befindet. Seine Begrüßung und allgemeine Art waren emotional etwas unterkühlt und mürrisch wirkend. Er war an dem Abend zu einem BBQ eingeladen und nahm mich direkt mit dorthin. Dort löste sich dann meine Unsicherheit falsch zu sein auf, da er zu allen etwas grummelig war. Die Gäste des BBQ waren so multikulti, dass es nicht mehr multikulti sein konnte. Die Gastgeber waren aus Brasilien und Frankreich, da waren Amerikaner, ein Portugiese, eine Chinesin, eine Französin, ein Vanuatuer, Didier und ich. Es war eine sehr gesellige Runde und ich war froh einen so guten Start in Vanuatu gehabt zu haben, auch wenn ich da wohl in einer Blase von den eher Wohlhabenderen gelandet war. Am nächsten Tag machten wir mit Freunden von Didier einen Ausflug zu einer kleinen Insel namens Hideaway Island. Diese wurde vor allem durch ihren Unterwasserbriefkasten und dem kleinen umliegenden Korallenriff bekannt, welches ich dann stundenlang erschnrochelte. Abends trafen wir uns dann wieder mit Freunden von Didier in einer Kavabar und gingen später noch was kleines essen.

Nach den 2 Nächten in Port Vila führte mich der Weg nach Tanna, einer Insel südlich von Efate, der Hauptinsel. Ihren Namen erhielt sie damals vom Seefahrer Käpt’n Cook, der nach seiner Ankunft auf Einheimische traf und sich über den Namen der Insel informierte. Da diese damals noch ihre Probleme mit Englisch hatten, deutete er auf den Sand und wiederholte seine Frage. Die Bewohner benannten dann in ihrer Sprache den Sand namens Tanna und der Name war geboren. Auf Tanna befindet sich einer der aktivsten Vulkane der Welt. Und die Sensation ist nicht nur das er aktiv ist, sondern dass man ihn besteigen, aus nächster Nähe in den Schlund des Vulkans schauen und ihn beim Brodeln zusehen kann. Doch zunächst stand die Suche nach einer Unterkunft und der Transfer zu dem Vulkan im Vordergrund. Da ich von Solveig, eine Französin und Freundin von Didier, schon ein paar Tipps und Hinweise bekam, versuchte ich denen nachzugehen. Und so rief ich verschiedene Nummern an, verglich zusätzlich Preise im Internet, lernte in Tanna am Flughafen eine Frau kennen, die mir eine Unterkunft anbot und war am Ende von den ganzen unterschiedlichen Aussagen von Preisen ganz durcheinander. Und am schlimmsten für mich ist in diesen Ländern immer wieder diese Intransparenz, diese riesige Variabilität der Summen und dieses Gefühl dabei über den Tisch gezogen zu werden. Eigentlich sollte ich mich mal davon lösen und dieses blöde Geld einfach in den Hintergrund schieben, aber gar nicht so leicht. Auch weil es hier trotz der mit dem westlichen Standard verglichenen Unterentwicklung ziemlich teuer ist. Und wie ich am Ende herausfand, waren meine Mühen und Sorgen auch nicht ganz umsonst, da ich im Vergleich zu den anderen teilweise nur die Hälfte oder weniger zahlte, was schnell mal in der Summe nur für Unterkunft und Transport für 4 Tage über 100Euro waren.

Ich landete letztendlich in einem kleinen Dorf direkt am Fuße des Vulkans. Meine Unterkunft war ein Baumhaus für Schwindelfreie. Sicherlich 20m über der Erde, mit kleinem Balkon und direkten Blick auf Mt. Yasur, dem brodelnden Vulkan. Auf den ersten Blick schien das Häuschen nicht ganz in Waage zu stehen und nicht ganz den deutschen Zertifizierungsnormen zu entsprechen. Doch nach meiner Erstbesteigung erhielt es das Siegel „ausgezeichnet“, auch wenn es womöglich die deutschen TÜV-Kriterien nicht 100% erfüllen konnte. Kurz nach der Ankunft machte ich mich direkt auf den Weg zum Vulkan, welcher circa eine 1h Fußmarsch entfernt war. Als ich den Eintritt für diesen zahlte, war die Kassiererin etwas empört, dass ich laufen wolle, da die meisten direkt mit dem Auto nach oben chauffiert werden. Zudem sollte man wohl an einer geführten Tour teilnehmen. Doch ich hatte Glück, da kurz vor mir eine Tour startete und ich dann einfach auf dem Vulkan dieser mich anschließen sollte. Da die Wege hier sehr von Regengüssen ausgespült und somit für Autos abenteuerlich sind, können die Pickups nur in einem gemäßigten Tempo fahren, wodurch ich etwa genau zur gleichen Zeit wie die Gruppe die Kraterkante des Vulkans erreichte. Auf den letzten Meter kam mir schon eine Frau entgegen, deren Angst es nicht zuließ weiterzulaufen. Sarah, eine Führerin, begleitet sie und fing mich dann ab. Wir unterhielten uns nett und spazierten schon an der Kraterkante in Richtung der Gruppe entlang, als wir beide plötzlich in uns zusammenzuckten. Es gab einen mächtigen Donnerschlag, Lava sprudelte unweit von uns nach oben und eine Druckwelle gab uns einen sanften Ruck. Wahnsinn! Ich fragte sie dann ein paar Details. So war die letzte größere Eruption, wo auch die Dörfer runterrum evakuiert wurden, 2008. Die Lava, also das flüssige Gestein, ist 5000Grad heiß. Der Vulkan hat zurzeit 3 kleine Krater, aus denen es heraussprudelt. Aber die Beschaffenheit ändert sich regelmäßig und vor 3 Jahren hatte man noch einen tieferen Einblick.

Und dann stand man nun dort, wie in einer anderen Welt, total in den Bann gezogen und wartete immer wieder auf eine kleine Eruption mit einer Lavafontäne, die einer der 3 Krater in die Luft spuckte. Wie Silvester, nur dass man vor Ehrfurcht und Respekt dieses Naturspektakels wie paralysiert vor sich hinstarrte. Aber wohl nicht alle waren von dem Vulkan so angetan. So fragten die ersten bevor die Sonne verschwunden war, wann es wieder zurück geht. Ich wurde unruhig, da ich unbedingt das Spektakel auch in absoluter Dunkelheit erleben wollte. Ich fragte Sarah, ob ich nicht länger bleiben kann, doch sie meinte, dass wir als Gruppe wieder gehen müssen. Doch als die Gruppe schon weiter voraus war, ich ihr immer wieder von meiner Faszination wissen ließ, zeigte sie sich gütig und ließ mich zurück. Zudem zeigte sie auf eine andere Seite des Vulkans, an der ich nochmal schauen sollte, ich jedoch auf Asche und Qualm aufpassen soll. Und man hatte tatsächlich nochmal eine bessere Sicht in den Vulkan und ich bewunderte noch viele weitere kleine Explosionen. Doch der Ascheregen, als auch der Qualm an dieser Stelle machten es etwas ungemütlicher, zudem war mein Akku vom Handy mittlerweile auf 3 Prozent geschrumpft, was meine einzige Lichtquelle für den Nachhauseweg sein sollte. Also machte ich mich auf den Nachhauseweg und mein Licht reichte tatsächlich direkt bis zum Eingang des Hauses, als sich mein Handy dann ausschaltete.

Und so verbrachte ich dann die erste Nacht in dem Baumhaus, von wo aus man immer wieder wie ein grollendes Gewitter den Vulkan eruptieren hören konnte und stärke Eruptionen sogar Baum und Häuschen leicht durchrüttelten.

Am nächsten Morgen genoss ich gerade auf meiner Empore das Getümmel der Kinder, Hühner und Schweinchen die unter mir ihren Morgenroutinen nachgingen, als plötzlich Robert, der Manager zu mir hoch rief, ob ich nicht Lust auf einen Spaziergang zum Kannibalendorf hätte. Ich checkte kurz meinen Appetit und stimmte zu. Vor circa 100 Jahren aßen hier die Menschen wohl tatsächlich noch Menschen. Und das nicht aus irgendwelchen religiösen Gründen, sondern einfach, weil sich die unterschiedlichen Stämme nicht ganz grün und die Menschen hungrig waren. Also machten wir uns auf den Weg und Robert, der so circa 40 Jahre alt ist, erzählte uns, dass er als Kind von seinen Eltern noch gesagt bekommen hat, sich nicht zu weit von zuhause wegzubewegen, da es Kannibalen gebe. So war das Informationszeitalter hier noch nicht so weit vorangeschritten, dass jedes Dorf darüber informiert war, dass dieses Kapitel auf dieser Insel der Vergangenheit angehörte. Dann fragte uns Robert halb scherzhaft, ob wir irgendwelche Herzprobleme hätten und schickte uns als 5 köpfige Gruppe voraus. Plötzlich erwachten in direkter Umgebung Büsche zum Leben und 4 Männer, bekleidet mit einem Strohrock und Knüppel in der Hand stürmten schreiend auf uns zu. Zweiter gelungener keiner Schockmoment nach dem Vulkanausbruch innerhalb von 24 Stunden. Das sollte dann eine kleine Demonstration sein, wie sich damals das Leben abspielte, sobald Menschen ihr Dorf verließen und die Grenzen eines anderen Dorfes passierten. Als nächstes erzählte er uns von Wächtern, welche die Grenzen bewachten. Wenige Schritte weiter, erwachte plötzlich wieder ein uns abermals nicht erkennbarer Busch circa 3m neben uns zum Leben und ein Kind lief schreiend von uns weg (einen Wächter symbolisierend) und wenige Sekunden später kamen wieder die mit Keulen und Speeren bewaffneten Männer auf uns zu. Es war also eine Art interaktives Theater, was in meinen Augen wirklich sehr gelungen war und mich mehr beeindruckte, als beispielsweise im späteren Tagesverlauf ein Besuch in einem traditionellen Dorf, wo sich ein paar Menschen in eine alte Kluft warfen und lustlos und wohl zum 100. Mal ein paar Tänze vorführten (Womöglich würde es mir an ihrer Stelle nicht anders gehen, wenn regelmäßig so schnöselige Bleichgesichter mit Fotoapparat bewaffnet vorbeischauen und denken sie seien im Zoo). Sie spielten uns dann noch einen Unfall vor und zeigten, wie damals verletzte Menschen mit sehr einfach übereinandergelegten Blättern durch den Dschungel abtransportiert wurden, wie sie heute noch Fallen für Wildschweine legen, welches Zeichen Frieden symbolisiert und folgend Gespräche mit dem Chef des Dorfes stattfinden, wie in Bambus Menschenfleisch zubereitet wurde, Feuer ohne Streichhölzer und Feuerzeug entfacht wird und zum Abschied sangen sie ein von Robert kombiniertes Lied. Alles in allen wirklich sehr informativ, unterhaltsam und beeindruckend.

Am Abend wollte ich gerade das 2. Mal zum Vulkan aufbrechen, als mich Robert zu sich rief und sagte, dass das Wetter und damit die Sicht an diesem Tag nicht so toll sei, ich einen anderen Tag gehen solle und lieber diesen Abend zum Kava trinken mitkommen soll. Ich folgte seinen Anweisungen brav. Bei Kava handelt es sich um eine Pflanze, deren Wurzel seit über 4000 Jahren von den hier ansässigen Menschen zu einem Getränk verarbeitet und anschließend aus einer Kokosschale konsumiert wird. Alle Männer an diesem Abend waren total euphorisch und freuten sich wie kleine Kinder auf ihr Kava. Sie schwärmten davon, wie es einen entspannt und wie kooperativer und liebevoller man durch dessen Konsum handelt und Gefühle wie Wut und Angst verschwinden. Ob wohl die kannibalistischen Stämme Kava verschmähten? Naja, auf jeden Fall wurde mir dann eindrücklich die Zubereitung vorgeführt. Zunächst wurden die Wurzeln grob mit einem Messer geschält und gereinigt und Kinder (Jungs) putzten dann die Wurzeln nochmal mit dem Bast einer Kokosnuss. Und wer einen empfindlichen Magen oder eine geringe Ekelschwelle besitzt, sollte die nächsten Zeilen nun überspringen. Normalerweise wird die Wurzel dann in einem Grinder oder Mörser zerkleinert, doch auf Tanna wird dies von dem Kauwerkzeug der ansässigen Kavaköche oder Maschine, wie sie es selber nennen, zerkleinert, zermahlen und zu Brei verarbeitet. Dabei kauen sie circa 10min mit maximal vollem Mund auf den Wurzeln rum und wirken immer wieder Kavareste, welche beim Kauprozess leicht den Hals runterrutschen mit einem grunzen nach oben, bis sie am Ende den Kava-Speichel-Brei auf ein Blatt aus ihrem Mund gleiten lassen. Die Pampe wird dann in eine Einbuchtung eines alten Plastikkartoffelsack gelegt, leicht mit Wasser verdünnt und das Filtrat darunter mit einer Kokosnussschale aufgefangen. Et voilà, fertig ist Kava zum Verzehr. Als ich das erste Mal Kava am Abend des BBQ trank, enttäuschte ich die Anwesenden, welche mit Video das gemeinsame Trinken aufnahmen, mit meinen gleichgültigen und weniger von Ekel erfüllten Gesichtsausdruck. So schmeckt es minimal bitter, scharf und vor allem sehr nach Erde, womit viele zu kämpfen haben. Doch an diesem Abend verspürte ich seltsamerweise schon vor dem Trinken ein unwohles Gefühl im Magen. Als ich dann an der Reihe war, bedankte ich mich ehrlich und versuchte meine Gesichtszüge, welche sich dem Ekel nur schwer zu entziehen vermochten, zu kontrollieren. Also schluckte ich die schlammige Speichelbrühe auf ein hieb nach unten und schaffte es dann ganz gut mein Würgereflex zu bändigen. Danach trank ich direkt Wasser und aß in der Hütte im Feuer zubereitete Bratbanane und Kokosnuss. Und dann machte sich in mir wirklich ein angenehmes Gefühl breit. Mir war minimal schwindlig und ich fühlte mich äußerst entspannt. Doch anders als die anderen, hatte ich noch total Lust gehabt mich weiter zu unterhalten, doch irgendwie löste sich die Versammlung schnell auf und der Rest der noch da war, chillte so vor sich hin. Naja, so unterwarf ich mich der Stimmung der Allgemeinheit und versuchte dann einfach den Moment und Augenblick zu genießen.

Kava wird auch beim Lösen von Konflikten eingesetzt. Zunächst gibt es hier 3 Instanzen, welche stufenweise für die Lösung der Konflikte zuständig sind: der Chef des Dorfes, der Pfarrer und die Polizei. Gibt es beispielsweise Konflikte zwischen 2 Männern im Dorf, werden diese dann zunächst dem Chef vorgetragen, man trinkt zusammen Kava und der Chef spricht darauf sein Urteil. Wie die Leute hier sagen, werden die Instanzen Pfarrer und Polizei nur in den wenigsten Fällen benötigt, da mit Hilfe von Kava die Parteien meist so friedlich werden, dass die Urteile akzeptiert und hingenommen werden. Dann gibt es meist noch eine Art Strafe, bei dem der Schuldige je nach Ausmaß der Tat ein Huhn, Schwein oder was auch immer bei der nächsten abendlichen Kava-Zeremonie opfern muss. Etwas befremdliches, aber irgendwie doch cooles Konfliktmanagement. Ich denke in unserer Welt geht man Konflikten häufig aus dem Weg, wodurch sie sich verfestigen und Menschen am Ende getrennte Wege gehen und vereinsamen. Da ist doch so ein offener Umgang und Involvierung von mehreren Menschen kein schlechter Lösungsansatz.

Allen in allen irgendwie voll der schöne Gedanke, dass man jeden Abend sich in der Gemeinschaft trifft, sich austauscht und zusammen ein Ritual hat. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl und wie die Resilienzforschung gezeigt hat, sind stabile Beziehungen eines der wichtigsten schützenden Faktoren für die psychische Gesundheit. So stelle ich mal die These auf, dass sich in unserer technisch höher entwickelten Welt die Menschen immer mehr durch Individualisierung abheben wollen und sich dadurch von einem der wichtigsten menschlichen Bedürfnisse, nämlich der tieferen sozialen Beziehungen oder auch Bindung, entfremden. So sind die Menschen hier materiell gesehen im Vergleich zu unseren westlichen Nationen wirklich arm, doch so glücklich, dass sie emotional wohl um einiges reicher als die meisten Menschen bei uns sind. Für Thomas, dem Chef des Dorfes hier, sind die Traditionen und der Brauch sehr wichtig. Doch auf die Frage, wie sich diese Bräuche in den nächsten 10-20 Jahren entwickeln werden, ist er auch eher pessimistisch. So wird es wohl allen voran der Lockruf des Geldes sein, welcher die Bräuche und damit vielleicht auch die engen menschlichen Kontakte auflösen wird.

Am nächsten Tag machte Jessi für Romash, einem Schweizer Weltenbummler und Manager bei Novatis in Basel, und mich eine kleine Dschungeltour vorbei an vielen Dörfern und einem unberührten und sehr eindrucksvollen Urwald. Hauptattraktion sollte dabei wieder die Kavaverkostung in einem der Dörfer sein, wobei ich mich mehr über ein traditionelles Essen gefreut hätte. Doch ich fügte mich mal wieder brav den Anforderungen. Den Abend verbrachten Romash und ich dann wieder mit den Menschen auf dem Kavaplatz und da gerade ein Workshop für Chefs und Pastoren anderer Dörfer direkt hier bei unserem Dorf stattfand, hatten wir wunderbare Gespräche und noch tiefere Einblicke in die Kultur der hier ansässigen Menschen. Am letzten Tag machte ich eine kleine Wanderung, auf einer Art Haupthandelsroute und vorbei an vielen kleinen Siedlungen, zu einem Korallenstrand. Es ist einfach sehr beeindruckend wie freundlich und offen die Menschen hier sind. Jeder grüßt, man gibt sich häufig die Hand, stellt sich vor, unterhält sich kurz und läuft weiter. Hier scheint es keinen Zeitdruck zu geben und die Menschen tragen ohne Ausnahmen noch alle etwas tief Menschliches und Offenes in sich und vor allem auch nach außen. So könnte ich hier noch viele kleine herzliche Geschichten erzählen, merke aber auch, dass ich diese ganzen Eindrücke und Erfahrungen erstmal setzen lassen und verdauen muss. Auch wenn ich merke, dass meine Prägung einfach europäisch ist, bin ich überaus dankbar von Menschen mit komplett anderem kulturellem Hintergrund zu lernen und Inspirationen für ein menschliches Miteinander zu erhalten.

Antworten (2)

apfelhiero
Chapeau, wieder ein sehr amüsanter Bericht! Ich wünsche Dir weiterhin tolle und spannende Impressionen!

Sabrina Alicia
Herzlich wie du es erlebst und wirklich beeindruckend

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