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Ein Abenteuer in Lesotho

Veröffentlicht: 28.09.2018

Lesotho. Ein kleines Königreich, vollkommen umschlossen von Südafrika. Das Land ist in etwa so groß wie Belgien oder Israel und hat circa 2 Millionen Einwohner. Der niedrigste Punkt Lesothos liegt auf 1500 Metern, was es zu dem Land mit dem höchsten niedrigsten Punkt macht. Fast Zweidrittel des Landes besteht aus Bergen, die zwischen 2200 und 3000 Metern hoch sind, es gibt sogar ein kleines Skigebiet.

Und in diesem kleinen, interessanten Land haben wir fünf Tage verbracht. Das ist jetzt schon wieder eine ganze Weile her. Am Samstag, 22. September, haben wir uns um halb sechs morgens getroffen und sind mit unseren beiden riesigen Allradwagen von Toyota losgefahren - und die haben sich noch richtig bewährt. Nach elf Stunden im Auto haben wir die Grenze an der Maseru-Bridge erreicht - ein neuer Stempel im Reisepass für uns alle :)

Obwohl Lesotho mitten in Südafrika liegt, ist es doch ganz anders. Abseits der paar wenigen größeren Städte, ist die Natur beinahe unberührt, vereinzelt sieht man dann kleine Dörfer oder auch einzelne runde Häuser, gebaut aus Steinen. Man sieht mehr Schafe und Kühe und Esel als Menschen. Auf den Bergen kann man die Hirten beobachten, wie sie mit ihren Herden weiterziehen, oft sind es noch Kinder. 

Viele der Männer waren sehr seltsam gekleidet, sie hatten Decken umgehängt und eine Art Sturmhaube aufgesetzt, die nur die Augen freiließ. Später haben wir in einem Reiseführer herausgefunden, was es mit den Decken auf sich hat. Die Basotho-Decke wird nicht nur zum Schutz gegen Hitze und Kälte eingesetzt, sondern ist auch ein Statussymbol. Jungen bekommen sie erst nach ihrer Beschneidung. Je nach Muster kann sie für Reichtum (Kohlkopf) oder Fruchtbarkeit (Maiskolben) stehen. 

Ist man in den ländlichen Gebieten an den kleinen Siedlungen vorbeigekommen, wurde man meistens sehr freundlich aufgenommen. Viele haben gewunken und gelächelt. Die Kinder kamen angerannt. Doch manchmal, wurde auch gebettelt. Vor allem die Kinder schienen teilweise darauf "abgerichtet" zu sein, dass man von den weißen Leuten in den großen Autos wohl etwas bekommen kann. "Sweets, Sweets" riefen sie oft und hielten uns ihre offenen Hände entgegen. 

Unsere Route hat uns einmal durch das ganze Land geführt. An der Westseite sind wir in der Haupstadt Maseru angekommen, an der Ostseite über den Sani-Pass in den Drakensbergen haben wir das Land wieder verlassen. Wir haben eine Bootsfahrt über den Stausee am Katse-Dam gemacht, der höchste Staudamm Afrikas. Und wir waren am Maletsunyane-Wasserfall, der 192 Meter hoch ist. 



Kilometer waren es gar nicht mal so viele - aber geteerte Straßen gibt es kaum, sodass wir für die Strecken immer viel länger gebraucht haben, als Google Maps es veranschlagt hatte. Mehrmals hat uns die Navigation auch etwas im Stich gelassen und uns auf Irrwege geschickt. 
Dadurch haben wir an unserem vorletzten Tag ein Abenteuer erlebt, das wir so nicht erwartet hatten. Wir hatten eine Karte gefunden, auf der die Straßen in verschiedenen Farben eingezeichnet waren - je nach Verfassung der Straße. Da wir ja extra die Allradwagen gemietet hatten, dachten wir, wir könnten eine 4x4 Strecke nehmen, die sollte schneller sein laut Google Maps. 
Ich bin an diesem Morgen losgefahren, also hatte ich auch direkt das Offroad-Vergnügen und es hat mega Spaß gemacht, auch wenn man schon auch sehr aufpassen musste wo man hinfährt. Später, als ich nicht mehr gefahren bin, sind wir teilweise vorgelaufen um große Steine aus dem Weg zu räumen. 


Irgendwann aber haben uns Locals aufgehalten, die uns dann sagten, dass die Straße der wir folgen gar nirgendwo hinführt. Deshalb mussten wir umkehren und haben dann eine Gravel-Road genommen, die passierbarer sein sollte. War sie auch erst, eine Schotterstraße mit vielen Schlaglöchern zwar, aber so unwegsam wie vorher war sie nicht. Doch das änderte sich bald. Wir waren uns auch nicht mehr hundertprozentig sicher, ob wir auf der richtigen Straße waren, wir hatten viel Zeit bei unserem ersten Verfahren verloren, es wurde spät, der Tank war auch nicht mehr so voll und die Stimmung drohte ein wenig zu kippen. Wir mussten uns entscheiden - kehren wir zu der besseren Straße zurück von der wir keine Ahnung haben, wo sie hinführt oder fahren wir weiter. 

Ich wollte weiterfahren und die Mehrheit zum Glück auch. Trotzdem lag noch eine angespannte Stunde vor uns, während wir immer weiter in Schrittgeschwindigkeit über Steine weiter den Berg hinauf rumpelten, nur gefühlte Zentimeter vom Abgrund links von uns entfernt. Es fing dann auch noch an zu nieseln und jeder stellte sich vor, wie das Wasser bald in Sturzbächen heruntergekommen und die Erde in Matsch verwandeln würde, wie wir stecken bleiben würden, ohne Benzin und ohne Essen, mitten im Nirgendwo, ohne einen Hauch von Zivilisation in der Nähe. 
Doch der Regen ließ direkt wieder nach und nach einem kurzen Hagelschauer kam auch die Sonne wieder hervor. Als man dann in der Ferne tatsächlich auch die Stadt erkennen konnte, in der wir eigentlich nur tanken wollten, aber dann auch entschieden hatten, dort zu schlafen, wurde die  Stimmung wieder besser, beinahe albern. Und als wir tatsächlich eine geteerte Straße erreicht haben, sind wir alle in Jubel ausgebrochen. 

Im Halbdunkeln mussten wir dann noch nach einer Unterkunft suchen, die spontan elf Leute beherbergen konnte. Beim ersten Versuch hatten wir tatsächlich Glück. 
Jetzt können wir uns stolz Survivor of the Roof of Africa nennen, was der Name der Strecke ist, wie wir im Nachhinein erfahren haben. 



Das "Roof of Africa"... 

... und seine Bezwinger :P



So waren es fünf Tage, in denen wir fast nur im Auto gesessen haben. Ein bisschen Wandern war eigentlich auch eingeplant, aber da haben uns die lesothischen Straßen eben einen Strich durch die Rechnung gemacht. Trotzdem hat es sich so gelohnt. Wir haben so viel gesehen. So viele Eindrücke gesammelt. Haben das ganze Land durchquert und es ein wenig kennengelernt, ein Land, von dem ich vorher absolut keine Ahnung hatte. Und wir sind noch mal mehr zusammengewachsen, haben alberne und tiefgründige Momente gehabt, haben schweigend aus dem Fenstern die atemberaubende Landschaft bestaunt, Lieder mitgegrölt, aneinander gelehnt versucht zu schlafen, haben eine angespannte Stunde überstanden und dafür eine noch gelöstere Stimmung danach erlebt - danke vielmals, ihr wart die besten Mitabenteurer, die man sich nur wünschen kann. 

Antworten (1)

Marion
Ich bin froh, dass ich das alles erst im Nachhinein erfahren habe! Aber auch sehr neidisch auf euch Bezwinger, das war sicher ein sehr beeindruckendes Erlebnis!