Baby-its-cold-outside
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Take these broken wings, You've got to learn to fly

Veröffentlicht: 17.02.2020

Februar in Kanada, was kommt einem da in den Sinn? Natürlich nur Eines: Die Rockies, Schnee und endlose Pisten. Endlich rückte mein lang ersehnter Skiurlaub in Whistler näher. Allerdings sollte der Weg dorthin doch ein wenig steinig (oder eisig...) werden. Begonnen hat es eine Woche vor dem geplanten Abflug von meinem Vater. Sein bester Freund Bernd musste aus familiären Gründen kurzfristig absagen. Fieberhaft überlegten wir, wer vielleicht noch so kurzfristig einspringen könnte. Dabei lag die Antwort sehr nahe, meine Schwester Wiebke hatte zufällig gerade Ferien und genau in dieser Woche Zeit. Ich freute mich natürlich darauf, nicht nur ein, sondern gleich zwei Familienmitglieder wiederzusehen. Aber die Schwierigkeiten waren damit noch nicht überwunden. Am Sonntag Abend stand hier in Edmonton Super Bowl auf dem Plan. Nach ein paar Startschwierigkeiten des Streams, welcher letzendlich über eine Remote-Verbindung nach Deutschland hergestellt werden musste (welch Ironie...), genossen ein paar Freunde und ich ein, wie ich als Nichtkennerin zugeben muss, sehr spannendes Spiel bei minimal überteuertem kanadischen Bier, Chips und Popcorn. Leider hat sich die über Nacht gebildete Eisschicht als ausgesprochen verhängnisvoll für meinen Rückweg erwiesen: Elegant, wie mich alle kennen, habe ich mich direkt vor meine Haustüre auf die Nase gelegt. Buchstäblich...
Der schön tiefe Kratzer blutete stark und auf dem weißen Schnee sah es wahrscheinlich so aus, als wäre ich grade von einem Kojoten angefallen worden. Das leider nicht nur meine Nase betroffen war, merkte ich dann in der Nacht, als mein rechter Ellebogen sich meldete. Nach einem Arztbesuch inklusive Röntgen am nächsten Tag stand fest: ich hatte mir tatsächtlich eine Fraktur am Ellebogen zugezogen. Aber Glück im Unglück: weder ein Gibbs, noch starke Medikation waren von Nöten und die Schwellung ging zum Glück auch recht schnell zurück, so dass ich meinem Abflug am Wochenende schnell wieder optimistisch entgegensah.
Zu guter Letzt musste dann natürlich noch die Airline Mist bauen: der Flug von Papa und Wiebke nach London wurde wegen 'schlechtem Wetter' gekänzelt (Man beachte den Wetterbericht in den Fotos...). Letzendlich gelang es ihnen dann doch einen Tag später, sicher in Vancouver anzukommen, wo der Shuttle nach Whistler schon wartete. Dort stieß ich dann am Samstag hinzu.
So, jetzt zum eigentlichen Skigebiet: Whistler-Blackcomb besteht aus 2 Bergen, die entweder aus dem Tal oder über die Peak-to-Peak Bahn zu erreichen sind, die sich zwischen der Gipfel der beiden Berge erstreckt. Ein paar Daten zu diesem Meisterwerk, das seit 2008 Besucher von einem Berg zum anderen Transportiert: die Gondeln sind rot (die beste Farbe dafür mM nach ;) ) und fassen 28 Personen, außerdem hielt sie bis 2017 den Weltreckort für die längste freischwebende Strecke zwischen Zwei Türmen (3.03 km). Die Fahrt von einer zur anderen Seite dauert nur ca. 11 Minuten (für eine Entfehrnung von 4.4 km) und wie wir festgestellt haben, ist die Gondel auch bei Wind erstaunlich ruhig.

Die Peak-to-Peak ist allerdings bei weitem nicht das einzige faszinierende oder schönste an diesem Skigebiet. Die Abfahrten in Whistler/Blackcomb sind traumhaft, man hat mit einem Lift mehrere Möglichkeiten, ohne dass man auch nur einen anderen Lift in der Nähe sehen würde. Es gibt unzählige Waldabfahrten (an die Insider: meine Schwester meinte passend, dass das Skigebiet aus einer endlosen Anzahl an Schifer-Pisten besteht), so dass man wirklich bei jedem Wetter (außer vielleicht bei Regen) Spaß hat. Außerdem gibte es immer grüne (einfache) und blaue (mittelschwere) Pisten von den Liften, was mir mit meinem etwas ledierten Arm sehr entgegen kam. Und ich glaub, ich kann behaupten, dass ich mich gar nicht so schlecht geschlagen habe. Papa meinte sogar, ich sei die beste, einarmige Skifahrerin auf der Piste (zugegeben, ich hatte nicht besonders viel Konkurrenz). Die Mittagspausen haben wir in einer genialen, amerikanischen Ski-Bar in Creekside verbracht, in der super Musik und Sport-TV (Eishockey, Football oder auch mal die New Yorker Hundeshow) liefen und wir unsere Liebe für Yam-Fries (Süßkartoffelpommes) entdeckt haben.

Nach 3 Tagen Skifahren war mein Arm dann doch ganz froh, sich bei unserem Ausflug nach Vancouver etwas erholen zu können. Dazu wollten wir uns ein Auto mieten und hatten vorher schon einen 'Kleinwagen' reserviert. Allerdings hatte dieser leider kein Navigationssystem, worauf uns der Verkäufer prompt für 10$ extra seinen 'Lieblingswagen' anbot. Wir hätten doch kein Problem mit einem großen SUV oder?...
Was ein Kanadier unter 'SUV' versteht ist allerdings ein bisschen exotisch. Er kam mit einem Wagen um die Ecke, der bequem 7 Leute in 3 Reihen fasste (mit Kofferraum) und einen Spritverbrauch hatte, der den Mustag von Papa als Ökowagen darstellen ließ. Aber das Abenteuer was es auf jeden Fall wert, auch wenn die Parkplatz-Suche etwas spannend wurde, als wir in der untersten Ebene angekommen waren in dem gefühlt kleinsten (aber günstigsten :p) Parkhaus in Vancouver, in dem es leider nur eine geteilte Auf- und Abfahrt und keinerlei Wendemöglichkeiten für unser Schlachtschiff gab. Zum Glück haben wir genau in dieser Ebene einen Parkplatz gefunden, sonst hätten wir das ganze Ding wohl rückwärts wieder hochmanövrieren müssen.
Jetzt hab ich aber einen wichtigen Teil ausgelassen: Ein Highlight des Ausfluges war nämlich schon die Straße, die von den Bergen bis zum Meer verläuft: der Sea-to-Sky-Highway. Es ist in Worten so unglaublich schwer zu beschreiben, welche Faszination der Fjord ausübt, an dem sich die Straße entlangschlängelt.
Auch an Vancouver war das unserer Meinung nach schönste die Symbiose zwischen Meer und Stadt, die wir bei einem Spaziergang durch Stanley Park und am Hafen entlang bewunderten. Die Hochhäuser in Downtown waren allerdings hauptsächtlich von außen schön anzuschauen, das Innere der Stadt war durch die hohen Gebäude recht unübersichtlich und es fehlte definitiv die Gemütlichkeit der europäischen Innenstädte. Trotzem hatten wir einen wunderbaren Ausflug der wohl noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Nun noch ein wenig zum Skiort selber: Whistler ist ein recht überschaubares Städchen, mit vielen kleinen Geschäften, gut besuchten Bars und einem wunderschön gestalteten Gemscheinschaftsplatz, auf dem sich u.a. ein Spielplatz und eine Eislauffläche befinden. Die Bäume sind mit bunten oder blau-weißen Lichtern geschmückt, was am Abend wirklich sehr schön aussieht, und in der Innenstadt fahren keine Autos, so dass man wunderbar die Straßen entlangschlendern kann. Unser Hotel lag direkt am Rande des Zentrums und damit perfekt für den Weg zum Lift (für den es einen Schuttle gab, wirklich seeehr angenehm) und den abendlichen Restaurantbesuch. Und nach einer Woche muss ich zugeben, man kann verdammt gut essen in Kanada, was ich zuerst wirklich nicht gedacht hatte. Doch abgerundet durch die verschiedensten, lokalen Craft-Biere wurde eigentlich jeder Abend zu einem kulinarischen Genuss (besonders für Wiebke, unsere Fleischliebhaberin). Das Hotel selber war mindestens genau so ein Glücksgriff, wie die Stadt. Wir haben für den Großteil der Zeit ein größeres Zimmer bekommen, als eigentlich gebucht (mit einem wunderbar kitschigen, künstlichen Kamin), draußen gab es einen beheizten Whirlpool und ab und zu wurde man nach dem Skifahren mit Kleinigkeiten wie Kakao, Apple-cider oder einem Sekt zum Valentinstag begrüßt.

Wir werden dieses unglaublich schöne Skigebiet wohl ewig in Erinnerung haben. Wahrlich eine würdige 'Once-in-a-lifetime'-Erfahrung. Oder vielleicht treffen wir uns ja doch noch mal wieder, Papa, Wiebke, ich und Whistler.

Antworten (2)

Monika
Was für ein Erlebnis! Wunderschöne Bilder! Deine Begeisterung ist ansteckend - alle Leser; auf nach Vancouver! Hab noch ganz viel Spaß!! Alles Liebe Monika

Franziska
Danke! Es war echt so wunderschön. :) Grüße an alle zuhause!

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