aventuraenecuador
aventuraenecuador
vakantio.de/aventuraenecuador

Ecuadorianische Beerdigungen, Induktionsherd und Encebollado

Veröffentlicht: 01.08.2016

Wie ihr anhand der Überschrift schon erahnen könnt, hat diese Woche mit einem sehr traurigen Ereignis begonnen. Am Dienstagmorgen erreichte uns in der Musikschule die tragische Nachricht, dass ein sehr guter Freund und Lehrer von uns gegangen ist. Fernando war nämlich in den letzten Jahren für den Klavier-, Geigen- und Gesangsunterricht, neben uns Freiwilligen von MoG, tätig. Dies war vor allem von großem Vorteil für die Schüler, da sie regelmäßig von demselben Lehrer unterrichtet wurden, was wir von MoG logischerweise nicht ermöglichen können. Somit war Fernando mit seinem "viernes cultural", seinem geliebten Keyboard mit Backgroundmusik und seiner lockeren und entspannten Art mit Menschen umzugehen ein sehr wichtiger Teil der Musikschule. Trotz häufigeren Krankheiten in den letzten Wochen, kam sein Tod für uns alle doch sehr plötzlich. Den vorherigen Freitag hat er noch mit seinen Schülern ein Konzert im centro veranstaltet..

Ich bin daher umso dankbarer, dass ich diesen Menschen noch kennenlernen durfte und wünsche seiner liebenswerten Frau ganz viel Kraft, Liebe und Unterstützung von ihren Kindern und Enkelkindern! Paz en su tumba!

Mittwoch war die Beerdigung in Guayaquil, weil der Großteil seiner Familie dort wohnt. Die Zeremonie fand in einem Gebäude direkt beim Friedhof statt, dass nur für Beerdigungen eingerichtet ist. So können also quasi mehrere Menschen gleichzeitig beerdigt werden, weil es mehrere Räume gibt die nach einem festen Plan belegt sind. Auch die ganze Feier lief etwas unpersönlicher ab als in Deutschland würde ich sagen. Alle 5 Minuten hat ein Handy geklingelt oder wurden Fotos von den Musikern gemacht. Und wenn ihr denkt, dass die Ecuadorianer dann peinlich berührt ihr Handy aussschalten, denkt ihr leider falsch. Stattdessen nimmt man den Anruf an und tauscht mit der Hand vorm Mund die wichtigsten Neuigkeiten aus. Trotz vieler Störungen waren die Ecuadorianer doch sehr emotional und auch ich konnte die Tränen bei der innigen Umarmung mit seiner Frau (die ich vorher erst 3 oder 4 Mal gesehen habe) nicht mehr zurück halten. Es ist eben doch immer wieder ein trauriger und sehr ergreifender Moment wenn ein Mensch unsere Welt verlässt und niemand genau weiß, was jetzt mit ihm passiert. Als die kirchliche Feier vorbei war, durfte man noch einen letzten Blick in den Sarg werfen (worauf ich liebendgerne verzichtete) und dann übernahm der Manager des ganzen Apparats die Führung zur Grube. Der folgende Teil lief ähnlich wie in Deutschland ab, sodass ich auf weitere Ausführungen verzichte.

Kurz nach der Zeremonie in Guayaquil


Dementsprechend war die Stimmung im Cacique in der ganzen Woche etwas gedrückt, obwohl der Schmerz insgesamt ziemlich schnell verarbeitet oder eben verdrängt wird.

In Ecuador gibt es den Brauch, dass Freunde und Verwandte des Toten in folgender Zeit auf Alkohol und Fiestas verzichten, als Respekt vor dem Verstorbenen. Im Grunde ja eigentlich gar keine so schlechte Idee, weil die alleinstehende Person dann aus Frust und Trauer nicht direkt dem Alkoholismus verfällt. Wir waren gestern aber trotzdem etwas feiern, vor allem weil es auch das erste Wochenende der neuen deutschen Freiwilligen hier ist und wir sie in das Nachtleben von Playas einführen wollten.

los nuevas Alemanas


Bis jetzt waren wir fast immer in einem Club, der überwiegend Salsa, Reggeaton und ein bisschen Pop spielt. Ab 12 Uhr kommen die meisten Leute und um 3 schmeißt die Polizei dann alle wieder raus. Danach suchen sich die meisten Leute irgendein Haus in dem eine Afterparty läuft oder sammeln sich, so wie wir gestern, beim letzten Encebolladostand der geöffnet hat. Encebollado ist eins der Nationalgerichte, eine Art Fischsuppe mit Zwiebeln und Chiffles (Bananenchips) und suuuuper lecker! Ich glaube ich könnte das echt fast jeden Tag essen, haha :D Dass man jeden Tag das Gleiche essen kann beweise hier ich auf jeden Fall. Mittags gibt es immer zuerst Suppe und anschließend Reis mit Fleisch, Hühnchen oder Fisch. Abends gibt es dann, zur allgemeinen Verwunderung, Reis mit Fleisch, Hühnchen oder Fisch. Gemüse ist hier wirklich sehr rar und frisch fast nicht auffindbar. Dafür ist der Fett- und Zuckerkonsum umso höher, was ich mittlerweile auch am eigenen Körper spüre, haha. Teilweise esse ich Sachen, bei denen ich gar nicht genau weiß was es ist, was wahrscheinlich aber auch besser so ist. Aber insgesamt ist das Essen echt richtig lecker hier. Vor allem die Kochbananen mit denen man total viel machen kann. Ich versteh gar nicht, warum die nicht nach Deutschland exportiert werden.


patacones (frittierte Kochbananen) mit Käse


Als ich Donnerstagabend von der Arbeit nach Hause kam, stand meine ganze Familie in der Küche um einen neuen Herd herum. Ich hab mich einfach mal dazu gestellt um zu sehen, was daran so interessant ist und habe dann festgestellt, dass sie darüber beratschlagt haben wie das Ding funktioniert. Das war auch schon wieder so typisch Ecci-Style, dass man sich was kauft, ohne einen Plan zu haben wie es funktioniert. Also habe ich ihnen erklärt, dass es sich um einen Induktionsherd handelt und der nur funktioniert wenn man einen passenden Topf benutzt. Also haben wir Wasser gekocht und wie bei einem kleinen Wunder zugesehen wie schnell das Wasser heiß wird. Wie ich schon geahnt habe, benutzt meine Gastmama den Herd natürlich trotzdem nicht, weil sie der neuen Technik nie so ganz traut, haha :D

Anonsten sind die Wellen im Moment ziemlich gut zum surfen, was ich mir dieses Wochenende zu Nutzen gemacht habe, sodass ich jetzt mit ganz vielen neuen blauen Flecken und Wunden in die neue Woche starten kann :)

So, ich glaube das waren jetzt so die gröbsten Neuigkeiten

Hasta pronto!

Saludos, Henriketa

Antworten

Ecuador
Reiseberichte Ecuador
#encebollado#ecuador#surfen#playas#musik#essen