Auszeit - Reise Richtung Osten
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Neues Land, neues Abenteuer: Osaka, Japan

Veröffentlicht: 26.07.2019

Die Metropole Osaka zählt rund drei Millionen Einwohner und ist somit nach Tokyo und Yokohama die drittgrösste Stadt Japans. Auf der Liste der grössten Metropolregionen der Welt belegt Osaka Rang 14: Im Ballungsgebiet um Osaka, Kyoto und Kobe leben zirka 17,5 Millionen Menschen. Osaka ist landesweit eines der wichtigsten Industriezentren. Zudem ist es für seine kulinarischen Köstlichkeiten bekannt – daher kommt auch die Bezeichnung 'Küche Japans'.

Insgesamt verbrachten wir vier Tage im lebendigen Osaka. Wir nahmen an einer Free Walking Tour teil, besuchten Tempel und Märkte sowie das Mangaviertel der Stadt. Zudem unternahmen wir einen Tagesausflug in die ehemalige Hauptstadt Nara (dazu folgt ein separater Eintrag).

Ankunft und Wohnen

Vor unserem Abflug hatte der Taifun in Jeju für viel Hektik und Verwirrung gesorgt. Unser Flug verlief unerwartet ruhig und wir gerieten glücklicherweise nie in Turbulenzen. Am Flughafen von Osaka besorgten wir uns im Touristenbüro eine Stadtkarte und liessen uns den Weg in unser Stadtviertel erklären. Leider gelang es uns nicht, am Ticketautomaten selbstständig ein Ticket zu lösen, da sämtliche Erklärungen nur auf Japanisch aufpoppten. Zudem irritierten uns die unterschiedlichen Automaten, die ganz offensichtlich nicht zum gleichen Unternehmen gehörten. Im Büro des einen Bahnunternehmens fanden wir dann heraus, dass es tatsächlich zwei verschiedene Anbieter gibt. Die Linien der Konkurrenten verlaufen übrigens parallel zueinander in die Stadt. Ausgestattet mit einem Ticket betraten wir den Zug. Vom Zug stiegen wir auf die Metro um und von dort wiederum auf eine andere Bahn. Die Strecke führte einmal quer durch die Stadt und nahm zirka eine Stunde in Anspruch. Besonders anspruchsvoll war das Umsteigen an der Osaka-Metro-Station auf die Hankyu-Kobe-Linie. Die Metrostation ist mit verschiedenen Bahnhöfen verbunden. Es handelt sich um ein kilometerlanges, unterirdisches Labyrinth mit gefühlt hundert Tunneln und Ausgängen. Zum Glück ist die Ausschilderung relativ gut. Mit der Hankyu Bahn Linie fuhren wir noch eine Station und erreichten endlich unsere Endstation Juso. Von hier aus waren es nur noch wenige Gehminuten zur Unterkunft. Wir hatten im Vorfeld einen genauen Beschrieb inkl. Code für die Eingangstüre und den Schlüsselkasten erhalten.

Total erschöpft betraten wir unser Appartement. Wir waren sogleich sehr positiv überrascht. Die Wohnung war neu und gut ausgestattet. Sogar eine Waschmaschine war vorhanden. Zudem war unser neues Zuhause auch relativ geräumig – ein wahrlicher Luxus in Osaka. Die meisten Menschen wohnen auf sehr engem Raum. Osaka bietet viele Dinge, aber Wohnraum ist ein rares Gut. Wir konnten unser Glück kaum fassen: Zu einem Preis von knapp zwanzig Franken pro Nacht hatten wir eine stadtnahe Wohnung mit einem guten Ausbaustandard gefunden!

Transport

Die städtischen Bahnen – Metro sowie sämtliche Privatbahnen – bieten klar den besten, preiswertesten, schnellste und einfachste Weg, um von A nach B zu kommen. Der Fahrplan muss im Stadtzentrum nicht studiert werden, denn die Züge fahren im Schnitt alle zwei bis fünf Minuten ab. Wir besorgten uns eine wiederaufladbare Metrofahrkarte, die bei den Checkpoints einfach nur hingehalten werden muss. Zu Beginn wird jeweils ein Mindestbetrag abgezogen. Beim Ausstempeln wird automatisch der Gesamtbetrag analog der genutzten Strecke berechnet und abgezogen. Der ganze Vorgang nimmt weniger als eine Sekunde in Anspruch. Leider war die Karte nur für die Metro und einige Buslinen gültig. Bei den Privatbahnen musste jeweils separat ein Ticket am Automaten gelöst werden. Dies war in Korea unserer Meinung nach praktischer geregelt: Eine Karte für alle Transportmittel. Ansonsten gibt es am öffentlichen Verkehr in Japan nichts auszusetzen. Die Züge fahren gemäss Fahrplan und sind sehr pünktlich. Uns gefiel, dass einige Anbieter ihren Wagons absichtlich einen alten Look verpassten. So erinnerte das Innere der Hankyu Linie an einen Zug aus den 70er Jahren. Sehr chic und auch immer blitzblank geputzt. Meist ist es in der Bahn auch sehr ruhig – es gehört sich beispielsweise nicht, im Zug zu telefonieren oder laut zu diskutieren. Zudem werden kleinere Gepäckstücke, wie Rucksäcke und Taschen, nie auf den Boden gestellt.

Wie in Seoul fährt auch in Osaka die letzte Metro kurz nach Mitternacht. Dies ist für eine solch grosse Stadt wirklich erstaunlich. Wer die letzte Metro verpasst, kann mit dem Taxi nach Hause fahren. Ein angeblich sehr teurer Spass. Im Übrigen nutzen auch die Taxifahrer Fahrzeuge im Retrolook. Uns ist zudem aufgefallen, dass nur ältere Herren hinter dem Steuer sitzen. Den Grund dafür, kennen wir allerdings nicht.

Menschen und Kommunikation

Die Japaner und Japanerinnen erlebten wir als extrem höflich und interessiert. Auch wenn die Menschen auf den ersten Blick sehr zurückhaltend und distanziert wirken, sind sie stets hilfsbereit. Trotz der grossen Sprachbarriere – diese ist in Japan nochmals grösser als in Korea – versuchen sie immer ihr Bestes, um den Touristen weiterzuhelfen. Sei es an den Ticketautomaten oder in einem Supermarkt. Dies schätzten wir wirklich sehr. Denn nicht immer ist es einfach, sich in Japan zurechtzufinden. Die japanische Sprache verfügt über ein komplexes Schriftsystem, das eine Mischung aus chinesischen Schriftzeichen und den Silbenschriften Hiragana und Katakana ist. Es gibt in der japanischen Sprache rund 50'000 Schriftzeichen. Unser Stadtführer sah darin auch die Erklärung, wieso die Japaner weniger gut Englisch sprechen, also andere Völker. Er ist der Überzeugung, dass die Kinder mit dem Erlernen der eigenen Sprache schon genügend beschäftigt sind. Wir halten dies für eine plausible Theorie, da sich das lateinische Alphabet auch sehr stark von den Schriftzeichen unterscheiden und der Sprachaufbau zudem ein ganz anderer ist.

Nebst ihrer Höflichkeit – diese ist im Übrigen in keiner Weise so übertrieben, wie sie im Westen gerne dargestellt wird – zeichnen sich die Bewohner Japans durch ihre Pünktlichkeit, Arbeitsamkeit und ihre Ehrlichkeit aus. Vor allem auf letztere war unser Stadtführer sehr stolz. Verliert man in Japan einen Gegenstand (Geldbeutel, Handy, Laptop, Schlüssel etc.), so ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass dieser wieder auftaucht. Der Verlust wird der Polizei gemeldet und diese klappert in Folge sämtliche Fundbüros in der Stadt auf der Suche nach dem Gegenstand ab. Mit einem Augenzwinkern hat er gemeint, dass dies nur möglich sei, weil die Polizei ansonsten nicht viel um die Ohren habe. Japan ist ein sehr sicheres Land mit einer kleinen Kriminalitätsrate.

Glücksspiel

In vielerlei Hinsichten erinnern uns die Japaner an die Schweizer. Doch in einem Punkt unterschieden sie sich ganz klar: Ihrer Spielfreude. In jedem Quartier, ja gefühlt an jeder Ecke, befindet sich eine Spielhöhe, ein sogenanntes Pachinko. Egal zu welcher Tageszeit, gespielt wird immer. Wir sind erstaunt, wie viele Menschen sich tagsüber in solche Spielhallen begeben. Wir haben uns eine Spielhöhle von innen angesehen – Fotos waren leider nicht erlaubt. Wir haben es nur knapp fünf Minuten im Inneren ausgehalten. Der Geräuschpegel, der durch die Spielautomaten, die Musik und die Durchsagen verursacht wird, ist schlichtweg ohrenbetäubend! Zudem dürfen die SpielerInnen nach Belieben rauchen. Beim Pachinko handelt es sich übrigens um ein ganz simples Spiel: Der Spieler kauft eine Anzahl kleiner Metallkugeln. Diese werden oben in den Automaten gefüllt. Mit einem Hebel kann bestimmt werden, wie schnell die Kugeln in das Labyrinth aus Nägeln, Kanälen und Klappen geschossen werden. Die Kugeln bahnen sich einen Weg nach unten. Die meisten sind Nieten, aber manchmal fallen die Kugeln auch in Speziallöcher, wo sie bestimmte Dinge auslösen. So erhält der Spieler beispielsweise mehr Kugeln.

Nun kommt das wirklich paradoxe am Ganzen: In Japan besteht ein allgemeines Verbot für Glücksspiele. Der Spielgewinn darf nur gegen Sachpreise eingetauscht werden, die den Wert von hundert Franken nicht übersteigen. Der Gewinner tauscht also seine Kugeln gegen einen Sachpreis ein – meist gegen ein Stück Plastik. Dieses Plastik kann dann ausserhalb der Spielhalle wieder verkauft werden. So wird der Preis ausbezahlt und das Gesetzt umgangen. Es handelt sich um einen sogenannten Graubereich und ist in Japan ein offenes Geheimnis. Im Jahr werden im Übrigen auf diese Weise rund 165 Milliarden Franken umgesetzt!

Gamer

Die Spielsucht bezieht sich nicht nur auf das herkömmliche Glücksspiel. Japan ist bekannt für seine Gamer. Wie dies in der Realität aussehen würde, konnten wir uns vor dem Besuch einer Spielhalle nicht wirklich vorstellen. Auf sechs Stöcken entdeckten wir diverse Spielautomaten: Autorennen, Pokémon, Guitar Hero, Greif-Automaten etc. Zum Teil konnten die Spiele mit VR-Brillen gespielt werden oder fanden in speziellen Kapseln statt. Wir haben SpielerInnen entdeckt, die mit den Händen so flink waren, dass unser Gehirn fast nicht mehr mitkam. So etwas erfordert jahrelange Übung. Bei gewissen Spielen wurde uns schon nur vom Zuschauen leicht schwindlig. Es ist definitiv nicht unsere Welt. Immerhin war es in diesen Spielhallen nicht so laut, wie in den Pachinko.

Sehenswürdigkeiten und Spezialitäten

Osaka wurde im Zweiten Weltkrieg zu grossen Teilen zerbombt. Den Bomben fielen auch viele Kulturstätten zum Opfer. Der Hauptturm der Burg von Osaka wurde durch den Angriff stark beschädigt. Es dauerte einige Jahrzehnte, bis die Burg wieder errichtet wurde. Die Burganlage gefiel uns sehr gut. Weiter besuchten wir den Shitennoji Tempel. Dieser buddhistische Tempel wurde ursprünglich im 6. Jahrhundert errichtet. Damit gehört er zu Japans ältesten Tempelanlagen. Der Shitennoji Tempel ist im Verlaufe der Jahrhunderte mehrmals einem Feuer zum Opfer gefallen. Jedoch wurde er jeweils gemäss seinem ursprünglichen Design wieder aufgebaut. In der Nähe des Tempels befindet sich der Gokuraku-jodo Garten. Es ist eine traumhaft schöne Oase inmitten der Stadt Osaka. Ein schöner Ort, um sich vom hektischen Stadtleben zu erholen.

Im krassen Kontrast dazu steht der Stadtteil Dotonbori. Tausende Menschen schlendern tagsüber und nachts durch die Strassen dieses Viertels. An den Hauswänden sind riesige Figuren angebracht, die verraten, welche Speise das jeweilige Restaurant serviert: Krebs, Kugelfisch, Tintenfisch etc. Am Abend strahlen und blinken hunderte Schilder um die Wette. Werbung flackert über die riesigen Bildschirme – teilweise sind diese mehrere Stockwerke hoch und so breit, wie das Gebäude, an dem sie angebracht sind. Einfach verrückt. Wer nicht durch die Hauptgasse gehen möchte, kann dem Kanal in der Nebengasse entlang schlendern. Hier ist es wesentlich ruhiger.

In Dontonbori kann an jeder Ecke eine Köstlichkeit probiert werden. Darauf wollten wir natürlich auf keinen Fall verzichten. Nebst den bekannten Ramen-Nudeln und Sushi assen wir auch Takoyaki. Dabei handelt es sich um mit Oktopus gefüllte Teigbällchen. Die Kugeln werden mit einer Sosse garniert. Wir empfanden das Gericht als sehr schwer und für unseren Geschmack war eindeutig zu viel Sosse drauf. Wir probierten auch die Sakuramochi und Daifuku – zwei Desserts. Sakuramochi ist ein mit Bohnenpaste gefüllter Reisklumpen, der von einem eingelegten Kirschblütenblatt umwickelt ist. Das Blatt ist salzig und der Inhalt ist süss – eine gute, aber spezielle Kombination. Daifuku ist ein Reiskuchen, der mit Bohnenpaste oder Vanillesauce gefüllt wird. Die Variante mit Bohnenpaste war zwar lecker, aber auch sehr schwer (nahrhaft). Viele dieser Leckereien fanden wir auf dem Kuromon Ichiba Markt in der Nähe von Dontonbori. Der überdachte Markt ist gross und bietet auch zahlreiche Fischspezialitäten, wie beispielsweise Kugelfisch oder Thunfisch, an.

Zwar keine Spezialität, dafür extrem praktisch: Das Wasser, das aus dem Wasserhahn kommt, kann getrunken werden. Ein richtiger Luxus.

Manga-Viertel

Der Stadtteil Denden ist vor allem bei Anime und Manga Fans beliebt. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt: Comic-Bücher, Games, Spielautomaten etc. Alles dreht sich um die Manga-Figuren und ihre 'Lebenswelt'. Da wir uns in dieser Szene gar nicht gut auskennen, war es schwierig, uns in dieser Welt zurechtzufinden. Am meisten interessierte uns der Shop mit den Retro-Games, wie Super Nintendo, Nintendo 64, Gameboy etc. Hier fühlten wir uns in unsere Kindheit zurückversetzt. Wir sind gespannt, ob sich das Manga Viertel von Osaka stark von jenem in Tokyo unterschiedet. In einigen Tagen werden wir die Antwort darauf kennen.

Kuriositäten

Zu den sonderbaren Dingen in Japan gehören eindeutig die Toiletten. In einigen öffentlichen WC-Anlagen sind gar Anleitungen (für Ausländer) angebracht, wie die Hightech-Geräte verwendet werden könne und sollen. Bei all den Knöpfen, die natürlich nur mit japanischen Schriften beschriftet sind, ist das ganz schön hilfreich. Was kann das Ding alles? Man kann sich das Hinterteil waschen lassen. Für die Damen gibt es ebenfalls eine spezielle Brause. Einige Toiletten verfügen auch über einen Föhn, der den Hintern nach der Dusche wieder trocknet. Mit einem Knopf können Spühlgeräusche abgespielt werden, damit andere Geräusche übertönt werden. Zudem verfügt der Toilettenring über eine Sitzheizung. Auch wenn diese Toiletten für uns Europäer seltsam sein mögen, praktisch und ökologisch sind sie allemal.

Kurz und knapp: Japan ist ein Land voller herzlicher Menschen, die einen Hang zum Spielen haben und kuriose Dinge mögen. Nach der nimmersatten Stadt geht es weiter in die Kulturhochburg Kyoto.

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