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Chimborazo 6310m - erster Versuch

Veröffentlicht: 07.02.2019

Den Gipfel des Chimborazo zu erklimmen, den ich 2011 zum ersten Mal gesehen hatte, war unser großes Ziel in Ecuador. Ohne Bergführer ist das allerdings unmöglich, so buchten wir für Sonntag, 4.2., einen erfahrenen Guide, der mit uns den Gipfel erklimmen sollte. 

Ich war schon Tage vorher ganz aufgeregt: einen 6000er erklimmen, 12 bis 14 Stunden am Berg zu sein, 1200 Höhenmeter nach oben - und dann natürlich wieder runter - davor hatte ich größten Respekt. Aber versuchen wollten wir es auf jeden Fall, man hat ja nicht alle Tage die Chance, auf den höchsten Berg der Erde (gemessen vom Erdmittelpunkt) zu kraxeln!

Treffpunkt am Sonntag also 15:00 Uhr. Und da ging die Misere schon los. Ganz ecuadorianisch kam der Bergführer unseres Vertrauens (, ja zu dem Zeitpunkt war er das noch....) erstmal fast eine Stunde zu spät. Für all diejenigen, die jetzt lachen: Ja, Johnny und ich sind auch nicht gerade für akkurate Pünktlichkeit bekannt - aber wenns drauf ankommt (wie beispielsweise der Besteigung eines 6000ers) sind auch wir pünktlich und können die Uhr lesen! Als der Guide dann endlich am Treffpunkt ankam mussten wir feststellen, dass er per Anhalter gekommen war - mit zwei Händlern, die in dann freundlicherweise mitnahmen und uns für ein paar Dollar dann zu unserem Ziel, dem Refugio Carell am Fuße des Chimborazo, brachten. Klingt unvorbereitet? War es auch! Auf dem Weg musste er dann noch unseren Proviant kaufen (2 Flaschen Wasser pro Person, 6 Oreos und 1 Müsliriegel - für 14 Stunden Bergsteigen?!? Der musste aber, im Gegensatz zu uns, an Genügsamkeit gewöhnt sein - wir hatten glücklicherweise selbst was dabei!) und dann sollten wir auch noch zu Abend Essen. Als er uns mitteilte, dass wir jetzt auf dem Weg noch in ein Restaurant gehen würden war es bereits 17:30 Uhr - wir hatten noch im Hinterkopf, dass wir bereits um 22:00 Uhr vom Refugio zum Gipfel aufbrechen würden und rechneten immer, wie wenig wir noch schlafen würden. Der Bergführer aber war die Ruhe selbst - „ok, er wird schon wissen was er tut! Ist ja sein Job.“. Am Refugio angekommen, es war bereits fast 19:00 Uhr, mussten wir noch in Ausrüstung anprobieren: Wasserfeste Hosen, Hochtouren-geeignete Bergsteifel mit passenden Steigeisen, Handschuhe, Pickel, usw... Um ca. 19:30 Uhr lagen wir dann endlich auf der durchgelegenen Matraze - alle anderen angehenden Chimborazo-Besteiger schliefen da bereits. Wecker wurde dann auf 22:00 Uhr gestellt, eine Stunde Schonfrist, weil wir so spät dran waren...

Nach ein paar Stunden Schlaf starteten wir dann, nach ein wenig Brot und Koka-Tee zum Frühstück, unsere Mission! Ich war super nervös und opferte dem Berg, nach Anraten Davíds, ein paar getrocknete Koka-Blätter und bat ihn, gut zu uns zu sein :) 

Nur ein paar wenige Sterne ließen sich am finsteren Nachthimmel blicken, doch beim Schein der Stirnlampen glitzerten die Felsen auf dem Weg wie Edelsteine. Schon nach etwa einer Stunde kamen uns die ersten beiden Stirnlampen entgegen: Ein anderer Bergführer musste mit seinem entkräfteten Wanderer umkehren. Wir hingegen kamen sehr gut voran, Atemnot und Herzklopfen hielten sich in Grenzen und wir waren sehr guter Dinge. Nach nur zwei Stunden kamen wir bereits bei Base Camp, auf ca. 5300 m, an, das normalerweise bereits mit Schnee bedeckt ist. Bei uns regnete es leider und in Zusammenhang mit dem sehr kalten Wind kam es zu Blitzeis auf den Felsen, was schon die letzten Meter zum Base Camp zu einer gefährlichen Rutschpartie machte. Das Base Camp ohne Schnee und so stark vereist vorzufinden überraschte unseren Guide, der uns den ganzen Tag über versichert hatte, dass die Wetterbedingungen sehr gut sein würden. Die nächsten Meter sollten nun über steilen, blanken Fels gehen - eine Schlüsselstelle und bei den Bedingungen ein zu großes Risiko. Wir entschieden uns daher, in einem Zelt abzuwarten ob das Wetter sich bessern würde. Es war nun etwa halb zwei Uhr morgens, wir tranken etwas Tee und warteten. Als das Wetter nach fast einer Stunde nicht besser sondern schlechter wurde, entschieden wir uns sehr schweren Herzens, die Tour abzubrechen und zurück zum Refugio zu gehen. Was für eine riesige Enttäuschung!!! Nachdem wir uns so gut und fit gefühlt hatten, machte uns jetzt das Wetter einen Strich durch die Rechnung :/ Schweren Herzens ging es also wieder nach unten - und da ging die Misere erst richtig los: in strömendem Regen, bei Wind und sternenloser Nacht, verläuft sich unser Bergführer! Bis fünf Uhr morgens irrten wir durch die Gegend und versuchten, das Refugio zu finden - was uns erst gelang, als wir den Guide davon überzeugten, Johannes‘ Smartphone (Maps.Me sei Dank!) zu folgen (was sich jetzt vielleicht anhört, wie eine Schleichwerbung für Maps.Me ist auch in Wirklichkeit eine Schleichwerbung für Maps.Me!).

Schwer enttäuscht kamen wir dann um halb sechs Uhr morgens im Refugio an und legten uns wieder ins Bett. Kurz nach uns trudelten auch nach und nach alle anderen Bergsteiger ein - an diesem Tag schaffte es wegen des sehr schlechten Wetters leider niemand auf den Gipfel....

Für mich war es das nun leider mit dem Chimborazo (ist gar nicht mal so günstig, so ein Bergführer...). Johannes hat sich bisher noch nicht entschieden, einen zweiten Versuch zu wagen.


Schön wärs gewesen, aber leider hat‘s wohl nicht sein sollen.... 

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