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Was macht ihr denn so in Berlin?

Veröffentlicht: 05.08.2017

Man verwandelt sich. Vom Touri zum Bewohner. Einerseits: Man muss nicht alles in drei Tagen gesehen haben. Andererseit: Man schiebt Sachen auf, weil man ja noch soooo viel Zeit hat und soooo viel zu tun und alles aufschiebt.

Also ab in den Botanischen Garten zum Tango-Konzert. Mittanzen nicht erwünscht. Eine Hälfte der Darbietung reicht. In der Pause geht es nach Hause. Kleiner Umweg: Flugfeld Tempelhof.

Hört sich nicht spannend an? Klugscheißer! Schon einmal auf einem richtigen Flughafen über die Start- und Landebahn spaziert? Links knutschen zwei im Gras. Auf der Mittellinie sitzen zwei und löffeln Bohne aus der Dose. Plötzlich überholen drei Fahradrenner im Synchrontritt. Drei gehen vorbei und singen 80er Jahre Hits. Alle drei Meter ein neues Erlebnis. Findet man jetzt nicht so überall. Und wenn man hochguckt, eine neue Stadtansicht.

Irgendawann landet man 5.....4.....3.....2......1 am Ende der Startbahn mitten in Neukölln an der Hermannstraße. Oh weh, Nuts und Co! Ungefähr 300 verschiedene Nussspezialitäten in allen Graden der Versuchung. Der hat bestimmt nicht mehr auf, wir haben 22.00 Uhr. Gott sei Dank. 500 Kalorien weniger.

War wohl nix. Hat noch auf und macht uns mit seiner Eisabteilung vertraut. Alles Bio, alles natürlich aus der Türkei mit passendem Video. Wir sind beeindruckt, kaufen aber nur 200 Gramm gebrannte Mandeln, noch heiß. Wir wollen schließlich abnehmen.

Jetzt aber heim! Vielleicht noch was trinken. Beim Späti "Onkel Ernesto" steht ein schöne Bank. Nüsse und Radler. Hmmmmm.

Um 22.15 fahren innerhalb von 60 Sekunden vier Polizeiwagen und fünf Rettungswagen mit Tatütata vorbei. Keiner wendet den Kopf, wir trinken unser Radler und geniessen den schönen Abend. Ein junger Mann kommt auf uns zu und sagt: "Feuer?". Der türkische Späti-Mann berichtigt: "Das heißt, hätten Sie vielleicht bitte Feuer?." Der Frager guckt sich verwundert um. Der Späti-Mann in bestem Berlinerisch: "Ick will ja nur helfen."

Die Serie der Rettungswagen hört scheinbar nicht auf. Wir sehen, dass die Blaulichter ungefähr 200 Meter weiter an unserem Heimweg stehen geblieben sind. Wir gehen weiter und sehen die Bescherung. An der S-Bahn-Station Hermannstraße ist ein führerscheinloser 20jähriger mit Haftbefehlt gesuchter Besoffener in eine Gruppe reingerast. Vier Verletzte auf der Straße plus zwei im Auto, das nicht zugelassen war.

Ohne Nüsse und ohne Radler wären wir hier genau  zur falschen Zeit gewesen. Sechs Retter bemühen sich um die zwei Autoinsassen, auf dem Bürgersteig liegen vier junge Menschen in Sommerbekleidung, die Herzmassage erhalten.

Wir ziehen beklommen weiter und sind froh, dass wir so verfressen sind.




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