Veröffentlicht: 26.08.2023
Vom historischen Usbekistan, vorbei am Aralsee und am Kaspischen Meer, über Russland und das schöne Georgien bis zum Bosporus in Istanbul...
Zuerst zu Usbekistan: wir durften das kulturelle Erbe der Seidenstraße erleben! Lange vor der starken Entwicklung in Europa gab es dort schon die arabische Baukunst und Bildung mit Hochschulen (Madaris).
Nach Kunst und Kultur ging es für uns weiter an den Aralsee. Der war einmal viertgrößter Binnensee, ungefähr so groß wie Bayern (1960), heute super klein, nur halb so groß wie Thüringen. Hauptgrund dafür ist die Wasserableitung in Kanäle für die Bewässerung der Baumwollernte, aber auch Sonnenblumen u.ä. Wir waren sehr erstaunt, wie grün es 150 km vom See entfernt war, aber am See direkt eine staubige Salzwüste herrscht..
Die Bewässerungskanäle sind dazu noch offen ausgelegt und schlecht abgedichtet wodurch viel Wasser schon unterwegs verloren geht. Zusätzlich werden die Plantagen immer größer, der Wasserbedarf steigt und steigt.
Mit dem Auto sind wir bis an den See gefahren: Von ursprünglicher Küste bis zu aktuellen sind es 4!!!! Stunden Fahrt, 180km. Was wir dort gesehen haben, war erbärmlich, das Wasser ist extrem flach, super warm (wie Badewasser) und extrem salzig. Wir waren schwimmen und wurden vom Salz getragen, wie im Toten Meer.
Am nächsten Tag haben wir dann von den sowjetischen biologischen Kampfmitteln gelesen, die sie in der Region getestet haben. Auf den vielen Baumwollplantagen rund um den See wurde außerdem Agent Orange verwendet, ein giftiges Pestizid zur Entlaubung von Sträuchern, das mittlerweile erwiesen krebserregend ist und genetische Veränderungen hervorruft. Uns geht es aber gut !!! 😅😅
Neben diesem giftigen Pestizid sind jahrzehntelang viele künstliche Düngemittel, Herbizide und andere Pestizide in der Region genutzt worden. Diese sind immer noch in dem Staub enthalten, der sich aufgrund einer großen Luftschneise über dem See über die ganze Welt verteilt (der Aralstaub ist sowohl an Arktis und Antarktis nachweisbar!).
Russland: Ja, wir haben es gewagt. Es war keine einfache Abwägung. Es gibt drei Wege am kaspischen Meer: Überquerung des „Kaspi“ mit dem Schiff, Turkmenistan und Iran oder Transit durch Russland. Das Schiff war unser Favorit, aber Aserbaidschan verbietet aktuell die Einreise über Land. Turkmenistan ist eins der am schwersten zu bereisenden Länder der Welt, ähnlich zu Nordkorea. Wir haben es versucht, aber beim Preis ist uns die Kinnlade runtergeklappt. Auch ein Iran-Visum war nicht sicher. Dann blieb uns nur die Option Russland. Wir haben lange überlegt, nicht doch zu fliegen. Aber wir wollten diese Reise über Land machen! Und wir sind schon durch Xinjiang gereist. Irgendwie war auch ein Teilziel der Reise, den Menschen zu begegnen, die man sonst eben nicht trifft. Seien es die Pakistani, die Einwohner Xinjiangs, kirgisische Nomaden oder eben die Menschen in Russland, die dort ihr normales Leben führen.
Das Visum für Russland war erstaunlich einfach zu bekommen, wenn man Zug- und Bustickets hat.
Unser Erlebnis war recht positiv. Grenzkontrollen waren total entspannt, jeweils nur zwei bis drei Fragen, und v.a. waren die Menschen, die wir getroffen haben, überwiegend wirklich herausragend freundlich und hilfsbereit. Es war unglaublich, wie sehr sich die Frau am Ticketschalter für uns bemühte, das richtige Ticket zu buchen und das Alte zu stornieren. Manche Menschen riefen Verwandte in Deutschland an, um ihnen zu zeigen, dass sie gerade zwei Deutsche getroffen haben :)
Patrie erlebte aber auch zwei Situationen, in denen ihr Männer Symbole und Zeichen machten, die auf Verwundungen im Krieg hindeuten.
Nach Russland ging es rüber in die Türkei, zu einem Boxenstopp in Istanbul. Da treffen Asien und Europa aufeinander und das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer. Früher besiedelten die Stadt Seefahrer und Händler, heute Touristen und Einheimische aus ganz vielen verschiedenen Ländern. Es ist die bevölkerungsreichste Stadt der Türkei und ein wichtiger logistischer und verkehrlicher internationaler Knotenpunkt. Die 2700 Jahre alte Geschichte der Stadt prägt auch heute noch das Stadtbild, weshalb Teile der historischen Altstadt Istanbuls ebenfalls UNESCO Weltkulturerbe sind.
Die urspünglich griechische Stadt Byzantion wurde zum römischen Konstantinopel, bis Istanbul 1453 zur Hauptstadt des Osmanischen Reichs wurde (bis 1923) und ab da an auch muslimisch geprägt wurde.
Anschließend wäre ich gerne mit dem Orient-Express gefahren. Der fährt auf dieser Strecke inzwischen leider nur noch sehr selten und ist ein Luxuserlebnis. Stattdessen entschieden wir uns für eine Rückfahrt nach Deutschland in 48h mit legendärem Bosporus-Express über Bukarest und dann weiter über Budapest und Wien. Das heißt nochmal ganz viel Zugfahren, was meine Seele erfreut! ;)