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Unser Transit durch Xinjiang

Veröffentlicht: 09.08.2023

Unser Transit durch Xinjiang

Wir sind durch! Und ich kann euch endlich was darüber berichten. Wie die Menschen dort sind, was wir dort erlebt haben und wie uns die Polizei aus dem Regen rettete versuche ich euch zu erzählen. Wie ist es eigentlich in Xinjiang?

Honestly, ich war erstmal froh, dass wir überhaupt ein Visum bekommen haben. Wenn man Afghanistan vermeiden möchte, führt keine Straße an China vorbei. Wir überquerten also nach unserer wirklich wunderschönen Zeit in Pakistan den höchsten Grenzübergang der Welt (4560m!) und wagten uns in dieses Abenteuer. 

5 Tage China. 5 Tage Xinjiang. 

Wir haben uns auf das Schlimmste vorbereitet.. 

Die chinesische Grenze auf 4500m

Mit dem Bus ging es an den Grenzzaun, an dem keine einzige Person weit und breit war. Wie von Geisterhand öffnete sich das große Metalltor und wir durften einfahren. Wie sollten wir uns verhalten? Wir wurden nun auf Schritt und Tritt überwacht. Alles wurde untersucht, überall Kameras, totale Überwachung, der Staat bekommt alles mit (sogar als ich Brötchen holen wollte!)- außer unsere Gedanken, die sind zum Glück uns selbst überlassen. 

Der erste Abend in China … Erstmal Nudelsuppe :D

Checkpoints mit Passkontrollen sind alle paar Kilometer zu finden, wie auch schwarze Geländewagen, die einem folgen. Wenn man sich an alles hält, wurden einem absolut keine Probleme gemacht (nur eben wenn man Brötchen holt und die Bäckerei offensichtlich nicht in der chinesischen Karte hinterlegt war :D). 

Aber ich möchte deutlich hervorheben: Man wird sehr freundlich empfangen. Viele Menschen waren hilfsbereit, englischsprachige Chinesen haben sich manchmal angeboten für uns zu dolmetschen. Da GPS und Google Maps nicht funktionieren, haben wir öfter mal nach dem Weg gefragt und uns wurde sehr gut geholfen. Und die Grenzbeamten haben uns zum Wassermelone-Essen eingeladen (und nach Tipps gefragt, wie sie Englisch lernen können).

Die beeindruckende Berggegend zwischen Pamir, Himalaya und Karakorum

Wir waren hauptsächlich in Kashgar, eine historische Stadt an der alten Seidenstraße. Sie ist bekannt für den riesigen Basar, bei dem man alles kaufen kann, über Brote, Tee, Früchte, Nüsse bis hin zu Teppichen und Fellen. Unterwegs haben wir wieder riesige schneebedeckte Berge gesehen (über 7000m hoch!), große Gletscherseen. Später, als wir dann aus den Bergen raus waren gab es vor allem: Steppe. Aber mit wilden Kamelen!

Die lebendige Stadt Kashgar. Hier gibt es hauptsächlich einheimische Touristen. Und davon viele. 
Die spannende Altstadt mit riesigem Basar
Spannendes Getränk aus Milch und Bier - Gar nicht so schlecht!

Jetzt aber zu unserem einprägsamsten Erlebnis mit der Polizei, von dem ich euch unbedingt erzählen muss!
China sollte auf unserer Reise nur ein Transitland sein. Wir haben absichtlich versucht, uns nicht in politische Gegebenheiten einzumischen. Allerdings wollten wir, wie im letzten Artikel schon beschrieben, einen Tag früher ein- und einen Tag früher aus China ausreisen. Da am Sonntag (doch) alles geschlossen war, strandeten wir im Grenzort. Das einzige Hotel vor Ort wollte 100 Dollar für die Nacht, woraufhin wir beschlossen einfach draußen zu übernachten (was bei der chinesischen Überwachung zugegeben etwas gewagt war). Bevor wir uns aber für eine Schlafstätte entschieden hatten, wollten wir noch etwas die Gegend erkunden. Wir liefen auf einem Feldweg aus dem Grenzort raus. Als das gleiche grüne E-Auto zum dritten Mal an uns vorbeifuhr wurden wir aufmerksamer. Zufälligerweise parkte es danach 100m hinter uns und der Abstand schien sich nicht mehr zu verringern. Soweit so normal nach 4 Tagen Kameraüberwachung. Als unser Weg uns dann schließlich zu einem eingezäunten, etwas gruselig aussehenden Gebäude führte, machten wir dann aber doch lieber kehrt und fanden uns in einem Park zum schlafen wieder. Auch dort parkte wieder ein schwarzer Geländewagen in der Nähe. Soweit kein Problem, wir ließen die Füße im Fluss baumeln. Plötzlich jedoch fing es an wie aus Kübeln zu regnen, zu hageln und zu gewittern.. Völlig eingeweicht standen wir beide da also im Park unter ein paar Bäumen - als aus dem Nichts ein Polizeiauto durch den Park genau auf uns zu fuhr. Ein Wärter stieg aus, spannte einen Regenschirm und zeigte auf das trockene Auto!

Wir waren sprachlos und stammelten "Thank you" in unseren tropfenden Klamotten.

Von oben bis unten nass im Hotel angekommen

Nachdem wir ihm die 100 Dollar pro Nacht erklärt hatten, nahm er sein Telefon und klärte für uns dasselbe Hotel für 8 Dollar ab! Unser persönliches Polzei-Taxi brachte uns dorthin und wir hatten noch viel Spaß mit kirgischischen Truckern bei Billard und Essen. Die Überwachung hat definitiv auch seine positiven Effekte! :D

Für 8 Dollar Übernachtung an der chinesischen Grenze
Abendessen mit Kirgisischen Truckern

Vor unserer Ausreise mussten wir uns dann noch 6 Stunden Interview stellen. Die Taschen wurden wieder ausgepackt und es kamen Fragen zur Geschichte von China, zum Essen, zu den Viger (wie die Uiguren in China genannt werden), zu unserem Job und dem Studium.....allem möglichen! Vorher trafen wir jedoch drei Spanier bei der Grenzkontrolle, die wir zum Glück in Kirgistan noch mehrfach wiedersahen!

Wie immer im Leben gibt es kein schwarz ODER weiß. China ist sehr vielseitig und unser Eindruck von China war überraschend gut. Ein eigenartiges Gefühl sicher zu sein stellt sich durch die Kameras ein - aber wahrscheinlich nur wenn man sich auch nicht kriminalisiert fühlt. Sie haben sich auf jeden Fall sehr bemüht, den Touristen mehr Freiheiten zu geben als wir von Vor-Corona hörten und wir sind vielen freundlichen Menschen bis zum Ende begegnet. 

Als wir um 22 Uhr chinesischer Zeit die Grenze überqueren können wir einen Säufzer nicht unterdrücken. Wir haben es geschafft! Unser Weg führt uns nun weiter nach Kirgistan. Zum Glück hat auch schon der erste Trucker gehalten und lässt uns das erste Stück mitfahren. Die Berge und Pferde rufen! 

Kirgistan, we are coming !


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