Veröffentlicht: 18.08.2022
Wir waren nun also wieder in Albanien, fuhren bis zur griechischen Grenze und reisten ein. Endlich war das Fahren auf einer vernünftigen Autobahn und wenig befahrenen Landstraßen mal wieder möglich. Plötzlich tauchten Felsen, die eigentlich gar nicht ins Landschaftsbild passten, vor uns auf. Gewaltige Felsen aus einem Stück geformt, die wie Steinsäulen bis zu 600 Meter über dem Meeresspiegel in die Luft ragen. Entstanden ist diese Landschaft in Thessalien vor über 60 Millionen Jahren, geformt wurde sie durch den Einfluss von Wasser, Wind und Temperaturunterschieden. Dann waren wir auch schon im Ort Kalambaka angekommen, bezogen ein sehr kleines aber hochmodernes Apartment und gingen, zur Erkundung der Umgebung, direkt wieder vor die Tür. Wir fanden ein griechisches Restaurant. Die Besitzerin sprach deutsch, hat ihre Miniküche direkt hinter dem Tresen und bereitet alles selbst und frisch zu. Wir verspeisten Oliven, Tzatziki, gebackenen Käse, Moussaka, Souvlaki und frisch geerntete Pfirsiche aus ihrem Garten. Es war richtig lecker. Gut gestärkt schlenderten wir noch etwas durch den Ort. Es war heiß, das Thermometer war kurz vor der 40 Grad Marke. Wir konnten von hier die riesigen Felsen sehen. Auf manchen standen Gebäude und ein weißes Kreuz. Zum Sonnenuntergang fuhren wir hoch auf die Felsen. Wir hatten einen tollen Blick über diese einmalige Landschaft und konnten nun noch mehr von den Gebäuden auf den Felsen erkennen. Diese Gebäude sind nicht irgendwelche, es sind die schwebenden Klöster von Meteora. Bei Nebel oder tiefhängenden Wolken sieht es wohl so aus, als ob die Klöster zwischen Himmel und Erde in der Luft hängen.
Am nächsten Tag gingen wir auf Entdeckungstour. Bereits im 11. Jahrhundert kamen Mönche hierher. Um 1344 kam der Mönch Athanasios mit seinem Ziehvater und weiteren Weggefährten in die Gegend. Sie lebten als Einsiedler in mehreren schon früher bewohnten Höhlen. Athanasios gründete wohl um 1356 das Kloster Metamorphosis als erstes und größtes der Meteora-Klöster. Ursprünglich waren es 24 Klöster, davon sind heute noch 6 bewohnt und können besichtigt werden. Wir starteten mit dem Kloster Agios Stefanos. Es ist das, welches am einfachsten zu erreichen ist. Ein großer Parkplatz liegt direkt davor. Wir gingen über eine neuzeitliche Brücke, waren pünktlich zur Öffnung der Pforte um 9 Uhr da und somit die ersten Besucher des heutigen Tages. Wir kamen in einen schönen Innenhof, schauten in die Kapelle hinein, sahen die Friedhofskirche von außen und genossen eine traumhafte Aussicht auf den darunter liegenden Ort Kalambaka. Die Anfänge des Klosterlebens liegen im Dunkeln. Laut zerstörten Inschriften war die Jahreszahl 1191/1192 hier zu lesen. Im Jahre 1961 wurde das Kloster an eine Nonnengemeinschaft zur Nutzung übergeben. Unser nächstes Ziel war das Kloster Agia Triada. Es liegt ganz in der Nähe und öffnete 10 Uhr, wir waren also auch hier wieder unter den ersten Besuchern der Anlage. Von Weitem sahen wir die Außenmauern und eine horizontal verlaufende Transportseilbahn, die mit dem isolierten und unzugänglich wirkenden hohen Felsen verbunden ist. Um zum Kloster zu gelangen, liefen wir einen Weg nach unten, um anschließend 120 Treppenstufen wieder nach oben zu steigen. Bei diesem Fußmarsch haben wir uns gefragt, wie die ersten Mönche im 11. Jahrhundert in dieses Gebiet gekommen sind. Wo heute Straßen, Fußwege und Treppen sind, waren einst nur glatte Felsen, die es schier unmöglich machten, auf die Spitze eines Felsen zu gelangen. Das Baumaterial und die Mönche selbst wurden früher mit Seilen und Aufzügen hochgezogen. Eine dieser Seilwinden konnten wir im Kloster sehr gut sehen. Das Kloster liegt weit oben, aber nah am Ort Kalambaka. Das weiße Kreuz, welches wir bereits von unten gesehen haben, gehört also zum Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit. Wir fuhren wieder in unsere Unterkunft, denn am Mittag hatten wir uns eine Tour rund um die Meteora Klöster gebucht. Wir trafen uns mit unserer Reiseleiterin Kristina und einer 4-köpfigen Familie und fuhren los. Wir besichtigen als nächstes das Kloster Varlaam. Auf diesem Felsen lebte erstmals im 14. Jahrhundert ein Eremit. Mit dem Bau der Klosteranlage wurde wohl erst 1518 begonnen. Das Kloster war relativ problemlos erreichbar. Über eine neu gebaute Brücke ging es über eine Schlucht zum Felsen und dann noch einmal etwas über 100 Stufen nach oben. Wir fanden eine relativ große Anlage vor, in der wir den Garten, die Kapelle und das Museum besuchten. Unsere letzte Besichtigung galt dem Kloster Roussanou. Die Namensherkunft, der Zeitpunkt und die Umstände der Gründung konnten nicht schlüssig geklärt werden. Das frühere Mönchskloster war zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlassen und bis zu ihrem Tod lebte eine fromme Äbtissin hier jahrelang allein. In den Jahren danach hat sich eine Glaubensgemeinschaft von Nonnen etabliert, so dass es nun das zweite Nonnenkloster von Meteora ist. Heute ist das Kloster über zwei Brücken erreichbar, die längste Zeit seines Bestehens war es jedoch nur über eine gefährliche Strickleiter zu erreichen. Da der Felsen, auf dem es gebaut ist, relativ klein ist, wurde es nach oben gebaut und so findet man die Hauptkirche im Erdgeschoss. Kristina erzählte uns zwischen den Besichtigungen und Fotostopps viel über die Entstehung der Felsen und Klöster und das Leben der früheren Mönche. Wir fuhren im Anschluss zu einigen sehenswerten Löchern und Ruinen im Felsen, die früher ebenfalls für Wohnzwecke genutzt wurden. In den Löchern sahen wir Eremitagen – Einsiedeleien, und unbewohnte Skiten, hier konnten früher Gäste beherbergt werden.
Natürlich gehören die Klöster heute zum Welterbe der UNESCO und sind eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeit in Griechenland. Die Landschaft, die Bauweise der Klöster und die Kulisse, die uns hier geboten wurde, ist einfach himmlisch. Trotz mehrerer Erklärungen ist es unbegreiflich und absolut beeindruckend, wie die Menschen früher diese Felsen erklommen haben und Gebäude errichten konnten.