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Die erste Schulwoche

Veröffentlicht: 19.01.2024

Nach meiner ersten Schulwoche in Nepal wollte ich nun von meinen Eindrücken und Erlebnissen erzählen.

Jeder Morgen beginnt für mich mit einem Workout - dem Schulweg. Die Hängebrücke, über die ich zuerst gehen muss um zur Schule zu gelangen, finde ich ziemlich cool. Bei Weitem nicht ganz so cool sind für mich allerdings die über 520 Stufen bergaufwärts, die darauf hin folgen und mich jeden Morgen ins Schwitzen bringen. Danach geht es noch an einigen Häusern mit Kühen und Ziegen vorbei. Nach ungefähr 30 bis 40 Minuten (je nachdem wie schnell man die Stufen geht und wie viele Pausen man einlegt) ist man dann auch schon an der Schule.

Insgesamt beherbergt die Schule Kinder beginnend im Kindergartenalter bis hin zur zehnten Klasse. Einzelne Schüler haben auch teilweise ihre jüngeren Geschwister bei sich in der Klasse dabei. Der Unterricht findet sechs Tage die Woche statt. Nur der Samstag ist hier in Nepal frei. Der Klassenstundenplan ist außerdem jeden Tag gleich. Der Schulrhythmus sieht nach vier Unterrichtsstunden eine warme Mahlzeit für alle vor. Danach finden bis 16 Uhr noch einmal drei Unterrichtsstunden statt.

Vor dem Unterrichtsbeginn stellen sich um 10 Uhr alle Schüler im Hof der Schule auf um zunächst Dehn- und Streckübungen zu machen und daraufhin die Nationalhymne sowie das Schullied zu singen. Danach beginnt der Unterricht. Mädchen und Jungen sitzen im Klassenzimmer übrigens getrennt. In der ersten Stunde wird jeweils die Anwesenheit abgefragt. Dafür werden allerdings nicht etwa die einzelnen Namen aufgerufen, nein. Jedem Klassenmitglied ist eine Zahl zugeteilt. Wenn die entsprechende Zahl aufgerufen wird, antwortet das Kind mit einem "present, miss". Dann wird die Hausaufgabe kontrolliert. Kinder, die diese nicht erledigt haben, müssen nach vorne kommen und eine bestimmte Anzahl an Kniebeugen machen und sich dabei an die Ohren fassen. 

An meinem ersten Schultag wurde ich nach dem morgendlichen Programm begrüßt und vorgestellt. Dabei habe ich auch eine Tika (eine Art Segen in Form von roter Farbe) ins Gesicht bekommen. Als der Schulleiter mich nach meinen Fächern fragte, kamen wir auf die Idee, dass ich in Zukunft Musik unterrichten könnte, da dieses Fach bisher noch gar nicht auf dem Stundenplan steht. Ob das nun allerdings wirklich so kommt, werde ich in den nächsten Wochen herausfinden. Generell gilt es hier flexibel und spontan zu sein.

Gleich an meinem ersten Schultag wurde ich unvorbereitet in ein paar Klassen gesteckt und sollte dort alleine unterrichten. Vom zweiten Tag an schloss ich mich einer Englischlehrerin an um eine Vorstellung von der Unterrichtsweise hier zu bekommen. Dabei habe ich auch einzelne Unterrichtsabschnitte übernommen. Außerdem kam es noch öfter vor, dass ich in Klassen geschickt wurde, in denen gerade kein Lehrer war. Da hier einfach das Lehrbuch durchgearbeitet wird, konnte ich in diesen Stunden dort weitermachen, wo die Klasse im Englischunterricht aufgehört hatte. Mit Rhythmisierungen und kleinen Lernspielen, die ich mir aus dem Ärmel schütteln musste, versuchte ich den Unterricht nicht ganz so frontal und einseitig zu gestalten.
Eine sehr große Herausforderung war für mich mein Einsatz in der ersten Klasse. Da die Kinder dort so gut wie kein Englisch verstanden, war es für mich schwer ihnen Anweisungen zu geben beziehungsweise sie zu bändigen. 45 Minuten können in so einer Situation sehr lange sein... 

Dreimal im Schuljahr finden hier in allen Fächern Leistungsnachweise statt. Der dritte Leistungsnachweis entscheidet, ob das Kind in die nächste Jahrgangsstufe vorrücken kann oder nicht. Die ersten beiden Leistungsnachweise dienen zur Orientierung über den Lernstand der Kinder.
Da vor Kurzem die zweiten Leistungsnachweise stattfanden, wurden die Ergebnisse heute veröffentlicht und dabei jeweils die Klassenbesten geehrt. Dazu waren auch die Eltern eingeladen. Der Schulleiter meinte im Vorfeld zu uns, dass sich die meisten Eltern allerdings dafür nicht interessieren und deshalb nicht kommen würden. Aus diesem Grund war ich überrascht, dass doch einige Eltern (bei weitem natürlich nicht von allen Kindern) anwesend waren. Nach den Ehrungen wurden die Tests in den Klassenzimmern verteilt, sodass sich Schüler und Eltern diese zusammen anschauen konnten.

Soweit erst einmal zu meinen ersten Praktikumstagen an der Shree Dedithumka Lower Secondary School.

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