alpakaliebe
alpakaliebe
vakantio.de/alpakaliebe-tiniundtoemmiinsuedamerika

Wandern auf dem Quilotoa-Loop - Baños - Cuenca

Veröffentlicht: 22.09.2016

Nachdem uns der Quilotoa-Kratersee so gut gefallen hat, wollten wir den kompletten Loop wandern, 60km kreuz und quer durch die Anden. Wir wählten die “einfachere” Variante, bei der es tendentiell eher bergab geht und starteten am Kratersee. Der erste Tag mit ca. 17km war landschaftlich der schönste und einsamste, auf der ganzen Strecke sind uns keine anderen Gringos begegnet. Da man durch ein erkaltetes Vulkangebiet wandert ist es A seeeeehr sandig, das heißt bergauf macht man einen Schritt vorwärts und rutscht drei Schritte zurück, bergab kann man dafür sandboarden :-) und B haben die Vulkanausläufer aber auch die Eigenart, dass man urplötzlich am Ende eines Plateaus steht und es 400 Meter steil bergab in ein Tal geht. Wenn man dann die Einheimischen nach dem Weg fragt, sagen die nur “da runter und drüben wieder hoch” ... Ich war mir 1000% sicher, dass ich da niemals runter und erst recht nicht wieder rauf komme, aber, ich habs geschafft, und nicht nur bei einem Tal ;-) immer wieder kamen wir uns vor wie Frodo auf Wanderschaft, die Landschaft hatte was vom Auenland und unsere Füße sahen nach dem zweiten Tag auch stark nach Hobbit aus!

Die Hostels in den Dörfchen entlang des Loops sind zwar Gringolandia aber total süß und nett eingerichtet, vor allem das “kleine Lama” in Isinlivi war toll, nicht nur wegen Bernhardiner Balu und Lama Tito sonder auch wegen seines Kompostklos mit Live-Andenpanorama! Am letzten Tag hatten wir dann kein Wetterglück mehr, das war aber nicht so schlimm, weil wir “nur” 12km vor uns hatten.

Unsere geschundenen Hobbitfüße wollten wir dann in Baños etwas schonen, da Baños aber von erkletternswerten Wasserfällen, Aussichtspunkten und Baumschaukeln umgeben ist, war nicht viel mit Erholung. Am großen Pailón del Diabolo Wasserfall sind wir trotz Regenjacke bis auf die Unterhose nass geworden, es hat sich aber sowas von gelohnt! Ich hatte auf Pinterest irgendwann mal ein Bild von diesem Wasserfall gesehen und wollte seitdem da hin, check!! Das nächste Highlight, mit dem ich Tömmi schon seit 2 Jahren nerve, war die Baumschaukel am Casa de árbol, auf der man den Tungurahua Vulkan sehen und über das Tal hinweg schaukeln kann: schaukeln - check, Vulkan sehen - :-((

Tömmi wollte eigentlich noch auf den, derzeit aktiven, Tungurahua, wir hatten aber leider wie auch schon am Cotopaxi, Wetterpech und verschieben den Vulkanbesuch einfach auf unseren nächsten Ecuadorbesuch ;-) Eins steht jetzt schon fest, wir müssen auf jeden Fall nochmal nach Ecuador kommen. Das werden wir vielleicht bei jedem Land sagen, aber Ecuador hat uns schon so für sich begeistert, dass das sicherlich nicht der letzte Besuch bleiben wird!

Am letzten Morgen in Baños wollten wir dann noch die berühmten heißen Vulkanquellen besuchen, die dem Städtchen seinen Namen verliehen haben: Der Wecker wurde auf 05.00 morgens gestellt und dann ab ins Bad ... Ja,um die Zeit ist da schon die Hölle los und man muss froh sein, wenn man in der heißen Brühe noch n Plätzchen bekommt. Die Aufseherin am Becken ist auch eine ganz besondere Beißzange: ohne Bademütze kommst du net rein!! Also für 50 Centavos ne knallpinke Bademütze gekauft, totschick, und ab ins Becken. Aber NEIN, erst unterm Wasserfall abduschen ... Oke, dann durften wir aber endlich ins Wasser! Tömmi, die alte Lederhaut, hats dann sogar im 50 Grad heißen Höllenbecken ausgehalten, ich hab mir das Fegefeuer erspart.

Von Baños gings dann 8 Stunden mim Bus südwärts über die Anden nach Cuenca, der Perle des Südens. Cuenca ist zwar eine recht teure Hipsterstadt, hat mich aber sofort in seinen Bann gezogen. Weil die neue Kathedrale das höchste Gebäude bleiben muss, gibt es hier, im Vergleich zu Quito, keine Hochhäuser und die schönen, alten Kolonialhäuser sind noch toll erhalten. Die Cuencaner sind ein recht abergläubisches Völkchen, bzw. hat sich hier die indigene Kräuterkunde stark mit dem christlichen Glauben vermischt. Z.B. gibt es hier einen Karmeliterinnen-Orden, bei dem die Nonnen, die sobald sie dem Orden beitreten, nie wieder Kontakt zur Außenwelt haben dürfen, alte schwarze Hunde kochen und daraus eine Medizin gegen Husten und Asthma herstellen :-) Verkauft wird das Gebräu durch eine Art Automat in der Kapelle. Für die innere Reinigung gibt es noch ein dunkelrotes, übelriechendes Gesöff, eine Art Instant-Rosenkranz. Was mir beim Trinken verschwiegen wurde: Da ist wohl jede Menge Baldrian drin ... Und ich habe mich schon gewundert, warum ich das Mittagsschläfchen meinen Lebens gemacht habe :-)

Kurze Ergänzung von Tömmi: Die guten Nonnen aus dem Kloster kochen wohl nicht nur schwarze Hunde sondern machen auch noch eine ausgezeichnete Vogelmarmelade, die ungeahnte Heilkräfte besitzt. Es halten sich auch harte Gerüchte, dass die Damen allesamt eine Glatze tragen. Ich finde es schon erstaunlich wie sich hier alte Traditionen und katholische Kirche vermischeln und es dennoch jeder irgenwie normal findet.

Doch nicht nur die Nonnen haben sich hier der Kräuterkunde verschrieben, es gibt vor allem Dienstags und Donnerstags auf den Marktplätzen auch die sogenannten Brujas, “Hexen”, die die Kinder der Cuencaner vom “bösen Auge” befreien. Dabei wird das Kind geschüttelt, mit Kräterbündeln bestrichen und mit einem rohen Ei abgerieben, das anschließend in ein Glas geschlagen wird. Je nachdem, wie das Ei im Glas rumwabbelt, weiß die Bruja, um welche Krankheit es sich handelt. Durch das Verzehren des Eis von der Bruja, werden die Kinder dann geheilt. Wichtig ist die dreimalige Bekreuzigung mit Ruß und die Bezahlung am Ende. Auf gar keinen Fall darf man "Danke" sagen, sonst wird das Kind wieder krank ... Naja, andere Länder, ... aber die Cuencaner glauben da wirklich dran und vielen haben uns erzählt, dass sie selbst als Kind regelmäßig vom schwarzen Auge befreit wurden und das auch mit ihren Kindern machen.

Cuenca hat aber nicht nur “Abergaube” , Panamahüte (der Panamahut kommt eigentlich aus Ecuador und dort besonders aus Cuenca) und eine tolle Altstadt zu bieten sondern liegt auch am Rande des wunderschönen Cajas-Nationalparks. Da man sich auf dem moorigen Terrain des mit über 200 Seen gespickten Geländes leicht verläuft, haben wir eine Tour gebucht, die jeden Cent wert war. Unser Guide Milton wusste über jedes Gräschen und Tierchen bescheid und hat uns sogar den märchenhaften Papierwald gezeigt. Wie es da aussieht, zeigen die Fotos.

Kurze Ergänzung von Tömmi: Am letzten Tag in Cuenca besuchten wir noch den ein paar Minuten entfernten Zoologischen Park der Stadt, um noch ein paar Tierchen zu sehen, die wir im Nebelwald und im Regenwald nicht entdecken konnten. Der Zoo ist wunderschön am Berg angelegt und die Tierchen leben in ihrer natürlichen Umgebung in sehr großzügigen Gehegen. Desweiteren sind fast alle Tiere aus unmöglichen Situationen befreit worden oder nach schlimmen Verletzungen durch Wilderer im Zoo aufgenommen und gesundgepflegt worden. Darüberhinaus gibt es einige Tiere wie Affen und Papageien, die sich im Gelände frei bewegen dürfen. So auch eine Gruppe von Totenkopfäffchen, die wohl bei Pipi Langstrumpf in die Schule gingen. Die Idee mein zweites Frühstück in deren Revier einzunehmen, stellte sich als nicht sehr glorreich heraus, da mein Marmeladenbrot nach dem ersten Biss in einem erbitterten Kampf an den Feind überging. Bilder der Überwachungskamera folgen ;-)

Morgen gehts dann endlich an die Küste nach Guayaquil, wo es hoffentlich etwas wärmer wird, das wechselhafte und eher kalte Andenklima reicht uns jetzt.

Antworten

Ecuador
Reiseberichte Ecuador
##quilotoa##cuenca#banos#ecuador