Veröffentlicht: 23.11.2019
Von Arequipa flogen wir zurück nach Lima, da uns die Strecke per Bus mit ca. 17-18h zu lang war. Direkt weiter ging es von Lima aus dann mit dem Nachtbus nördlich wieder ins Hochland nach Huaraz in die Cordillera Blanca.
Die Cordillera Blanca ist die zweithöchste Gebirgskette der Welt nach dem Himalaya und das höchste Gebirgsmassiv in den Tropen. 30 Gipfel erreichen hier über 6000m und mehr als 50 immerhin die 5700m. Der Huascaran im gleichnamigen Nationalpark ist mit 6768m der höchste Berg von Peru, der Alpamayo (5947m) hielt eine ganze Weile den Titel als schönster Berg der Welt und der Artesonraju mit 6020m war die Vorlage für das Logo von Paramount Pictures. Diese majestätischen Berge sind dann noch von grünen Tälern, glasklaren Bergessen, kleinen Andendörfern und rund 650 Gletschern eingerahmt. Kein Wunder also, dass dies das reinste Outdoorparadies ist und Wanderer und Kletterer aus aller Welt anzieht. Wir entschieden uns für drei längere Tagestreks, wofür die Stadt Huaraz der perfekte Ausgangspunkt ist. Da 1970 ein verheerendes Erdbeben die Stadt fast gänzlich zerstörte und rund 19.000 Menschenleben forderte, ist die Stadt nicht unbedingt eine Sehenswürdigkeit an sich, aber das generelle Abenteuerfeeling mit den vielen Cafés und Bars für Rucksacktouristen und das umliegende Bergpanorama entschädigt für die Betonbauten.
Als wir am ersten Tag ganz früh mit dem Nachtbus in Huaraz ankamen, hatten wir Glück und konnten schon in unsere kleine Ferienwohnung einchecken. Die Terrasse inklusive gemütlicher Hängematte hatte bei blauem Himmel einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden schneebedeckten Bergen bei eher milden Temperaturen. Wir erkundeten zunächst ein wenig die Stadt und hatten das Glück, dass gerade mal wieder ein kirchliches Fest stattfand („La fiesta del señor de la soledad“) mit Paraden, Trachten und viel Musik.
Am nächsten Morgen starteten wir den ersten Ausflug ins Llaca Tal, von wo aus wir über grüne Wiesen mit einem Flusslauf hoch zum Ranralpalca Gletscher (auf 4460m) wanderten. Der Gletscher des mächtigen Ranrapalca (6162m) ist einer der wenigen Gletscher, bei dem man auch zu Fuß ohne Mehrtageswanderung oder Kletterausrüstung einfach dicht ans Eis kommt und zudem ist dieses Kleinod von Touristen noch kaum entdeckt. Weiter oben erreichten wir eine türkisfarbene Lagune, die mit dem Gletscher im Hintergrund einen beeindruckenden Anblick bot. Weiter über Steine und Geröll kamen wir auf 4460m direkt an den imposanten Gletscher. Der Himmel zeigte sich von seiner blausten Seite und so aßen wir erst einmal unser mitgebrachtes Picknick. Unten am Gletscher hatte sich Schmelzwasser gesammelt, in dem einige Eisschollen schwammen und gelegentlich hörte man in der Ferne ein lautes Krachen und Grollen, wenn mal wieder Eisbrocken in die Tiefe krachten. Ein Eindrucksvolles Beispiel der Erderwärmung, sodass in einigen Jahren derartige Gletscherbesuche vielleicht nicht mehr möglich sein werden. Zurück ging es durch einen Wald, in dem wir noch einen Blick auf einen seltenen azurblauen kleinen Vogel (azulito altoandino) erhaschten.
Zurück in Huaraz waren die Straßen voller Menschen: es war Muttertag. Der „Dia de los Madres“ wird in ganz Lateinamerika mit vielen Aktionen aufwendig zelebriert (an der Bushaltestelle in Lima gab es schon einige Tage vorher kostenlose Massagen und Maniküre für alle Frauen). Wir hatten eine Empfehlung von unserem Fahrer bekommen, wo man zu diesem Anlass gut das übliche Festessen Pachamanca essen könnte. In der kleinen Nebenstraße ergatterten wir noch zwei Plätze in einem der vielen kleinen Restaurants und probierten uns durch die riesige Portion verschiedener regionaler im Erdofen gekochter Köstlichkeiten (besonders lecker waren die süßen Tamales).
Am nächsten Tag war unser Ziel der See Shallap im Nationalpark Huascaran. Hierher verirren sich wirklich kaum Touristen und so waren wir beide mit unserem Guide allein auf der Wanderung. Der Weg sieht sogar so selten eine Menschenseele, dass er fast schon gänzlich zugewachsen war und wir uns mit mehreren Versuchen durchs Gebüsch schlagen mussten, um einen Übergang über den Fluss zu finden. Das Tal mit den umliegenden Bergen wirkte durch die einhüllenden Wolkenschwaden ganz mystisch. Leider fing es unterwegs an zu regnen, jedoch waren wir, typisch deutsch, besten mit Regenbekleidung ausgerüstet. Unterwegs begegneten uns zahlreiche schmucke Kühe mit Kälbern, die teilweise richtig neugierig waren und auch ein Pferd mit Fohlen. Das letzte Drittel der Wanderung ging es steil bergauf und so kamen wir richtig ins Schwitzen auf über 4000m. Oben angekommen standen ein paar verlassene kleine Steinhäuser, in denen vor einiger Zeit Bauarbeiter für Arbeiten an einem Staudamm gewohnt haben sollen. Die Häuschen dienten uns praktischerweise als Regenunterstand bei einem kleinen Imbiss. Unser Ziel, der grüne See Shallap, war wirklich idyllisch, jedoch blieb uns der Anblick der drei imposanten Berge dahinter, welche den See mit ihrem Gletscherwasser speisen, durch das schlechte Wetter verwehrt. Dennoch war es eine schöne Tageswanderung „off the beaten path“, wie man so schön sagt und machte Lust auf den nächsten Tag, an dem wir zu einem Highlight in den Cordillera Blanca wollten: Die Laguna 69.