Reisefieber - Alltag ade
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Colca Cañon - unser Weg in den tiefsten Canyon der Welt

Veröffentlicht: 22.05.2019

Früh am Morgen sind wir aus Puno mit einem Touristenbus Richtung Colca Canyon aufgebrochen. Wir hatten einen zweitägigen Trek gebucht und wollten einmal in den Canyon hinein und am nächsten Tag wieder heraus wandern. Die meisten Touren starten von der Stadt Arequipa aus früh um drei Uhr, aber da wir von der anderen Richtung kamen, sparten wir uns dieses unnötige hin und her und übernachteten die Nacht davor schon im kleinen Dorf Yanque, nahe dem eigentlichen Ausgangspunkt der Wanderung. Auf der sechsstündigen Busfahrt dorthin legten wir einige interessante Zwischenstopps ein, so z.B. bei Patapampa, der höchster Pass unserer gesamten Reise auf 4950m mit Blick auf mehrere schneebedeckte Berge mit 5000-6000m Höhe, bei denen der Amazonas-Flusses entspringt. Außerdem sahen wir wieder zahlreiche Vicuñas im Nationalparkbereich, die wildlebende scheue Kamelart Perus mit der weichsten Tierfaser der Welt (unheimlich flauschig, aber auch entsprechend teuer).

Dass das sogenannte Canyonland hier um Arequipa ist an seiner tiefsten Stelle 3400m tief und übertrumpft sogar den Grand Canyon um das doppelte seiner Tiefe. Der ebenfalls in diesem Gebiet liegende Cañon de Cotahuhasi ist zwar eigentlich der tiefste Canyon der Welt, aber da der nebenan liegende Colca-Canyon besser zugänglich für Wanderer ist, entschieden wir uns hier für eine Tour.

Früh wurden wir dann von einer Art Colectivo mit anderen Wanderern von anderen Touranbietern am kleinen Marktplatz abgeholt, wo jeden Morgen um sieben Uhr die Schüler eine traditionelle Tanzaufführung darbieten, um etwas Geld zu sammeln. Hier tragen auch die Männer große bunte Tellerröcke.

Unser erster Halt auf der Tour sollte der Cruz del Condor sein, ein Aussichtspunkt an dem die mächtigen Anden-Kondore besonders gut bei ihren majestätischen Gleitflügen in den thermischen Luftströmen beobachtet werden können. Der Kondor ist der größte Raubvogel der Welt und kann mit seiner Flügelspannbreite bis zu drei Meter groß werden. Der zu den Geiern gehörende Vogel galt schon bei den Inkas als heilig. Hier verbrachten wir eine halbe Stunde mit unzähligen Fotos und konnten gleich mehrere dieser mächtigen Tiere in den Lüften bestaunen.

Unsere Wanderung startete in Cabanaconde auf 3280m und da wir mit Carlitos Tours gebucht hatten, war es mal wieder eine private Tour mit unseren Guide Remy. Die Ausblicke in die Tiefe des Canyons waren schon eindrucksvoll und bis auf den Grund zum Rio Colca sollte es heute gehen, das waren sage und schreibe 1200m Höhenunterschied. In Serpentinen ging es, zum Teil über viel Geröll, stetig bergab, vorbei an karger Landschaft und zahlreichen Kakteen. Endlich kamen wir unten an und überquerten eine Brücke über den Fluss, um auf die andere Seite des Canyons zu kommen. Hier aßen wir im Dorf San Juan erst einmal zu Mittag.

Für viele andere Wanderer ist hier oder ein Stückchen weiter in der Oase Sangalle Schluss für den ersten Tag, aber da wir mal wieder eine alternative Route gewählt hatten, um den Touristenstrom aus dem Weg zu gehen, ging es für uns noch einmal 1 ½ Stunden weiter in das Dorf Cosñirhua, wo wir übernachten sollten. Dazu mussten wir noch einmal ein wenig hoch laufen, aber dafür hatten wir eine schlichte Unterkunft mit eigenem Bad und warmem Wasser bei einem Lokalen (Standard ist es auf dem Zeltplatz oder in einem Schlafsaal zu übernachten). Hier hatten wir noch das Vergnügen ganz authentisch eine Meerschweinchen-Farm zu sehen und durften die Tierchen zu ihrer abendlichen Mahlzeit füttern. Außerdem wurde Chris fachmännisch angelernt, wie man eine Kaktusfrucht korrekt endstachelt und schält.

Da der Aufstieg von 1200m Steigung wieder den ganzen Canyon hoch bis nach Cabanaconde anstrengend ist und die Sonne tagsüber erbarmungslos ohne jeglichen Schatten brennt, stiefelten wir am nächsten Tag schon zu Unzeiten mitten in der Nacht um 3.00 Uhr mit Kopflampen ausgerüstet los. Zuerst mussten wir wieder rüber auf die andere Seite des Flusses kommen und danach begann der mühselige Aufstieg bei der Oase Sangalle wieder den ganzen des Vortages hoch. Im Dunkeln hatte man leider nicht allzu viel von der umgebenden Landschaft und so schleppten wir uns noch etwas verschlafen Stückchen für Stückchen die Serpentinen hinauf. Auf halber Strecke fing es langsam an hell zu werden und wir genossen die Färbung der Felsen und umliegenden Berge während der aufgehenden Sonne. Jetzt überholten uns langsam Caravanen von Maultieren, die Touristen, welche entweder den Aufstieg von vornherein scheuten oder unterwegs aufgaben, geduldig nach oben beförderten. Ja, zwischenzeitlich wünschte ich mir auch auf dem Rücken eines solchen treuen Freundes zu sitzen, denn der Weg zog sich und wir kamen bei der Höhe und der Anstrengung auch ganz schön außer Puste. Nach über vier Stunden kamen wir endlich oben in Cabanaconde am Aussichtspunkt an und bestaunten noch einmal ziemlich kaputt das Panorama des Canyons. Jetzt gab es auch endlich Frühstück im Ort, bevor wir mit dem Collectivo auf dem Weg nach Arequipa noch einen erholsamen Halt bei den Thermalbädern von Calera einlegten und unsere müden Muskeln entspannen konnten. Danach ging es innerhalb von drei Stunden nach Arequipa, wo wir die Nacht besonders gut schliefen!

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