Reisefieber - Alltag ade
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Baden im Youmurí und Besteigung des Yunque

Veröffentlicht: 17.04.2019

Heute wollten wir es ein bisschen ruhiger angehen. Wir schlenderten durch die Innenstadt von Baracoa und machten einen Abstecher in die Casa del Chocolate, einem alten Kolonialhaus, in dem sich alles um das Thema Kakao dreht. Wir tranken im hübschen Innenhof hausgemachten leckeren Kakao mit verschiedenen Geschmacksnoten und kauften auch ein paar Schokoladenpralinen direkt aus der kleinen Fertigungsstube. Das Klima in Baracoa ist optimal für Kakaopflanzen und so gibt es hier die einzige Schokoladenfabrik Cubas. Vor allem die Trinkschokolade ist hier beliebt. Anschließend ließ Chris sich noch für einen Touristenpreis teuer den Bart bei einem Friseur auf einem alten Barbierstuhl schneiden. Es gab zwar allerhand Brimborium, aber so ganz professionell kam es einem am Ende trotzdem nicht vor.

Dann fuhren wir mit dem Auto zu einem hübschen untouristischen Strand mit kleinen Fischerhäuschen und einem Paladar (privates kleines Restaurant) in einem blauen Strandhaus wie für ein Postkartenmotiv. Wir aßen frischen Fisch und tranken gemütlich frisch gepresste Säfte. Bevor wir wieder losfuhren, wollte mein Vati noch einmal auf Toilette und als er dafür durch den kleinen Hinterhof kam, hielt ihn der Besitzer auf, steckte ihm 3 CUC zu und sagte, er solle doch bei der nächsten Tour wieder Touristen hierher zum Essen bringen. Seitdem sagten wir zu meinem Vati immer scherzhaft el guia (der Guide), doch zugegebener Maßen geht Chris auch einfach nicht als Cubaner durch.

Anschließend ging es weiter, den Felsbogen Tunel de los Alemanes passierend, zur Boca de Yumurí. Hier befindet sich hinter dem Flussdelta des Yumurís Cubas schönster Canyon. Die Kalkfelsen der Schlucht sind bis zu 180m hoch und üppig bewachsen. Wir nahmen ein kleines Taxiboot und ließen uns ein Stück flussaufwärts absetzen. Wir wanderten ein bisschen durch die Schlucht und fanden auch eine idyllische Badestelle. Bis auf eine Handvoll Cubaner ein Stück weiter, die Ihr Picknick mit lauter Musik untermalten, waren wir komplett allein in der Schlucht. Eineinhalb Stunden später holte uns, wie verabredet, das kleine Boot wieder ab - wir hätten aber noch Stunden in dem perfekt temperierten Flusswasser schwimmen können.

Zurück in Baracoa entschieden wir uns doch noch einen Abstecher zum Carneval am Malecón zu machen. Hier waren Himmel und Menschen unterwegs und es gab zahlreiche Imbissstände, Verkaufsstände mit Kitsch und etwas unkonventionelle, scheinbar selbstzusammengebastelte Karussels für Kinder in Form eines Busses oder Flugzeuges. Am besten war jedoch die cubanische Interpretation des Glücksrads. In der Mitte war eine Kiste, die man drehen konnte und außen drum standen im Kreis offene Kisten mit kleinen Gewinnen oben drauf. Wenn die Kiste in der Mitte sich aufgehört hatte zu drehen, nahm sie der Spielleiter hoch und zum Vorschein kam ein verwirrtes Meerschweinchen, das heraustorkelte und sich dann für eine der umliegenden Kisten zum Flüchten entschied. Solche Kuriositäten gibt es eben nur in Cuba.

Wir suchten uns dann noch ein kleines privates Restaurant, was wir empfohlen bekommen hatten und als wir gerade gemütlich unseren Cocktail schlürften, kamen wir noch in den Genuss eines Karneval-Umzuges mit Trompeten und Trommeln. Noch die ganze Nacht waren Baracoas Straßen im Ausnahmezustand, aber unser Auto wurde ja zum Glück mit einer Majete bewacht.

Jeden Tag konnten wir in der Ferne von unserer Terrasse aus das Wahrzeichen von Baracoa sehen: den ambossförmigen Tafelberg el Yunque. Umgeben von Gebirgszügen thront er inmitten der tropischen Landschaft. Auf den 575m hohen Berg führt ein ambitionierter 8km langer Wanderweg, den wir uns natürlich nicht entgehen lassen wollten.

Wir fuhren also die holprige Straße entlang zum Campismo el Yunque, dem Ausgangs-punkt der Wanderung. Ähnlich wie beim Humboldt Nationalpark konnte man in das geschützte Gebiet nur mit einem zu bezahlenden Guide. Im Vergleich zu Alberto, war dieser hier zwar genauso teuer, jedoch eher wortkarg und schien desinteressiert nur die Touristen schnell durchschleusen zu wollen.

Zuerst wateten wir mal wieder durch den Fluss zur anderen Uferseite. In der Ferne erhob sich die Spitze des Berges (von dieser Seite aus ist der Yunque nicht flach, sondern besitzt einen Gipfel), und ließ uns schon erahnen, wie steil der Aufstieg werden würde.

Mittlerweile waren dunkle Wolken aufgezogen, die uns nach und nach die Sicht auf unser Ziel nahmen. Anfangs liefen wir noch gemütlich durch die altbekannten Kakaoplantagen, doch schon bald stieg der Weg merklich an und ließ uns ins Schwitzen kommen.

Dichter Wald umschloss uns und ab und an gab es ein paar Pilze, Schmetterlinge und riesige Tausendfüßler zu bestaunen. Zu allem Übel fing es jedoch bald an zu regnen, was den lehmigen Bodenmatschig werden ließ, sodass es ein mühseliger und rutschiger Aufstieg wurde. Zum Glück waren wir typisch deutsch bestens mit Regenjacken ausgerüstet.

Als wir endlich keuchend den Gipfel erreichten, hatte sich jegliche Aussicht jedoch in einer einzigen Nebelbrühe versteckt. Ein wenig enttäuscht legten wir oben eine Verschnaufpause ein und begannen dann wieder den schlittrigen Abstieg. Unten angelangt, wuschen wir uns den gröbsten Schlamm im Fluss von den Füßen und Beinen ab und machten dann noch einen kleinen Abstecher zu einem ausgewaschenen Flussbecken, welches samt einem kleinen Wasserfall ein paar Naturpools bildet, die zum Baden einladen. Abends hatten wir uns das letzte großzügige Essen unserer Gastgeberin dann wirklich verdient und der Yunque zeigte sich zum Abschied dann doch noch einmal versöhnlich von seiner besten Seite in der Ferne.

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