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Tag 1 - von Meran nach Tisens

Veröffentlicht: 10.09.2017


So, da bin ich wieder. Gut gestartet und vor allem auch gut angekommen. Leider hat mein Navi Probleme, daher kann ich keine geographischen Daten liefern. Glücklicherweise konnte ich die Probleme löse, aber die Daten von heute sind leider weg?

Aber was gibt es sonst zu berichten. Wer "Tag 1 - kurz und knapp" gelesen hat weiß, dass es keine Verletzungen oder Blasen gab, dass das Navi spinnt und, das es Verluste gibt. 

Ja, sehr tragisch, ganz still und heimlich, ich habe es nicht mal bemerkt. Ob es plötzlich oder schleichend kam, kann ich gar nicht sagen. Er ist weg, von mir gegangen, ich hoffe für immer und ewig. Lebewohl "innerer Schweinehund"! Jeder kennt ihn, jeder hatte bestimmt schon mal Kontakt mit ihm, also seinem eigenen und ganz persönlichen inneren Schweinehund. 

Wie ich heute so durch den Regen stapfte und überlegte, was ich so schreiben könnte, merkte ich plötzlich, dass da niemand ist, der einen normalerweise davon abhält bei strömendem Regen vor die Tür zu gehen, um erst in 14 km Entfernung die nächste Tür zu durchschreiten. Sehr seltsam, dachte ich und da merkte ich es, er ist weg. Natürlich darf ich mich nicht zu früh freuen, denn irgendwann wird er versuchen in mein Leben zurückzukehren, aber eins ist sicher, er kann sich auf was gefasst machen.

Was heute sehr positiv war, dass es nur einmal geregnet hat, also von Meran bis zum Ziel bzw. ich glaube ein paar Meter davor hat es aufgehört. Habe nix gemerkt, da ich schon durch und durch nass war. Es hätte aber auch schütten, blitzen, donnern oder junge Hunde regnen können. "Alisha, wenn junge Labradore dabei gewesen wären, hätte ich Dir natürlich einen mitgebracht."

Die Landschaft konnte ich leider nur begrenzt genießen, da meine Brille von außen voll mit Regentropfen war und auf der Innenseite beschlagen. Das kann man übrigens sehr gut auf den Bildern sehen, auch die diesige und verregnete Landschaft.

So, aber nun mal zur Wanderung. Gestartet am Hotel hatte ich nach ein paar Minuten das Gefühl, ich wäre schon kaputt, aber dem war nicht so - zum Glück. Nach anfangs Straße kam irgendwann Stock und Stein, bergauf und bergab. Sehr enge Pfade, auf der einen Seite ging es bergab in die Obstheine, rechts war ein Wassergraben, ein sogenannter Waal, und daneben ging es bergauf. Problematisch waren nur die riesigen Pfützen, stellenweise war nur sehr wenig Platz zum Ausweichen. Ich habe mich schon in einem der Waale gesehen, aber wie gesagt, nix passiert.

Nach etwa ein Dreiviertel Stunden erreichte ich in Lana den Busbahnhof. Dort konnte ich mich unterstellen, mal den Rucksack absetzen, etwas Proviant rausholen und noch eine Jacke drüberziehen. Ich konnte einer großen Versuchung widerstehen, denn dort stand ein Bus, der nach Tisens fuhr. Aber nee, mir ging es gut, es lief gut, warum dann den Bus nehmen? Wegen des Regens etwa? Nö!

Angeblich hatte ich schon 8 km geschafft, konnte das aber irgendwie nicht glauben. Nach einer kurzen Erholungspause ging es auf dem Gehweg an der Straße entlang weiter - wer braucht denn sowas? Glücklicherweise ging es dann von der Straße bald wieder auf einem der Waalwege weiter.

An der Situation hatte sich nicht viel geändert: Pfützen, schmale Wege, undurchsichtige Brille, diesige Landschaft - aber es hat mir gefallen.

Lana zieht sich etwas länger und irgendwann kam ein Wasserfall, zu dem ich einen Abstecher machte. Cool, was für ein Getose.

Irgendwann kam dann ein Schild "Tisens 2 Stunden", das frustrierte mich und ich wunderte mich, wie das sein kann, war ich nicht schon weiter? Als es bergauf ging und nicht mehr aufhörte konnte ich gut verstehen, warum 2 Stunden. Aber egal, weiter ging es. Und irgendwann war Tisens dann schon auf dem Display zu sehen, aber wie heißt mein Hotel und wo ist es? Schlecht gepackt, die Adresse war hinten irgendwo im Rucksack. Das muss morgen unbedingt besser werden. Also kurze Pause, Regenponcho ausziehen, Adresse rauskramen und weiter ging es. Ich glaube, es hatte gerade zu regnen aufgehört

Nach nur wenigen hundert Metern wurde ich fündig, dort lag es, das Hotel Hillebrand in Tisens.

Oh weh, wo war ich hier hingeraten? Ich war heute sehr schnell, aber keine 140 milen/Stunde (wie bei "Zurück in die Zukunft") und den sagenumwobenen Fluxkompensator (ebenfalls "Zurück in die Zukunft") habe ich auch nicht. Aber ich bin mir sicher, ich habe eine Zeitreise gemacht. Von außen sah alles noch aus wie hier und heute, aber drinnen kam es mir vor wie ein Zeitsprung und als ich mein Zimmer betrat war ich mir sicher, ich war zurückgereist. Ich muss irgendwo in den fünfziger oder sechziger Jahren angekommen sein. Ich hätte nie gedacht, das Fliesen so lange an der Wand kleben bleiben und nicht wegen Überalterung des Klebers abfallen. Die Möbel müssen eine gute Qualität sein, denn sonst hätte man sie zwischenzeitlich ausgetauscht. Misst, mir fällt gerade ein, dass ich die Matratze noch nicht getestet habe. Hoffentlich stammt diese wenigstens aus der Neuzeit.

Aber die Leute hier sind nett, auch wenn sie aussehen, als wären sie aus der Zeit der Möbelherstellung

Im Augenblick sitze ich im Café oder Bar oder wie sie dieses Museumstübchen nennen. Das Interieur könnte der gleiche Designer entworfen haben der in Nauborn auch die Kanone eingerichtet hat, also damals. Mich wundert es, wie man in der Vergangenheit schnulzige Radiosender aus der Neuzeit empfangen kann. HR4 ist moderne Rockmusik gegen das, was hier läuft. Boah, es würgt mich, obwohl Torte und der Latte frisch sind. Etwa doch keine Zeitreise?

Ach ja, die haben sogar ein Schwimmbad. Raumtemperatur klasse, Wasser nicht so toll. Aber ich konnte ein paar Minuten entspannen und habe dabei wahrscheinlich das Navi ruiniert. Aber dort bestätigt sich die Zeitreise.

An sich gibt es nichts mehr zu berichten. Meine größte Sorge ist, dass meine Sachen bis morgen nicht trocken sind.

Zum Abendessen gibt es den Marschproviant von heute. Ich hatte weder Hunger noch Appetit und auch kein Bedürfnis. Wenn Carola wüsste, das ich nicht viel getrunken habe, dann gäbe es Mecker. Aber ich bin mir sicher, ich habe reichlich Flüssigkeit über die Haut aufgenommen.

Ach ja, eins hat mich doch etwas geärgert. Ich konnte wegen des Wetters die GoPro nicht zum Einsatz bringen. Wegen Regenponcho und Regenhülle auf dem Rucksack konnte ich den Blitzableiter nicht montieren. Schade, aber die Bilder wären wahrscheinlich auch nicht so toll geworden.

Für heute sool es reichen. Werde mal versuchen, ob ich noch ein paar Bilder hochladen kann.

Klickt auch morgen wieder rein bei AlleineWandernZumGardasee, wenn es heißt "Zurück in die Zukunft".

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