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Same Same but different

Veröffentlicht: 19.10.2018

Andere Länder, andere Sitten! Das Sprichwort, dass man oft verwendet um die Eigenheiten anderer Kulturen zu beschreiben, trifft natürlich auch auf die Menschen in Somaliland zu. 

Die Menschen und die Gesellschaft hier sind vor allem durch zwei Dinge geprägt: Ihren Glauben und ihre Clanzugehörigkeit.

Mit dem Beginn der Morgendämmerung , beginnt für die meisten Menschen hier auch der Tag. Um viertel vor 5 beginnt der Muezzin damit zum Gebet zu rufen. Anfangs war es etwas gewöhnungsbedürftig schon so früh durch die Lautsprecher der Moscheen geweckt zu werden, mittlerweile habe ich mich aber dran gewöhnt und höre es kaum noch. Auch der restliche Tagesablauf orientiert sich an den Gebetszeiten. So ist das Krankenhaus nach dem Mittagsgebet um 12 Uhr nur noch für Notfälle geöffnet und öffnet erst wieder nach dem Nachmittagsgebet um 16 Uhr. Mit dem Gebet zum Sonnenuntergang um 18 Uhr endet der Arbeitstag meistens für mich. Für unsere Mitarbeiter endet der Tag oft mit dem Nachtgebet. 

Doch neben den Gebetszeiten prägt der Islam die Gesellschaft auch in anderen Bereichen des täglichen Lebens. So gibt es in Somaliland offiziell keinen Alkohol zu kaufen, Frauen tragen Kopftücher und die sommerliche Shorts ist auch nicht gerne in der Öffentlichkeit gesehen. Das Kopftuch wird hier auch oft als modisches Accessoire genutzt und trägt zu einer bunten Farbenvielfalt im Alltag bei. Den politischen Diskurs über das tragen von Kopftüchern in der Öffentlichkeit sollte man meiner Meinung nach etwas entspannter angehen und sich dabei nicht von einer Islamphobie leiten lassen aber das ist ein anderes Thema. 

Leider gehört Somalia zu einem der afrikanischen Länder in denen immer noch die weibliche Genitalverstümmlung praktiziert wird. Neben den traumatischen Auswirkungen auf die Psyche der jungen Frauen und Kindern, kommt es auch immer wieder zu lebensbedrohlichen Situationen ,da die Eingriffe zum Teil mit unsterilen Messern oder  stumpfen Glasscherben durchgeführt werden. Oft wird die weibliche Genitalverstümmlung unter dem Deckmantel der Religion durchgeführt, ist aber eigentlich auf alte Traditionen zurück zu führen und hat mit dem Islam nichts zu tun. 

Auf alte Traditionen sind auch die Clanstrukturen zu führen, in denen die meisten Menschen hier leben.  In und um Caynaba selbst leben zwei größere Clans, die sich mal mehr oder weniger vertragen und doch irgendwie zusammen einem übergeordneten Clan angehören. Im Krankenhaus selbst arbeiten auch Angehörige von beiden Clans und die Zusammenarbeit klappt überraschend gut. 

Insgesamt jedoch sind die Clanstrukturen für Außenstehende nur schwer zu durchschauen und es kann durchaus passieren, das eine vermeintlich kleine Streiterei zu einem bewaffneten Konflikt führen kann. Das ist auch einer der Gründe, warum wir dauerhaft unter Polizeischutz stehen und immer einen Rucksack mit unseren Ausweispapieren und "Fluchtgeld" bei uns tragen. 

Für Kinder und Jugendliche bringt das Leben in den gefestigten Clanstrukturen einige Konflikte mit sich. Durch die weltweite Verknüpfung über das Internet , sind sie oft gefangen zwischen den Erwartungen und Anforderungen die der Clan an sie stellt und den eigenen Träumen. Denn der Clan ist es der bestimmt wie dein Leben aussieht, welche Frau du heiraten darfst und was du zu tun hast. Brichst du mit dem Clan, dann brichst du auch mit der Familie. Vermutlich war das auch einer der Gründe, die vor einigen Wochen einen 22 jährigen Mann dazu bewogen haben sich in die Brust zu schießen. Die Familie hat ihn zwar noch zu uns ins Krankenhaus gebracht, wir konnten allerdings nichts mehr für ihn tun. 

Doch es gibt auch Eigenheiten die ich gar nicht so schlecht finde. Wenn ich mit der Mobile Clinic unterwegs bin, sitzen wir gemeinsam auf dem Boden und essen aus einer großen Schüssel; natürlich ganz traditionell mit der rechten Hand. Baasto iyo mos (Spaghetti mit Bananen) hat sich mittlerweile zu einer meiner Lieblingsspeisen entwickelt und es ist gar nicht so einfach Spaghetti mit den Händen zu essen, ohne das die Hälfte auf deiner Hose oder irgendwo im Gesicht landet. Anfangs habe ich einige Lacher auf meiner Seite gehabt, doch ich arbeite weiterhin daran, meine Essensfertigkeiten zu verbessern. Auch das gemeinschaftliche Tee trinken gehört zum täglichen Ritual der Menschen hier und ein Tasse Somalitee schmeckt gut und gibt Kraft für den restlichen Tag.

Eigentlich gibt es noch jede Menge weitere Eigenheiten über die ich berichten kann, dazu vielleicht ein anderes Mal mehr. Am Montag geht es wieder nach Hargeisa, dort treffen wir uns mit dem Gesundheitsminister um über das Krankenhaus und die Installierung eines Health Posts in der Region zu sprechen. 

Bis bald 

#Alexinsomaliland

Antworten (4)

Angie
Sehr interessant, wie immer! ❤🌻

Sim
Hallo Alex. .Ich freue mich immer auf Freitag. ..deine Berichte sind sehr interessant und lassen uns einen Einblick geben in die Sitten und Gebräuche der Somalier...ich wünsche dir alles gute und pass gut auf dich auf🍀 lg

Margreth
Hallo Alex , wie wir von dir erfahren wirst du noch zum Teetrinker und wir m,üssen uns wohl einen Vorrat an Tee zulegen, wenn du wieder nach hause kommst

Sonja
Hallo Alex, ich freue mich auch immer Freitags auf deinen Bericht. Schön dass du "Fuß gefasst" hast in Somalia. Bleibe stark im Glauben, dann wird er dich Gott immer beschützen, was immer auch kommen mag.