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Geburtstagskap

Veröffentlicht: 30.10.2020

Heute ist es soweit. Heute erreichen wir unser erstes Ziel. Bisher haben wir schon so viel gesehen und erlebt, dass wir vermutlich noch in einigen Jahren von dieser Reise reden werden. Hoffentlich nervt das niemanden. Ach - auch egal.

Der Tag startet mit Geburtstagspfannkuchen am Lillefjord. Zur Feier des Tages haben wir uns auch mal wieder geduscht, gestern Abend. Der Sturm hat sich fast verzogen, auch wenn es in der Nacht noch leichten Regen gab. Nach einer Türen-Aufreißen-Beschlagene-Fenster-Trocknen-Aktion geht's auch schon los: Auf ans Nordkap.

Waiting...

Wir düsen die Havøysund zurück, vorbei an der nun verlassenen Baustelle und biegen auf die E69 ab. Dem letzten Abschnitt entgegen, das letzte mal nach Norden fahren. 

Kurven, Kurven überall

Die Landschaft verändert sich einmal mehr rasend schnell. Die kleinen Birkenhaine werden immer seltener und zum Schluss klammern die Bäumchen sich nur noch an steile Felswände und einsame windgeschützte Ecken. Die Taiga des Nordens breitet sich aus und ist in ihrer Herbstfärbung einfach atemberaubend. Nur noch wenige Kilometer trennen uns von unserem Ziel, für dass wir so lange gearbeitet und gespart haben. 

Es wird spannend, denn wir durchqueren einen der tiefsten Tunnel Norwegens. Und mit seinen fast 9% auch einen der steilsten! Dieser führt auf die Insel Magerøya und uns näher ans Nordkap. Die Insel überrascht uns. Kaum ein Baum, dafür viele Rentierherden. Unsere Aufregung ist langsam greifbar. Wie Frederic das so schön formulierte: "Die Landschaft hat sich schon so oft verändert, aber dass das Nordkap so anders ist, hätte ich nicht gedacht." Und ja, ich weiß auch nicht so recht wie ich das beschreiben soll. Magerøya ist anders. Die "karge Insel" ist weicher, brüchiger, flacher und gleichzeitig  steil, voller Leben. Der Ausblick an den wir uns gewöhnt hatten; hohe Fjordwände, vielleicht ein Streifen Ozean am Horizont, hat sich in den letzten Tagen schon gewaltig verändert. Im wirklich hohen Norden wird alles kleiner, ob das nun Berge oder Bäume sind. Wir können in der Ferne die sanften Hügel und steil abfallenden Klippen der norwegischen Küste sehen. 
Norwegens Küste
Rentierfoto 12

Gerade mal 417 mÜNN ist die höchste Erhebung der Insel, das Gråkallfjellet. (Im Vergleich: um die 2460 m sind die höchsten Gipfel in Jotunheimen Nationalpark und die höchsten Norwegens, den wir erst vor wenigen Wochen besucht haben. Monate? Die Zeit vergeht viel zu schnell.)

Die traumhafte Strecke an den wenigen Orten der Insel vorbei trägt einiges zu unserer Aufregung bei. Man kann diesen Ort nicht wirklich beschreiben, aber vielleicht liegt das auch an unserer Stimmung allgemein. Es ist komisch, so kurz vor einem Ziel zu sein. Komischer wird es auch wieder gen Süden zu fahren. Doch darüber machen wir uns heute keine Gedanken.

Rentierfoto 26

Als wir an Honningsvåg vorbei kommen, sehen wir etwas durchaus unübliches. Hitchhiker. Leider leider haben wir bei unserem Aufbruch heute morgen, einfach alles auf die Sitze geräumt und so müssen wir leider weiter fahren. Zudem wollen wir warten bis nach 17 Uhr. Denn dann kostet der "Eintritt ins Nordkap" nicht mehr so viel Geld. UUUnd wir möchten uns das Kirkeporten in der Nähe von Skarsvåg ansehen. 

Ziemlich groß, das Ding

Schließlich rasten wir in der Nähe der kleinen Siedlung und kochen uns erst einmal ein Geburtstagsessen. Es gibt vegan Hotdogs, natürlich mit der guten Senfmarmelade. Da erblicken wir zwei der Hitchhiker. Besser gesagt, sie sehen uns und beschließen auch dort zu rasten. Vorher versuchen die beiden noch Fisch zu fangen, allerdings ohne Erfolg. Wir fragen sie ob wir sie bis zum Nordkap mitnehmen können und dann ist das auch schon abgemacht. Pünktlich 10 vor fünf brechen wir auf. Die beiden jungen Dänen sind ein gutes Stück getrampt und fliegen in wenigen Tagen wieder zurück. Eine lustige Fahrt wird es allemal, denn unsere Aufregung steigt mit jedem schönen Kilometer, ach quatsch mit jeder Sekunde!, die wir uns unserem Ziel nähern. 

...Gråkallfjellet

Und dann sehen wir es. Zuerst das Museumsgebäude und den großen Parkplatz. Schnell eingecheckt, Parkplatz gesucht und dann sehen wir uns um. Genau wie unsere dänischen Fahrgäste bleiben wir über Nacht. Schließlich muss so ein Augenblick doch gefeiert werden, mit dem guten Moselwein, was denn auch sonst. Und so köpfen wir unsere letzte Königinnen-Weinflasche und beobachten wie die Wolken über den arktischen Ozean ziehen. 


Am Ende der Welt?

Bei Sonnenuntergang.

In Nebel gehüllt.

Durchscheinend und Still,

ein Gefühl von Freiheit, 

Unendlichkeit und 

Frieden.




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