Veröffentlicht: 11.06.2018
Bevor es am Freitag in den – wohlverdienten, wie ich finde – Urlaub geht, nochmal ein kurzes Update aus Saudi.
Die letzten Wochen war sehr ereignisreich, aufregend und anstrengend.
Felix hatte ja kuerzlich schon von seiner Feldarbeit in der Al Wajd Lagune berichtet, das Gebiet an der Saudischen Roten Meer Kueste an der in den naechsten Jahren ein grosses Tourismus Gebiet entstehen soll.
Ein wenig spaeter ging es dann schon wieder los – diesmal aber konnten wir zu zweit fahren und es ging ganz in den Norden, in das NEOM Gebiet. Hier soll ein riesiges Industriegebiet entstehen (angeblich in etwa in der Groesse von Belgien).
Bis dort in den Norden isr es natuerlich eine ziemlich lange Fahrt – aber immerhin sieht man so auch mal ein bisschen was vom Land:
Kamele am Strassenrand - keine Seltenheit hier in Saudi
Genauso wie bereits im RED SEA Gebiet ging es hier darum die Abudanz und Artenzusammensetzung des Seegrasses in dieser Region zu bestimmen. Dafuer waren wir natuerlich viel im Wasser, schnorchelnd und tauchend. Hier ein paar Impressionen:
Wieder zu Hause ging es nun darum die gesammelten Daten in einen Report zu packen. Urspruenglich sollte diese Feldarbeit auch zusaetzlich verguetet werden (nix wildes, aber immerhin ein kleines Taschengeld). Nach monatelangem hin- und her stellt sich die Uni (also das ist alles natuerlich noch ein wenig komplizierter, wuerde aber ewig dauern dass hier aufzudroeseln) quer uns tatsaechlich fuer unsere Arbeit zu bezahlen. Jetzt heisst es also abwarten und darauf hoffen dass unser Prof eine Loesung findet und wir am Ende zu unserem Recht kommen.
Das sind dann auch wieder die Momente an denen man an diesem Ort hier zu verzweifeln droht. Die Arbeitsmoral vieler Leute ist oft unter aller Sau (und ich spreche hier nicht unbedingt von den Saudis). Das amerikanisierte System mit 1000 Managern- und Submanagern fuehrt oft dazu dass sich am Ende gar keiner fuer irgendetwas zustaendig aber sich trotzdem alle super wichtig fuehlen.
Als ‚kleiner‘ Student ist man da natuerlich immer irgendwie das schwaechste Glied in der Kette – was besonders nervt wenn man merkt dass man so manche von den „Senior specialists“ hier locker in der Pfeife rauchen koennte.
Neben der Seegrass Feldarbeit war Felix auch viel in den Mangroven rund um KAUST unterwegs. Das ist noch Teil seines Praktikums bei HSE (Health Safety and Environment), das aber schon bald auslaeuft weil er ja Anfang August nach Deutschland faehrt und dann bis zum Ende des Jahres als Forschungstaucher mit dem Mesokosmen Projekt des GEOMAR nach Gran Canaria.
In meinem Projekt geht es ebenfalls voran. Das erste Paper ist eingereicht (haengt aber noch irgendwo im Review rum), einige Experimente laufen oder starten demnaechst und ich schreibe fleissig an meinem Proposal dass ich ihm Sommer (nach dem ersten Jahr) verteidigen muss.
In unserer kleinen Familie gab es auch einige Dramen in den letzten Wochen. Vor etwa 3 Woche wurde unser Voegelchen Juergen ziemlich krank (wahrscheinlich eine Erkaeltung). Das an sich waere wohl gar nicht so gravierend gewesen, aber – an Mangel aus anderen Moeglichkeiten zu der Zeit, sind wir mit ihm hier in KAUST zum Tierarzt. Der hat ihm Antibiotika gegeben und meinte es waere eben eine Erkaeltung. Die naechsten Tage sollten wir das Antibiotikum dann in sein Trinkwasser geben. (Was, in der retroperspektive nicht viel Sinn macht, bedenkt man wie wenig so ein Sittich am Tag trinkt. Damit war die aufgenommene Medikamenten Menge quasi homoepathisch..)
Aber ohne die Geschichte nun lange auswaelzen zu wollen: obwohl es ihm anfaenglich besser ging fuehrte diese falsche Medikation wohl zu einer Entzuendung im Nervensystem, weswegen er anfang beinah unkontrolliert zu zucken. Fliegen war zu dem Zeitpunkt schon seit ein paar Tagen keine Option mehr, aber nun konnte er nicht mal mehr eigenstaendig essen weil er den Kopf dafuer gar nicht gerade genug halten konnte. Auch auf seiner Stage im Kaefig konnte er nicht mehr sitzen, nur noch auf dem Kaefigboden (den wir natuerlich mit alten Tshirts und so gut es ging ausgepolstert hatte).
Zum Glueck fanden wir dann in Jeddah doch endlich eine Tieraerztin die sich besser mit Voegeln auskannte und er bekam endlich seine Antibiotika endlich in der richtigen Dosierung. Obwohl man uns da schon gesagt hat, dass sie Wahrscheinlichkeit besteht dass das Zucken sich soweit manifestiert hat dass es sich nicht mehr regenrieren wird haben wir (und vor allem der kleine Juergen) weiter gekaempft. Und siehe da, schon in den ersten Tagen mit richtiger Medikation hoerte das Zucken auf, er war wieder viel kontrollierter und machte mit jedem Tag tolle Fortschritte.
Die ersten Versuche wieder auf der Stange die Balance zu halten, Babybreifuetterung (zusaetzlich zum normalen Essen, damit er wieder Gewicht zulegt) und Kuschelstunde in der Waerme der Infrafrotlampe.
Mitlerweile kann er sogar wieder aufrecht sitzen (auch wenn er sich immernoch nicht so richtig traut.. aber das kann man ja auch verstehen, er hatte ja schliesslich auch keine Ahnung was los war).
Das mit dem Fliegen klappt leider (noch?) nicht, aber er hat vor ein paar Tagen angefangen zu ueben indem er mit den Fluegeln schlaegt und auf jeden Fall schonmal kleine Huepf-Flug-Versuche startet.
Wir sind also zuversichtlich dass es, wenn auch nicht wieder ganz so wie vorher, aber immerhin besser wird.
Eine letzte Info ist vielleicht wert dass wir jetzt auch ein Auto haben! Hat sich ziemlich spontan ergeben:
So viel fuer den Moment. Am Freitag fliegen wir fuer 9 Tage nach Sri Lanka – der naechste Blogeintrag wird dann also hoffentlich ueber all die coolen Tempel und Teeplantagen sein die wir dort sehen werden.
Bis dahin erstmal ganz liebe Gruesse
Felix, Juergen und Susann