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Lädiert, aber zufrieden

Veröffentlicht: 10.05.2024

Habt ihr mir nach dem letzten Beitrag eifrig die Daumen gedrückt? Heute hat mein Plan A nämlich perfekt funktioniert! Danke! 🙂 

Kapitel 1: Inwangsan

Heute hat es sich zum ersten Mal so richtig wie Urlaub angefühlt. Da ich Freitags keine Schule habe, konnte ich erst mal ausschlafen. Hallelujah! Dann ging es bei strahlendem Sonnenschein los. Ca. 30 Minuten entfernt, zwischen den Bergen, die Seoul umgeben, liegt das Viertel Buam-dong. Dort bin ich ausgestiegen und dann ab in die Botanik in Richtung Inwangsan!

Hallo aus dem Grünen! 
Fun fact: Das Zentrum von Seoul ist von Bergen umgeben. Die wichtigsten sind Namsan (da war ich gestern), Inwangsan, Bugaksan und Naksan. (Der aufmerksame Leser wird sich an dieser Stelle zu Recht denken, dass “san” das koreanische Wort für Berg ist.) Diese Berge waren früher durch die alte Stadtmauer verbunden und bildeten einst die Außengrenze der Stadt.

Nach so viel Hochhäusern und Menschen habe ich die Natur genossen: Duftende Pinien, kaum Leute, dafür riesige Bienen (Hornissengröße!), und dann der Weg an der alten Stadtmauer entlang mit Blick auf die Berge zur einen Seite, auf die Stadt zur anderen. 

Der Weg führt direkt an der Mauer entlang. 

Nach etwa 20 Minuten Treppensteigen in der Mittagssonne (jaaa, mal wieder cleveres Timing, aber immerhin war ich mit Kappe und Sonnencreme darauf vorbereitet!) erreichte ich mein Ziel: Das 숲속쉼터 (숲 sup = Wald, 속 sock = inmitten von etwas sein, 쉼터 Schim-ter = Zusammenschluss der Wörter für Ausruhen und Center). 

Holz und Glas, Sitzplätze, gefüllte Bücherregale und einträchtige Stille unter den Anwesenden. 
Hier sitzt man mit herrlichem Blick ins Grüne. 

Eine Stunde habe ich hier gesessen, die Stille genossen, ins Grüne geschaut, Tagebuch geschrieben und die Seele baumeln lassen. Dann ging es zu Fuß weiter hinunter Richtung Stadt. 

Es rach so gut! 
Snacktime! Hier habe ich gesessen und eine kleine Pause eingelegt, bevor es aus dem Wald heraus und die Straße hinunter in die Stadt ging. 

Kapitel 2: Selbst-verstümmelung

Tja, und dann ist es passiert…. Auf der anderen Straßenseite war ein schönes Backsteingebäude, und als ich näher kam, las ich “Deutsche Bäckerei ‘Achso’”.

Achso Bäckerei

 Neugierig überquerte ich die Straße und warf einen Blick hinein, aber die Bäckerei hatte wohl dicht gemacht, es war alles geräumt. Gerade wollte ich wieder zurück auf die andere Seite gehen, als ich auf den kleinen Kiesel ausrutsche und mir das Knie aufschlug. 

Triggerwarnung: Blut! 

Aua... 

Da stand ich nun, mit einem ziemlich tiefen, ziemlich stark blutenden Loch im Knie und fragte mich: Was nun? Zuerst mal notdürftig mit meinem Desinfektionstüchern säubern und die kleinen Steine rauspopeln. Und dann bin ich zur nächsten Apotheke gehumpelt, wo mir eine sehr nette Omi geholfen hat, die Wunde zu desinfizieren und mit Pflastern zu tapezieren.

Tja, und dann bin ich halt zum Essen gegangen, auf den Schreck! 😀 Das vegane Restaurant, was ich mir schon oben auf dem Berg rausgesucht hatte, war “wegen Mangel an Zutaten” geschlossen (den Grund kannte ich vorher auch noch nicht). Da ich Hunger hatte und sitzen wollte, bin ich dann in das Restaurant nebenan gegangen, was ein japanischer Donkatsu-Laden war. (Das ist quasi japanisches Schnitzel.)

Allein im Donkatsu-Laden 
Japanisches Schnitzel mit Krautsalat, Reis und einer kleinen Suppe + Cola für knapp 12 €
Fun fact: In Korea sind die Restaurants meistens sehr klein und auf ein Gericht (z.B. Donkatsu, Ramen…) bzw. eine Art von Gericht (Eintopf, Nudelsuppe, ….) spezialisiert. Es ist eher nicht so wie bei uns, wo man im gleichen Restaurant Fleisch, Fisch, Nudeln, Kartoffeln, Suppe, Vegetarisches und Nachtisch bekommt. 

Das Essen war hervorragend, es lief gute Musik und hinterher hatte ich noch einen netten kleinen Plausch mit dem Besitzer, der mein Koreanisch gelobt hat. Ein kleiner stolzer Moment. 🙂 

Kurz habe ich mit dem Gedanken gespielt, mich den Rest des Tages auszuruhen, aber  das Wetter war einfach zu schön um rein zu gehen. Und so ging es für mich rüber auf die andere Flussseite nach Gangnam.

Kapitel 3: Banpo Hangang Park

Beim dritten Mal in Korea habe ich es endlich zum Fluss geschafft! Gegen 17 Uhr kam ich im Banpo Hangang Park an. Banpo ist die Gegend in Gangnam, Hangang heißt Han Fluss. 

Hier ist schon einiges los: Radfahrer, Skater, Jetski, Boote und jede Menge Leute, die Picknick machen. Eine Weile sitze ich einfach nur da, schaue die Leute an, den Fluss und die Wasserspiele an der Brücke, die bei Dunkelheit sogar mit Regenbogenlichtern untermalt werden. 

Die Wasserstrahlen bewegen sich in Wellen auf und ab und werden nachts farbig beleuchtet. 
Ein Golden Retriever! 😍

Nachdem ich einmal links und rechts das Ufer ein wenig entlangspaziert bin, wird es mir aber zu kalt durch den starken Wind, und ich merke auch, dass ich ziemlich fertig bin. Auf dem Weg zurück zum Gangnam Bus Terminal, von wo aus ich die U-Bahn nehmen muss, kommt mir eine Riesenwelle Menschen entgegengeschwappt. 

Feierabend und Wochenende! Die Leute zieht es zum Fluss, sie haben Essen dabei, teilweise Bollerwagen mit kleinen Tischen und allem, was man für einen gemütlichen Abend braucht. Das war doch mal gutes Timing! 

Tschüss, Hangang! 

Kapitel 4: Gangnam Central Bus Station

Ich war heute zum ersten Mal am zentralen Busbahnhof von Seoul, und meine Güte, ist das ein Riesenkomplex! 

Hier fahren nicht nur Busse ins ganze Land und mehrere U-Bahn-Linien, sondern es ist gleichzeitig auch noch eine riesige Untergrund-Shoppingmeile. Da ich noch rund 20 Minuten bis zum Ende der Rushhour totschlagen musste, ließ ich mich dort hindurchtreiben.

Ein kleiner Blick in den "Busbahnhof". 

Leute, was soll ich sagen. Ich glaube, ich dürfte hier gar nicht unbeaufsichtigt rumlaufen. An allen Ecken und Enden gibt es Schmuck, Klamotten, Krimskrams, Papeterie und Snacks. Ich habe weniger als erwartet für Essen ausgegeben bislang, bin aber auf bestem Wege, das Ersparte anderweitig umzusetzen! 😂 

Reiche Ausbeute für den heutigen Tag! 

Kapitel 5: Fazit 1. Woche

Die erste Woche war eine gefühlstechnische Achterbahnfahrt von “absolut verzweifelt, einsam und überfordert” bis hin zu “ich liebe es und bleibe direkt 2 Jahre hier”. 

Einiges habe ich mir anders bzw. gar nicht vorgestellt. So hatte ich weder Hausaufgaben noch Wetterprobleme bei meiner Planung auf dem Schirm, ebenso wenig wie die Tatsache, dass mir die verkorkste Anreise ein ziemlich krasses Schlafdefizit bescheren würde. 

Ich dachte auch, es wäre einfacher, in der Schule Freunde zu finden. Ist aber schwierig, da ich als Einzige direkt im Anschluss noch Einzelunterricht mache, dann sind die anderen natürlich alle weg. 

Andererseits macht mir der Unterricht unglaublich viel Spaß. Ich habe jetzt schon das Gefühl, meine Scheu vor dem Sprechen zu verlieren, traue mich immer öfter, aktiv auf Leute zuzugehen und Dinge zu fragen. Sowas gelingt einfach nicht, wenn man nur einmal in der Woche eine Stunde VHS-Kurs hat. 

Ich habe eine sehr schöne Unterkunft, in der ich mich richtig wohl fühle. Ich durfte auch schon unglaublich viel erleben und konnte trotz einiger Schwierigkeiten richtig viel auf meiner “Will ich sehen/machen”-Liste abhaken. 

Deshalb schaue ich jetzt auf die restliche Zeit mit der Hoffnung, dass das Schwierige einfacher wird und das Schöne bleibt! ❤️

PS: Morgen soll es regnen und ich muss noch 20 Seiten im Workbook machen. Da wird nicht viel passieren. Deswegen gibt es morgen eine Blogpause. Macht euch ein schönes Wochenende! 

Antworten (2)

uta
Meine liebe Nina! Ich sende dir eine dicke Umarmung und freue mich über jede so authentische Zeile. Jede Reise - noch dazu allein - birgt Achterbahnen, und du schaukelst das fantastisch! Nimm mit, was geht. Lass sausen, was nicht reinpasst. Und bitte schreib uns alles auf. :) Liebe Grüße aus DD!

❤️❤️❤️❤️❤️ aus Seoul nach DD!

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