Veröffentlicht: 13.05.2024
Ich wusste ja, dass es am Samstag regnen sollte, aber dass direkt die Welt untergeht war mir nicht klar. Schon morgens gab es Sturmwarnung und bei meinen zwei vorsichtigen Ausflügen vor die Tür ist mir fast der Schirm weggeflogen. Brrr...
Aber da ich sowieso sehr, und ich betone, seeehr viele Hausaufgaben hatte, habe ich die Zeit eben sinnvoll genutzt. Richtig. Mit Youtube gucken. 😂
Eine Sache finde ich an den Hochhäusern in Korea richtig super. Jedes Gebäude hat mindestens ein Geschäft, also entweder ein kleines Restaurant, Cafe oder einen CVS (ConVenience Store) unten drin.
In unserem Gebäude ist das ein Starbucks, eine Bäckerei, ein Kimbab Laden (das ist wie Sushi, nur statt Fisch mit Gemüse und Fleisch drin) und einen 무인매점 (무 mu = kein, 인 in = Mensch, 매 me = Verkauf, 점 dschom = Punkt).
Dort gibt es dann zb Sandwiches, Obst, Getränke, ein paar Tiefkühlsachen, Joghurt usw. Man bezahlt an einem Automaten mit selber scannen - also auf Vertrauensbasis.
Zum Abendessen wollte ich so sehr was Koreanisches traditionelles essen, aber es gestaltet sich wirklich schwierig. Naver Maps sagt, der Laden sei offen, aber wann immer ich hingehe (ist bei mir ums Eck) stehe ich vor verschlossenen Türen. Selbst die Einheimischen können sich dieses Phänomen nicht erklären. Naja, auf jeden Fall gab es dann für mich eine Salat Bowl mit verbuddelten Buchweizen-Nudeln.
Als ob da oben jemand sehr gut Bescheid wüsste, gab es am Sonntag einen wunderschönen Sonnentag, der mir Herz und Seele erwärmt hat.
Meine Lehrerin aus dem Einzelunterricht hatte mir empfohlen, bei gutem Wetter unbedingt den Seoul Forest zu besuchen, und diesem Tipp wollte ich heute folgen.
Mit dem Bus dauert es etwas mehr als eine halbe Stunde. Schön, mal nicht unter der Erde unterwegs zu sein und draußen alles genauestens anschauen zu können. Es ist überall so wuselig, dass ich mich unwillkürlich frage, ob die Leute sich jemals nach der Ruhe des Landlebens sehnen. Bin halt im tiefsten Innern ein Landei, was will man machen. 😅
Fun Fact: Der Seoul Forest liegt im Stadtteil Seongdong-gu und ist der drittgrößte Park der Hauptstadt. Einst der königlichen Jagd vorbehalten, können hier heute Einheimische und Besucher die frische Luft von über 400.000 Bäumen genießen, Blumen anschauen, Tiere beobachten, picknicken uvm.
Ich war zwar schon mal im Seoul Forest, aber da war es Winter und ehrlich gesagt ziemlich trostlos. Außerdem hatten damals zwei Attraktionen geschlossen, die ich gern gesehen hätte. Und das konnte ich nun endlich nachholen! Nr 1 war der Insektengarten.
Im Prinzip ist der Insektengarten ein größeres Gewächshaus mit ein paar Pflanzen und einigen sehr mickrigen, winzigen Vitrinen/Aquarien, in denen arme Lebewesen ihr Dasein fristen müssen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt und war ein bisschen enttäuscht, ehrlich gesagt.
Doch auf diese Enttäuschung folgte ein absolutes Highlight: der Schmetterlingsgarten! Dabei handelt es sich um ein Gewächshaus mit einem Rundweg, um den ganz viele verschiedene Blumen gepflanzt sind - und in dem zahlreiche Schmetterlinge wohnen.
So viele Schmetterlinge auf einmal habe ich noch nie gesehen, und alle Leute waren bei dem Anblick von so viel Glück erfüllt, dass es richtig ansteckend war.
Beschwingten Herzens habe ich dann meinen Weg durch den Park fortgesetzt, vorbei an Kindergeburtstag und Hochzeitsfotoshooting, Familienpicknick und Date, Rehgehege, Teichen, Wasserläufen, Blumen, Rädern, Kettcars, Kinderwagen, Rollern...
Der Weg führte mich zum Ufer des Han Rivers, wo ich es mir auf einer Bank mit meinem mitgebrachten Snack gemütlich gemacht habe. Auf dem Radweg vor mir war ordentlich was los, und so habe ich Leute beobachtet, die Aussicht genossen und gelesen.
Fun fact: Wenn die Sonne scheint, zeigt sich der Unterschied zwischen Deutschen und Koreanern. Die packen sich nämlich richtig gut ein: Lange Ärmel, Sonnenhut mit extra breiter Krempe, teilweise Gesichtsbedeckung, Sonnenschirm etc. Bloß nicht braun werden! Möglichst helle Haut ist hier das Schönheitsideal. Deswegen schminken sich viele Menschen auch heller als die natürliche Hautfarbe. Quasi das Gegenteil von Deutschland oder anderen Ländern, wo sich die Leute eher zu dunkles Makeup draufmachen und Selbstbräuner verwenden.
In der Nähe des Han Rivers gab es noch so einige Läden, die ich gerne besuchen wollte, und so machte ich mich irgendwann auf den nach Seongsu.
Falls ihr euch fragt, woher diese lange Liste mit Läden stammt: Ich schaue sehr gern Vlogs über das Leben in Seoul, in denen Frauen mit den gleichen Hobbies wie ich kleine Lädchen und Cafés entdecken. Und die habe ich mir alle auf der Karte gespeichert. 😅
Ich sags euch wie es ist. Seongsu war mir zu voll. Nach der meditativen Umgebung im Wald war das Gedränge in dem Viertel furchtbar. Aber klar, Sonntag, gutes Wetter, beliebtes Viertel - da war viel los.
Ich hab mich in die U-Bahn geflüchtet und bin heim gefahren. Allerdings mit einem kleinen Zwischenstopp....
In Dongdaemun musste ich umsteigen und bin für einen Blick auf die DDP, einen Snack und einen Gang zur Apotheke ausgestiegen.
Fun Fact: Die Dongdaemun Design Plaza (DDP) wurde von Architektin Zaha Hadid entworfen, aus deren Feder zum Beispiel auch die geschwungenen Treppen an der Elbpromenade in Hamburg stammen. Typisch für ihren Stil sind die geschwungenen Formen. Die DDP hat keine einzige Ecke. Ein tolles Gebäude!!
Nachdem ich mir eine entzündungshemmende Salbe für mein Knie gekauft hatte (danke an dieser Stelle an Jiyeon, ohne deren Rat ich so vieles hier gar nicht wissen und tun könnte!!!), kaufte ich mir als Snack vom Straßenverkäufer einen So-dok-so-dok (das steht für 소시지 so-schi-dschi = Würstchen und 떡 dok = Reiskuchen). Zum ersten Mal probiert und für sehr lecker befunden mit der scharfen Soße. (Für mich scharf, für andere sicher maximal leicht pikant 😅)
Der Abend endete dann mit Hausaufgaben und Salat und einem Snack aus der U-Bahn...