Veröffentlicht: 21.05.2024
Vokabel des Tages:
시간을 흘려요 (Schi-gan-ühl hüll-jo-jo)*
Die Zeit fließt davon...
... wie das Wasser den Han River hinunterfließt, so scheint mir auch die Zeit hier durch die Finger zu rinnen.
*Ich stelle mir immer vor, wie ihr das laut vorlest und das find ich irgendwie total witzig! 😅
Noch so viele Orte, die wieder unentdeckt bleiben müssen, noch so viele Geheimnisse, die es dieser großen Stadt zu entlocken gäbe. Aber die Zeit reicht nicht!
Es ist nur noch eine einzige Privatstunde übrig, und zwei Mal Unterricht mit meiner Klasse, die mir tatsächlich ein bisschen ans Herz gewachsen ist.
Es ist Dienstag, 21 Uhr, und ich sitze bei noch fast 22 Grad am Ufer in Yeouido. Schaue auf das Wasser und die Lichter der Stadt, lausche dem Straßenmusiker, der hier seine traurigen Balladen schmettert, beobachte die Pärchen und Familien und Freundesgruppen und lasse die Sentimentalität in mir hin- und herschwappen wie die trägen Wellen, die von vorbeifahrenden Booten ans Ufer getrieben werden.
Es ist 22 Uhr. Mit leicht zerzausten Haaren - am Fluss ist eine frische Brise aufgekommen - komme ich zu Hause an. Der Namsan Tower leuchtet grün: Luftqualität ok. Ich habe mir Wassermelone und 호두과자 (Hodu Gwa-dscha) als Abendessen von der U-Bahnstation in Yeouido mitgebracht. Letzteres ist ein kleines Waffelgebäck in Walnussform (Hodu = Walnuss), in diesem Fall gefüllt mit süßer rote-Bohnenpaste und Walnuss-Stückchen.
Draußen vor meinem Fenster startet ein kleines Hupkonzert. Spätestens beim Autofahren zeigt sich, warum die Südkoreaner als die “Italiener von Asien” gelten. Feuriges Temperament, rasanter Fahrstil und keine Geduld.
Ich werde jetzt noch ein bisschen in die Kitsch-Welt bei Netflix abtauchen und melde mich dann demnächst wieder. Vielleicht erst am Wochenende, denn die letzten Tage in Seoul sind noch mal ziemlich vollgestopft!
Bis dahin bleibt gesund oder werdet es, und fühlt euch alle ganz lieb gedrückt von jemandem, der grad ne Umarmung gebrauchen könnte. ❤️