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Nichts für schwache Nerven

Veröffentlicht: 29.09.2019

Auf dem Weg nach Leon kommen wir durch die Berge und fahren direkt neben dem Fluss Sellas, auf dem immer wieder einige Kanus unterwegs sind. Bei bestem Wetter packt uns ebenfalls die Lust auf ein paar Stunden Wildwasser paddeln und wir halten Ausschau nach einer Möglichkeit. Im Städtchen Les Arriondes scheint es möglich, hier steht alles voll mit Kanus, leider sind wir für heute zu spät, die Touren starten immer vormittags zwischen 11 und 13Uhr. Wir bleiben auf dem Campingplatz und wollen am nächsten Tag paddeln gehen. In der Nacht regnet es und auch der Morgen startet bedeckt und ungemütlich, eigentlich hat keiner mehr Lust auf Kanu fahren. Da wir am Freitag angekommen sind und mit uns auch viele spanische Kurzurlauber, die scheinbar auch alle auf den Fluss wollen, haben wir das Abenteuer eigentlich schon abgeschrieben, als dann aber die Sonne herauskommt, wollen doch alle aufs Wasser. Mit passender Ausrüstung und einem Picknick ausgestattet, gehts los. Meine Begeisterung hält sich allerdings in Grenzen, als ich mich mit gefühlt hunderten von anderen Booten auf dem Fluss befinde, die Mehrzahl junge Leute, die eher Party machen wollen als die Natur genießen. Links und rechts des Flusses kommen in größeren Abständen richtige Partyzelte mit lauter Musik und alkoholischen Getränken vorbei welche ein Großteil des Feiervolks wieder vom Fluss befreien, so dass es mit jedem weiteren gepaddelten Meter ruhiger auf dem oder der Sellas wird. Wir genießen die Fahrt. Die Anstrengung hält sich in Grenzen, da eine ziemliche Strömung herrscht und wir sind guter Dinge, die 15 km in 4h zu schaffen. Joni und ich teilen uns ein Kanu und Gerhard und Con sitzen im anderen. Wir fahren über kleinere Stromschnellen, schauen nach Fischen im Fluss, machen Halt auf Sand- bzw. Steinbänken oder genießen einfach die tolle Bergkulisse um uns herum. Nach etwa der Hälfte der Strecke machen wir eine größere Pause und lassen uns das mitbekommene Brot schmecken. Nach der Stärkung möchte Joni unbedingt bei Papa im Boot fahren, so das wir die Teams tauschen. Gerhard und Joni sind schon los, bevor wir von der Sandbank loskommen. Ich sehe noch wie sie ca. 30 Meter vor uns um eine Flussbiegung verschwinden. Con und ich, wir müssen uns noch als Team finden, fahren bedächtig den Fluss entlang, bis wir auch um die Biegung kommen und ich sehe das in der Stromschnelle voraus ein Boot gekentert ist, unser Boot, mit Gerhard und Joni. Ich bekomme Panik, sehe Gerhard, kann Joni in seiner gelben Schwimmweste aber nicht finden. Ich schreie Con und mich selber an: Schneller! Schrecklich, wenn man noch soweit weg ist und nicht helfen kann, denn das Hilfe gebraucht wird, erkenne ich sofort, weil ich Joni nicht sehe! Aber wir geben alles und kommen dichter, ich rufe auch um Hilfe, denn wir sind nach wie vor nicht alleine auf dem Fluss, Gott sei Dank kann ich in diesem Moment nur sagen, denn auch die anderen sehen das gekenterte Boot. Plötzlich, wir sind immer noch nicht da, taucht neben Gerhard Joni auf, welch eine Erleichterung. Gerhard, der die ganze Zeit das Boot festgehalten hat, lässt es jetzt los und hält nur noch den panisch-schreienden Joni im Arm. Wir sind auch endlich da, Con kümmert sich um unser Boot, ich nehme Joni, der weiterhin ohrenbetäubend schreit, Gerhard kann nicht alleine aufstehen, hat sich an den Knien oder am Fuß verletzt, aber jetzt sind auch andere Leute da, die helfen Gerhard hoch und holen das zweite Boot, Paddel und unsere Schuhe wieder. Sie fragen, ob wir noch Hilfe brauchen, sie sind sehr freundlich und hilfsbereit, aber wir sind froh das wir alle zusammen dasitzen und brauchen etwas Ruhe, nach diesem Schock. Wir bleiben also für uns, Joni beruhigt sich langsam wieder und wir schauen dem Treiben am Fluss zu, viele kentern an dieser Stelle, aber Erwachsene können sich im Hüfthohen Wasser irgendwie noch ganz gut helfen, obwohl nicht die Wassertiefe sondern die Geschwindigkeit das Problem ist. Gerhard erzählt nochmal alles ausführlich, wie sich das Boot zu Seite neigte, er es aber nicht mehr ausbalancieren konnte, wie es dann kenterte und Joni unter das Boot geriet und er ihn auch nicht mehr sah und er auch nicht auftauchte, er dann noch irgendwie das Boot festhalten konnte, weil er dachte, wenn Joni da drinnen ist, muss er es jetzt mit aller Kraft festhalten und bis er dann plötzlich ein Ärmchen sah und Joni rausziehen konnte. Was für eine Geschichte. Ich war so froh und dankbar, das alles noch so gut ausgegangen ist. Aber wir mussten ja weiter, hier konnte uns niemand abholen, Gerhard hatte, außer vielen Prellungen, sich nichts gebrochen. Also alle wieder in die Boote, Joni verständlicherweise, nur wiederwillig, mit gedrückter Stimmung ging es auf den Rest der Strecke. Joni, der sonst immer so quirlig ist, saß über eine Stunde in Schockstarre vorne im Boot und hat nicht ein Ton mehr von sich gegeben und bei uns anderen fuhr natürlich auch die Angst mit. Wir blieben dicht zusammen und kamen auch heil ins Ziel, aber der Schreck sitzt uns immer noch in den Knochen. Gerhard bekam zwei dunkelblau verfärbte Zehen, zwei geschwollene Knie und einen großen blauen Fleck am Bauch für seinen lebensrettenden Einsatz. Vielen Dank von uns allen!

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