Tag 6: Vigiljoch / Lana & ein Hotelbrand am Abend

14. Oktober 2021

Der Muskelkater heute Morgen ist grenzenlos – aber es nützt ja nichts, heute wollen wir mit unseren Südtiroler Freunden Wandern gehen.

Um 9 Uhr treffen wir uns in Lana an der Seilbahn „Vigiljoch“.

Die Seilbahn zählt zum älteren Kaliber und hat laut Hinweisschild Platz für 20 Personen. Hier sei mal angemerkt, das es ursprünglich hieß, man würde wegen Corona Seilbahnen nicht mit voller Kapazität fahren lassen bzw. die Hälfte der Passagiere befördern.

Soweit die Theorie – hier die Praxis:

Ich bin die Letzte unserer Gruppe und genau vor mir schließt sich das Drehkreuz, da die maximale Anzahl von 20 Personen erreicht ist. Schulterzuckend bleibe ich stehen und stelle ich drauf ein, mit der nächsten Gondel zu fahren. Das scheint der Mitarbeiter der Gondel anders zu sehen, öffnet das Drehkreuz und schickt mich mit einem „das passt scho“ in die Gondel. Ok – so viel zu den Coronamaßnahmen….

Mit Masken stehen wir eng an eng in der alten kleinen Gondel und steigen langsam aufwärts Richtung Vigiljoch.

Oben angekommen kann man mit einem Einersessel den Weg nach oben zurücklegen und hinunter laufen (was wir jetzt sooooo gerne machen würden), aber unsere Südtiroler Freunde lachen nur und sagen, der Sessel sei was für Faule, wir würden nach oben laufen 🥴

Ok, also ran an die Trekkingstöcke und los geht’s. Der Weg ist nicht sehr steil, aber er zieht sich.

Wir spüren jeden Schritt von gestern in den Knochen, auch da ungewohnte Reiten setzt meinen Beinen nun nachhaltig zu. Sohnemann ist schon in bester Jammerlaune, als wir schließlich einen kleinen Tierpark erreichen. Hier bessert sich die Laune schlagartig, denn bei den vielen Kaninchen wissen wir gar nicht, wo wir zuerst einen Grashalm durch den Zaun schieben sollen. Im Nu sind wir alle (auch die Erwachsenen) damit beschäftigt, Gras auszurupfen und die hungrigen Kaninchenmäuler zu stopfen.

An den Tierpark grenzt ein kleiner Spielplatz und ein Gehege mit 3 Eseln (Eltern und Jungtier), die wir ebenfalls mit Streicheleinheiten versorgen.

Irgendwann schaffen wir es, die Kids von den Tieren zu lösen und wandern weiter. Die Hütte, wo wir eigentlich Mittagessen gehen wollen, hat leider ausgerechnet heute geschlossen, aber wir entscheiden uns einfach für einen anderen Wanderweg und eine andere Hütte (mit angeblich weniger Steigung 😇😁

Das Wetter ist heute wieder wie aus dem Bilderbuch! Blauer Himmel, Sonnenschein und angenehme T-Shirt Temperaturen (zumindest, wenn man sich bewegt).

Gegen 12:30 kehren wir im Gasthaus Seespitz ein und essen zu Mittag. Über Gulaschsuppe, Knödel, Ofenkartoffel bis Kaiserschmarrn ist alles dabei und lecker.

Nach einer ausgedehnten Mittagspause geht es nach leckerem Kastanienkuchen mit Latte Macchiato weiter.

Der Weg führt vorbei an tollem Bergpanorama und wir genießen jeden Ausblick aus vollen Zügen. In der Ferne können wir sogar die Station von Meran 2000 und den kleinen Mittager sehen.

Gegen 16 Uhr sind wir wieder mit der Gondel unten im Tal angekommen und verabschieden uns von unseren Freunden, die wir aber heute Abend in Lana wiedersehen werden. Wir sind nämlich zum „Törggelen“ verabredet 🤩

Vorher fahren wir aber zurück nach Hafling, die Kids haben nicht wirklich Lust auf Törggelen und wollen heute Abend lieber in der Ferienwohnung chillen.

Um 19 Uhr wollen wir wieder in Lana sein, daher wollen wir gegen 18:30 los, als ich aber kurz vorher aus dem Wohnzimmerfenster in der Ferne in Hafling eine riesige Rauchsäule sehe.

Ich mache erst noch Scherze, dass da jemand aber was Schlechtes in den Kamin geworfen hätte, als auf einmal rundherum ein lautes „Tatütata“ ertönt. Wir stehen daraufhin alle am Fenster bzw. draußen auf der Terrasse.

Es brennt – und zwar gewaltig! Aber was brennt!? Ein Hotel!? Ich glaube mich zu erinnern, dass es genau da brennt, wo eines der riesigen modernen Hotels steht. Kurz darauf kommen 2 Hubschrauber angeflogen – alter Falter – jetzt geht’s aber rund!!!

Ich schreibe unseren Freunden kurz, dass wir uns evtl. verspäten, da ich nicht weiß, ob wir die Hauptstraße nach Hafling runter einfach passieren können.

Wir machen uns auf den Weg und treffen Peter auf dem Hof, der bestätigt, dass es ein Hotel ist: das 5***** Luxushotel Mirabell brennt! 😱😱😱

Es gab wohl eine Explosion, mehr wissen wir zu diesem Zeitpunkt nicht.

Als wir den Kreisel bei Hafling passieren, wo die Straße hinauf zum Hotel Mirabell abzweigt, steht lediglich ein Polizeiauto neben der Straße, wir können aber nach Hafling vorbeifahren. So ein Glück!

Der nächste Schock kommt dann 2 Kurven später. Es ist bereits recht dunkel, als ich aus einer Kurve herausfahre und vor mit 4 (!) Lichter auf 2 Fahrspuren entgegen leuchten. Ich bin in Schockstarre, der Gatte schreit „Bremsen!“, ich bremse kurz ab, da schrillt schon die Hupe des Autos mit Anhänger, welches gerade vor der Kurve von einem absoluten Irren mit Vollgas überholt wird. Ich schaffe es noch, die Lichthupe zu betätigen und voll in die Eisen zu steigen. Am Ende sind es Zentimeter, die hier einen Fronalzusammenstoß verhindern.

WAS FÜR EIN IDIOT!!!!!

Boa, ich zittere wie Espenlaub, denn erst jetzt wird mir klar, wie knapp das war…

Zwei Kurven später folgt eine Kolonne an Einsatzfahrzeugen, die mit Blaulicht an uns vorbei düsen. Die wollen wohl auch zum Hotel Mirabell. Krass…

Im Schneckentempo fahre ich die Serpentinen nach unten, durchquere Hafling und fahre weiter nach Lana zum „Glögglkeller“.

Jetzt brauche ich erstmal einen Schnaps!!!

Der Hotelbrand hat sich schon herumgesprochen und ist bereits am Eingang zum Glögglkeller unter den Einheimischen Gesprächsthema Nummer 1.

Mit einer Flasche Wein ist der Schreck schnell vergessen (bei mir bleibts bei einem Glas, ich muss ja noch fahren). Dazu gibt es Schüttelbrot, Krapfen als Vorspeise, für die Männer gemischte Schlachtplatte, wir Mädels bleiben bei den vegetarischen Speisen wie Schlupfkrapfen mit Kräuter-Käse-Füllung und als Nachtisch gibt’s Kastanien frisch aus dem Ofen. Lecker!

Gegen 23 Uhr verabschieden wir uns – wurde doch ganz schön spät….

Auf dem Weg zurück – mittlerweile kenne ich natürlich alle örtlichen Blitzer der Strecke – winkt uns die „Carabinieri“, die örtliche Polizei, in Höhe Schloss Trauttmansdorff raus.

Oh Mist, ich habe meinen Ausweis und Führerschein in der Ferienwohnung vergessen, da ich ohne Handtasche los bin 😱

Ich versuche möglichst cool zu bleiben und öffne mit einem freundlichen „Guten Abend“ das Fenster. Der italienische Polizist schaut mich kurz an und winkt mich kommentarlos weiter.

Uff – was auch immer sie suchen oder testen wollen, ich scheine nicht ins Profil zu passen 😅

Was für ein aufregender Abend….🙈