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Lima - Lima?

Veröffentlicht: 12.03.2022

Je länger wir hier sind, desto mehr wird uns bewusst, dass wir hier in einer Blase leben. Nicht nur, dass sich in Peru die Extreme von Wüste und Urwald befinden, auch Armut und Reichtum sind hier sehr extrem. Wir hatten neulich ein Gemeindemitglied hier zu Besuch, die vor 25 Jahren aus Deutschland nach Lima gekommen ist, da ihr damaliger Mann Peruaner ist. Zwei Töchter hat sie großgezogen, überwiegend allein, mehrere Jobs gleichzeitig gehabt, um der einen Tochter schließlich das Studium in Deutschland zu ermöglichen. Die Kosten für die deutsche Schule konnte sie nicht bezahlen. Die zweite Tochter - mit Behinderung - lebt hier bei ihr und hat eine Stelle in einem Café, wo sie an 6 Tagen 48 Stunden die Woche arbeitet. Die Mutter hat schließlich durchgesetzt, dass sie zum Trinken eine Pause bekommt. Den anderen Mitarbeitern ist es untersagt, eine Trink- oder Esspause zu machen. Auch muss die Maske den ganzen Tag ohne Unterbrechung getragen werden. Manche dort haben seit 4 Jahren keinen Urlaub gehabt. Und der Lohn am Monatsende beträgt umgerechnet 200 Euro. Und das bei Lebenshaltungskosten, die hier gleich oder höher sind, bis auf einige Grundnahrungsmittel.

Im Gegensatz dazu: wer kann, schickt seine Kinder auf die (deutsche)  Humboldtschule. Die Eintrittsquote beträgt 9500 Dollar pro Kind, und das monatliche Schulgeld noch einmal 600 Euro pro Kind. Und es gibt genügend Menschen, die das tatsächlich bezahlen können.

Vorgestern hatten wir abends eine sehr interessante Einladung zum Essen von einem Kirchenvorsteher (deutsch) mit seiner peruanischen Frau. Neben seiner beruflichen Arbeit als Ökologe - er entwickelt im Amazonasgebiet mit den indigenen Völkern Projekte, z.B. Fischzucht, Anbau von Kakao als Ausgleich dafür, was Firmen dort errichten - arbeitet er auch viel ehrenamtlich. Z.Z. geht es um die Ausbildung von Krankenpfleger in Iquitos, einer kleinen Stadt mitten im Urwald, die für die Ureinwohner aber schon ein Kulturschock bedeuten. Ca. einmal im Monat reist er dorthin, nur mit Flugzeug und Boot zu erreichen. Er erzählte uns von dem dort vorherrschenden animistischem Glauben, der uns natürlich völlig fremd ist; wie fremd erst muss denen unsere Welt sein? - Neben dieser Tätigkeit arbeitet er im Kirchenvorstand mit und ist Honorarkonsul. Auch sie arbeitet im ehrenamtlich, und zwar im Rotary-Club, wo es ebenfalls um soziale Projekte geht. Beide haben uns sehr beindruckt, und gleichzeitig hatten wir einen sehr fröhlichen Abend, an den wir noch lange zurückdenken werden.

Auch heute hat mich der Besuch in einem Museum zum Thema Gewalt und Terrorismus sehr bedrückt. Die Ausstellung ist sehr gelungen, mit vielen kleinen Videos, Fotos und Schriftstücken. Es geht um die Zeit in den Achtzigern und Neunzigern, wo der sog. Sendero Luminos - der leuchtende Pfad - viel Terror, Enteignungen, Massenmorde, Folter und Zerstörung nach Peru gebracht hat. Unsagbares Leid ist da entstanden. Da wir ja 1985 auch in Peru unterwegs waren, ahnen wir erst jetzt, wir gefährlich das war, auch wenn wir von der maoistischen Bewegung wussten. 

Anschließend tat die frische Luft gut; und wir haben an der Küste einen Spaziergang gemacht, allerdings im Nebel, der seit 2 Wochen dort hängt. Hier bei uns war es wieder sonnig und warm.


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