Veröffentlicht: 29.06.2020
12. Juli 2018
Tja, dies ist ein Frühaufsteher-Urlaub (für uns vier Langschläfer eine echte Herausforderung!)
Der Wecker klingelt wieder um 7 Uhr. Auch heute steht so einiges auf dem Programm. Nach dem schnellen Verzehr einiger Kekse und Müsliriegel, fahren wir los. Der erste Stopp heute: Ochre Pits.
Über den Namatjira Drive geht’s knapp 20 km bis auf den Larapinta Drive, kurz danach kommt der erste touristische Abzweig der West MacDonnell Ranges entlang des Larapinta Drives: Ochre Pits.
Wir sind so früh, dass wir völlig alleine unterwegs sind. Der Parkplatz ist wie ausgestorben.
Die Sonne steht noch sehr tief, was den Farbkontrast der Ochre Pits Wände verstärkt. Die Ockergruben / Wände werden von Aborigines für Zeremonien verwendet. Die Ockerfarben der Ochre Pits gelten als besonders edel und farbenfroh. Die Farben sehen in der tiefstehenden Sonne ziemlich beeindruckend aus.
Weiter geht’s . Das Ellery Big Hole lassen wir spontan links liegen. Wasserlöcher haben wir schon einige gesehen und da sie zur Zeit sehr wenig bis gar kein Wasser führen, konzentrieren wir uns auf andere Sehenswürdigkeiten.
Unser zweiter Stopp liegt 65 km weiter entlang des Larapinta Drives: Stanley Chasm.
Bevor wir uns auf den Weg in die Schlucht begeben, legen wir einen Stopp am Kiosk ein und gönnen uns einen Kaffee, für die Kids gibt’s eine heiße Schokolade.
Obwohl die Schlucht mit den steilen Wänden hier die eigentlich Attraktion ist, haben die Kids „ihre“ Attraktion am Cafe gefunden: „Stan“, ein alter Hundeherr, der die Knuddeleinheiten sichtlich genießt.
Über den schmalen Pfad laufen wir durch tolle Vegetation und riesige Bäume bis wir am Ende des Pfades die hohen Felswände der Stanley Chasm Schlucht erreichen. Mega beeindruckend, wie die knapp 100m hohen Quarzitwände der extrem schmalen Schlucht nach oben ragen!!! Uns gefällt es hier sehr gut!
Auf dem Rückweg entdecken wir, dass die schönen hohen Bäume Bewohner haben: riesige Spinnen, die hier oben in den Bäumen ihre Netze gespannt haben!!! Igittigitt... zum Glück habe ich das auf dem Hinweg nicht gesehen...
Unser letzter Stopp entlang der West MacDonnell Ranges ist die knapp 30 km entfernte „Simpson Gap“- Schlucht.
Unterwegs haben wir tatsächlich unserer erste Tiersichtung im Outback: nein, keine Kängurus – sondern Pferde!!!
Die Drei stehen ziemlich gelangweilt am Straßenrand und lassen sich bereitwillig ablichten. Juhu! Wir haben Pferde gesehen!
Kurz darauf erreichen wir Simpsons Gap. Hier ist schon wesentlich mehr los. Wir erreichen den Parkplatz mit einigen Touristenbussen und marschieren der Gruppe auf dem Wanderweg hinterher, auf zum Wasserloch. Simpsons Gap verfügt über ein dauerhaftes Wasserloch.
Während die Kids auf den Felsen am Wasser herum klettern, erspähe ich zwischen den Felsen ein paar Felsenwallabies. Sie putzen sich, teilweise gegenseitig und faulenzen in der Sonne. Sehr putzig!
Entlang des Bachlaufs können wir unzählige Zebrafinken und andere kleine Vögel (Finken!?) beim Baden und Trinken beobachten. Die piesende Geräuschkulisse ist der Wahnsinn. Es ist unheimlich beeindruckend, diese vielen kleinen Vögelchen, die man hier zu Hause nur aus kleinen Käfigen in der Zoohandlung kennt, in riesigen Schwärmen am Wasserloch herumfliegen zu sehen.
Zurück marschieren wir durch das ausgetrocknete Flussbett – quer durch den Sand – vorbei an vielen Gum-Trees, die zum Klettern einladen.
Simpsons Gap bekommt von uns ebenfalls eine klare Weiterempfehlung!
Gegen Mittag erreichen wir Alice Springs. Da unser Hotelzimmer im DoubleTree noch nicht bezugsfertig ist, suchen wir uns etwas für ein schnelles Mittagessen.
Als wir tanken, sehen wir daneben einen McDonalds und entscheiden uns spontan für die schnelle und ungesunde Fastfood Variante.
Jetzt wird es allerdings befremdlich, da wir die einzigen „Touristen“ unter den Einheimischen sind. Es handelt sich hierbei überwiegend um Aborigines, meist Familien mit Kindern. Alle laufen barfuß (es ist zwar nicht kalt, aber mit 18 Grad auch nicht sonderlich heiß) und betrachten uns, als hätten sie noch nie jemanden wir uns gesehen. Wir fühlen uns unwohl und essen entsprechend schnell unsere Burger und Salate auf. Das ist mal eine Erfahrung der „besonderen“ Art.
Danach haben wir noch Zeit und fahren weiter zum Olive Pink Botanic Garden. Dieser ist jetzt etwas anders, als man sich einen Botanischen Garten in unseren Landen vorstellt. Da es ja hier unheimlich trocken ist, gibt es hier in erster Linie Kakteen, Büsche und Sträucher, sowie Bäume und vereinzelte Blumen. Pflanzen, die in Australien beheimatet sind.
Unser Augenmerk liegt aber auf dem Berg, den man innerhalb des Gartens, neben dem Cafe, besteigen kann und von dem man einen herrlichen Blick über Alice Springs hat. Von oben haben wir wirklich einen tollen Blick.
Leider sehen wir keine Wallabies mehr – nur deren „Hinterlassenschaften“.
Nach einem Mittagssnack im Cafe fahren wir zurück zum Hotel und beziehen unser Zimmer. Für heute steht noch etwas ganz Besonderes auf dem Programm:
Wir besuchen das bekannte Kangaroo Sanctuary von Chris Barnes, wo auch „Roger“, das weltbekannte „muskulöse“ Känguru beheimatet ist. Ich habe schon Monate im Voraus die Tickets dafür gebucht. Die wenigen Touren des Sanctuarys sind Monate im Voraus komplett ausgebucht, was ich zum Glück früh genug auf der „Buchungsagenda“ hatte.
Um 16 Uhr fährt ein riesiger Offroad-Bus vor dem Hotel vor, der von anderen Touristen interessiert betrachtet wird. Wir werden namentlich aufgerufen und nehmen im Bus Platz. Der Bus ist voll – wir sind scheinbar die letzten Teilnehmer auf der Liste.
Während der Fahrt zum Sanctuary sehen wir einen Infofilm über Chris Barnes und seine Kängurus. Der „Kangaroo Dundee“ zieht verwaiste Kängurus auf und gibt ihnen ein neues Zuhause.
Etwa 30 Minuten später erreichen wir das Sanctuary und werden bereits von Chris Barnes erwartet. Er trägt einen Beutel über der Schulter, aus dem ein kleines neugieriges Kängurubaby herausschaut. Wir sind jetzt schon völlig verzückt!
Nachdem wir die Regeln für unseren Besuch erklärt bekommen, geht’s los.
Zuerst zeigt Chris uns ein paar ganz kleine Kängurubabies, dann erklärt er, wie wichtig es ist, die Kängurus im Beutel immer bei sich zu tragen, zu wärmen und „zu knuddeln“.
Das Känguru Mädchen namens „Maxine“, das Chris zu Beginn getragen hat, darf nun von jemandem anderen während des Rundgangs getragen werden.
Seine Wahl fällt auf meine Tochter, die ihr Glück kaum glauben kann und das Känguru Mädchen Maxine im Tragebeutel nun umhängen darf.
Während meine Tochter mit Maxine knuddlen darf, zeigt Chris uns noch drei kleine Kängurubabies, die er in eimem großen Korb trägt. Och Gottchen, sind die winzig!
Chris holt für den Rundgang noch ein weiteres Känguru Mädchen im Beutel (Fiona), welches ebenfalls getragen werden möchte.
Wir beginnen den Rundgang zu „Roger, dem muskulösen Känguru“.
Roger hat bereits ein stolzes Alter und von seinen Muskelpaketen ist nicht mehr viel zu sehen. Wir finden ihn schlafend vor. Rote Riesenkängurus schlafen sehr gerne auf dem Rücken, was durchaus befremdlich aussieht.
Mühsam rollt sich Roger auf die Seite und richtet sich auf, um das Trockenfutter fressen zu können, welches Chris ihm hinstellt.
Chris erzählt uns Rogers Geschichte, wie er zu seinem „Titel“ kam und dass Roger an so einigen Verletzungen beteiligt war, die Chris in den letzten Jahren davongetragen hat. Auch den berühmten „zerquetschten“ Eimer haben wir zu sehen bekommen.
Roger dürfen wir nicht anfassen. Er sei zwar schon sehr alt, aber wäre keinesfalls ein Kuscheltier.
(Edit: Roger verstarb am 10.12.2018, also nur wenige Monate nach unserem Besuch. Wir sind sehr froh, dass wir das berühmte Känguru noch live erleben durften!)
Weiter geht’s quer durch das riesige Gehege. Während die ca. 40 Personen unserer Gruppe sich beim Tragen der beiden kleinen Kängurumädchen abwechseln darf, klopft Chris ein paar Male an seinen Futtereimer und von allen Seiten kommen plötzlich Kängurus aus dem Dickicht gehüpft. Er kennt sie alle mit Namen. Ich staune, wie er es schafft, sie auseinanderzuhalten.
Ein paar jüngere Kängurus dürfen wir dann streicheln – aber nur auf dem Rücken. Kängurus hassen es, am Gesicht angefasst zu werden.
Ein paar Meter weiter darf dann unser Sohnemann auch mal ran:
die beiden kleinen Kängurumädchen „Milly & Tilly“ bekommen noch das Fläschchen und Sohnemann darf Milly das Fläschchen geben (dieses Strahlen in seinem Gesicht wird sich noch ein paar Stunden halten :-))
Als er kurz darauf auch noch "Baby Fiona" tragen darf, ist das Glück perfekt *ggg*.
Wir marschieren weiter durch das große Gehege, lernen so einiges über Kängurus, deren Haltung, wo Chris sie findet bzw. bekommt und was mit ihnen passiert. So finden nicht alle Kängurus hier ein Zuhause, sondern werden wieder ausgewildert.
Wir lernen unterschiedliche Kängurugruppen kennen und irgendwann dürfen mein Mann und ich auch mal Baby Fiona tragen. Ich bin erstaunt, wie schwer so ein kleines Känguru ist.
Nach Sonnenuntergang endet die aufregende Tour durch das Sanctuary. Wir verabschieden uns von Chris und bedanken uns für die tolle Tour. Ich trage Känguru Mädchen „Fiona“ bis zum Ende der Tour (das gibt Muskelkater!) und habe meine Aufgabe scheinbar gut gemacht: Fiona ist eingeschlafen und hat sich tief in den Beutel zurückgezogen :-)
Als wir unser Hotelzimmer erreichen, ziehen wir uns schnell um und gehen im Hotelrestaurant zum Abendessen. Wir sind zu müde, um uns etwas anderes zu suchen.
Danach fallen wir ins Bett. Das war wieder mal ein sehr ereignisreicher Tag!
Für die Statistik:
Hotel: DoubleTree by Hilton / Alice Springs
Kosten: 114 € / Nacht im Doppelzimmer mit Frühstück
Gefahren: 260 km
Tiersichtungen: Felsenwallabies und ganze viele Kängurus, u.A. „Roger“
Wetter: Sonne satt bei 21 Grad
Fazit: We love kangaroos!