Veröffentlicht: 04.11.2017
Seit einer Woche bin ich im Hostel mitten in Downtown Vancouver und die Tage sind so gefüllt mit Unternehmungen, dass ich gar nicht dazu komme es alles aufzuschreiben.
Eigentlich wollte ich nicht ins Hostel, aber es ist einfach der beste Platz um erstmal Leute kennenzulernen. Und ich muss sagen, es ist nicht so schlimm wie erwartet ;) Es ist sauber, die 4 Bettzimmer sind ok, wenn auch etwas klein und die Lage ist einfach super. Allerdings ist das Hostel tatsächlich teurer als ein Airbnb Zimmer.
Jeden Dienstag bietet das Hostel eine 9 1/2 Stunden durch Downtown und den Lynn Canyon an. Erik, der Tourguide ist Däne, 76 Jahre alt und veranstaltet diese Tour und eine andere freitags, seit sage und schreibe 23 Jahren von April bis November. Und das ohne dafür einen Cent zu sehen, denn die Touren kostet nur so viel, wie für die Fahrkosten und Eintrittsgelder drauf geht. Er hat einfach Spaß daran Leute kennen zu lernen und weiß alles (wirklich alles) über die Stadt. Vor seiner Pension hat er als Busfahrer und nebenbei als Fitnesstrainer gearbeitet und kennt die Stadt wie seine Westentasche. Und mit seinen 76 Jahre hat er immer noch mehr Energie und Power als wir. Den Winter nutzt er dann zur Erholung und um selbst zu reisen, 106 Länder hat er schon besucht.
Morgens um kurz nach neun ging es am Dienstag dann los. Wir waren eine kleine Gruppe von nur acht Leuten, so dass wir uns schnell kennenlernten. Erstmal ging am Wasser entlang Richtung Yaletown. Dort erzählte uns Erik, dass der komplette Bereich am Hafen (siehe Foto, ist nur grob markiert) früher Industriegebiet war und viele Eisenbahnschienen dort entlang liefen. Zur Expo in Vancouver 1986 wurde die komplette Industrie verlegt und auf dieser Fläche entstand das Expogelände. Nun irgendwann war die Expo dann aber vorbei und die Gebäude wurden demontiert. Das Gelände gehörte damals der Stadt und die beschloss es nicht zerteilen zu wollen, sondern es nur komplett an eine Person oder Firma zu verkaufen. Neun Jahre lag die Fläche brach, bis sich ein Investor aus Hong Kong fand, der die ganze Fläche kaufte. Wer nun ein unsagbar hohe Summe erwartet - Nein, falsch gedacht. Für sage und schreibe 150 Millionen Dollar (selbst damals ein Witz) wurde die Fläche verkauft. Und die Kosten für die Aufarbeitung des Areals - die Eisenbahn und Industrie hatte den Boden nicht ohne Schadstoffe zurückgelassen - blieben bei der Stadt. Auf diesem riesigen Grundstück stehen heute über 60 Skyscraper und Dutzende andere Gebäude. Die preiswertesten Wohnungen in Downtown sind heute nicht unter 300.000 Dollar zu kriegen, in den Skyscrapern fangen sie bei 3-4 Millionen an, natürlich nur die "schlechten" Wohnungen ohne Wasserblick. Ansonsten ist man locker bei 5-10 Millionen. Der Investor lacht sich wahrscheinlich heute noch ins Fäustchen über den Deal.
Nach unserer Tour durch Downtown und einem Stopp in einem Sandwichladen um für die Lunchpause vorzusorgen, ging es dann mit dem Bus rüber nach Nord Vancouver in den Lynn Canyon Park. Durch den grünen Wald - Vancouver ist von einem gemäßigten Regenwald umgeben, daher ist es hier auch im Winter immer grün - ging es zu einem kleinen Fluss, an dem wir unsere Lunchpause einlegten. Danach ging es weiter durch den Wald bis zur Lynn Canyon Hängebrücke, die
sich in rund 50 Meter Höhe über dem Talgrund befindet und eine Länge von 48 Metern hat. Sie besteht aus in der Erde
verankerten Stahlseilen und Holzplanken. Da ich durchaus über ein gesundes Maß an Höhenangst verfüge, war dieser Part der Tour mit einigem Nervenflattern verbunden. Geschafft haben wir es aber alle und somit ging es auf der anderen Seite weiter durch den Wald.
Zurück nach Downtown haben wir dann nicht den Bus genommen, sondern den Seabus, eine Fähre, die im 15 Minutentakt die beiden Seiten von Vancouver verbindet.
Da unsere Tour am 31. Oktober stattfand, wird mir eines besonders im Gedächnis bleiben. Halloween :) Ich kann nicht sagen, wie viele verkleidete Leute wir an diesem Tag gesehen haben. Nicht nur abends auf dem Weg zu irgendeiner Party. Nein, den ganzen Tag über, in voller Verkleidung rumlaufend, auch bei der Arbeit. Von Seemännern, Santa Claus und dem Krümelmonster über Batman zu Einhörnern war alles vertreten.
Die letzte Station auf unserer Tour war die Vancouver Public Library. Das Gebäude erinnert an das Kolosseum in Rom und beherbergt 2,67 Millionen Medien. Sie hat vor ein paar Jahren einen Preis als weltweit schönste Bibliothek gewonnen. Es ist wirklich ein sehr schönes Gebäude und, dass die Nutzung für jeden kostenlos ist, finde ich noch besser.
Nach der langen Tour waren wir abends dann auch hundemüde und haben uns nur noch schnell was zu essen geholt, bevor wir aufs Bett gefallen sind.