Neuseeland: 8000km solo durch das schönste Ende der Welt
Neuseeland: 8000km solo durch das schönste Ende der Welt
vakantio.de/8000km_durch_neuseeland

Tag 11 - ein Pinguin, Bay of Islands & ein Autocrash

Veröffentlicht: 07.08.2019

25.12.2014

Der Wecker geht um 7.00h und ich futtere meine letzten Lebensmittel auf, mache mir noch einen der "wundervollen" Instant Kaffees und bin schon um 9.00h im Auto. Rufe kurz in Berlin an, denn dort ist nun Heilig Abend. Dann fahre ich über Kaitaia und Awanui auf den Küstenhighway (der wieder eher eine Landstraße ist) Richtung Osten auf die andere Küstenseite der Nordinsel. In Mangonui, wo ich vor ein paar Tagen in diesem grausamen Hotel genächtigt habe, hoffe ich auf einen Kaffee im Little Kitchen Café, aber auch hier - wie überall sonst - hat wirklich alles geschlossen. Bis auf die gruselige Kneipe in meinem gruseligen Hotel. Und das am höchsten Weihnachtsfeiertag morgens um 10.00h. Ich fahre kurz mal runter an die Marina, um zu sehen, ob ich in Mangonui auch nichts verpasse und sehe einen Pinguin! 

Er schwimmt direkt vor meiner Nase unterhalb der Steine, die das Ufer befestigen. Vielleicht wartet er auf irgendwas Leckeres von mir, denn er guckt immer hoch, - dann schwimmt er mal ne Runde und ist dabei völlig in seinem Element, bis er doch wieder in meine Richtung steuert und sich auf die Steine begibt. Dabei möchte man ihm schier helfen, so ungeschickt sieht er dabei aus. Aber dann verdrückt er sich und taucht nicht mehr auf.

Die Strecke verläuft teilweise direkt am Wasser der Doubtful Bay, während auf der rechten Seite richtig sumpfiges Land ist. Manchmal sind sogar Mangroven neben der Straße im Wasser. 


Es ist eine schöne Fahrt, ich zweige nochmals ab in einen Ort mit Namen Hihi, nur, weil mir der Name so gefällt. 

Bald wird es hügeliger und diese sanft geschwungenen Hügel haben eigenartige Terrassen, die definitiv nicht angelegt sind, sondern die Bodenbeschaffenheit so sein muß, da dies in jede Himmelsrichtung an den Hängen so aussieht. Kleine Ansiedlungen an der Straße durchfahre ich ohne Halt. Sie sind meist völlig menschenleer - denn es ist ja Weihnachten. In Kaeo stehen schöne alte Holzhäuser, könnten aber mal etwas Farbe vertragen. Der Ort hat eine Länge von etwa 100m und hier zu leben, ist unvorstellbar. Aber Neuseeland besteht ja aus vielen solcher halb verlassener Orte.

Von den 4 Millionen Neuseeländern leben etwas mehr als 2,6 Mio Menschen auf der Nordinsel, davon 1,5 Mio in und um Auckland. Der Rest verteilt sich eben entsprechend weit verstreut auf die doch recht große Fläche und die Nordinsel ist dennoch deutlich dichter bevölkert, als die wildere Südinsel. Erinnert etwas an Alaska, wo wir im September auch ganze Tage durch menschenleere Gegenden gefahren sind und die einzigen "Orte" nur eine Straßenkreuzung waren.

In Kerikeri fahre ich ab zum Mission House. Eigentlich ist es der "Stone Store", denn dieses älteste Steinhaus Neuseelands, sollte eigentlich als Lagerhaus dienen, wurde dann aber für den Kauri-Gum Handel genutzt und bis ins 20. Jahrhundert als General Store verwendet. 

Kerikeri River mit dem Mission House


Es stammt aus den Jahren 1832-36. Auf dem selben Gelände steht ein wunderschönes altes Holzhaus. Das Kemp House von 1822 gehört zu einer Missionsstation von der lediglich zwei Häuser erhalten sind. 

Kemp House

Sie sind die ältesten von Weißen gebauten Holzhäuser Neuseelands. Der Garten ist reich an schönen, mir auch unbekannten Blumen und Pflanzen. Alles schön gepflegt und diese kleine Anlage liegt direkt am Kerikeri River, ein Seitenarm der Bay of Islands. Leider sind hier beide Häuser geschlossen, und auch das gegenüberliegende Café ist zu. Heute am Weihnachtstag sind manche Leute im kühlen Wasser des Kerikeri River am Plantschen, andere am Angeln. Weihnachten in Neuseeland ist ausgesprochen entspannt. Man sieht ja auch überhaupt keine Weihnachtsdeko und mir scheint, Weihnachten ist eher die Gelegenheit sich mit Familie und Freunden entspannt irgendwo zu treffen und Spass zu haben.

Von Kerikeri fahre ich nach Kawakawa - hier scheinen die Maori-Namen echt alles zu verdoppeln (ich war heute ja auch schon in Hihi). In Kawakawa stehen öffentliche Toiletten nach einem Entwurf von Friedensreich Hundertwasser, der in einer Wandtafel als Frederick Hundertwasser verunglimpft wird. Er selbst hat sie nicht gebaut, aber sie heißen Hundertwasser Toiletten und es sind seine Entwürfe und ich war da!

Hundertwasser Toilets
Hundertwasser Toilets


Leider ist auch Kawakawa, wie auch Kerikeri und alle anderen Orte, durch die ich heute gekommen bin und noch komme - total geschlossen. Nun ja. Also fahre ich weiter, - hier gibt es nicht einmal einen Kaffee. Von meinem Abfahrtsort bin ich jetzt ca. 100 km entfernt, also alles sehr gemütlich, denn es ist schon Nachmittag! Allerdings mache ich mir doch etwas Sorgen um geöffnete Hotels oder Motels. Denn selbst davon sind etliche mit No Vacancy versehen, sehen aber eher komplett geschlossen aus, wie auch praktisch alle Restaurants. Ich fahre über den Küstenort Paihia hinaus, in dem ich schon im Januar 2014 war. Ebenfalls lasse ich Waitangi aus dem gleichen Grund aus, wenngleich hier der Grundstein für Neuseelands Verfassung gelegt wurde. Aber das ist alles im Tagebuch der ersten Reise hierher beschrieben. Mein Ziel ist Russell. Ich nehme die Autofähre von Opua rüber nach Okiato (11 Dollar für ca. 5 min) von dort sind es noch 8,5 km bis Russell. 

Fähre von Opua nach Okiato

Pohutokawa Trees am Ufer bei Okiato

Einst The Hell Hole of the Pacific. Hier - in der ersten ¨weißen¨ Stadt Neuseelands, lebten einst nur lichtscheue Gestalten, Walfänger, Ganoven und es war ein Ort, der eher nicht danach ausgerichtet war, wie er heute aussieht. Das heutige Russell, ist eigentlich das zweite Russell, denn das erste - etwas südlich gelegene - war die erste Hauptstadt Neuseelands, brannte aber ab. Kurzerhand machte man den Ort Kororareka zum neuen Russell und als Hauptstadt hat sich dann auch die Bevölkerungsstruktur geändert. Allerdings ist Kororareka natürlich Maori-Gebiet gewesen und der streitbare Maori-Häuptling Hone Heke hat seine Abneigung gegen die Briten in seinen Gefilden durch das viermalige Fällen des Flaggenmastes auf dem Flagstaff Hill dokumentiert. Darüber gab es so heftige Auseinandersetzungen, dass auch das zweite (heutige) Russell abbrannte.

Als ich in Russell ankomme, wirkt es wie eine Geisterstadt. Offenbar ist auch heute kein Kreuzfahrtschiff in Paihia, sonst wäre es hier voller. Alle Läden, Cafés haben geschlossen. Als ich vor 11 Monaten hier war, hat mir dieser Ort sehr gefallen. Mir war klar, dass es hier nicht das billigste Pflaster ist, aber Hotelzimmer von 400 oder 600 Dollar für eine Nacht, habe ich nicht erwartet. Der Campingplatz bietet mir eine Unterkunft für 175 Dollar an und ich fahre 200m weiter ins Triton Suites Hotel, parke mein Auto auf der Auffahrt und gehe zur Rezeption. Die Frau will mir erst gar kein Zimmer für eine Nacht vermieten, da es aber 17.00h ist und sie jetzt zu ihrer Christmas Party mit Freunden will, entscheidet sie sich anders und überläßt mir großzügig für 170 Dollar das Zimmer für eine Nacht - was für ein "Schnäppchen"! Wir gehen zusammen in das Zimmer, das sehr schön ist und von der Terrasse hat man einen schönen Blick auf das Meer und Palmen. Während wir noch im Zimmer stehen, tut es draußen einen unguten Knall. Wir eilen auf die Terrasse und ich sehe mein Auto rittlings in der Rabatte unterhalb einer Palme stehen! Es muß langsam nach hinten gerollt sein und innerhalb der 10 Minuten, die ich nicht mehr im Auto bin, dort mit zunehmender Geschwindigkeit reingekachelt sein. 


Ich eile die Treppe hinunter und in das Auto. Ich kann den Schaden erst gar nicht sehen, weil das Auto quasi in einem Palmengewächs steht. Als ich aus dem Schlamassel rausfahren will, drehen die hinteren Räder durch und ich komme nicht vom Fleck. Die Handbremse war im übrigen brav angezogen.

Nun kommt der Freund oder Mann der Hotelfrau gemächlich an. Nasse lange Haare, bis auf den halben Rücken, eher der Typ Rocker, der nicht wirklich vertrauenserweckend ist. Während ich völlig entsetzt bin über dieses Ereignis, ist er völlig ruhig, holt erst den Wagenheber und dann die Säge, legt sich auf den Boden und guckt, was das Auto festhält und sägt dann erstmal den Zaun ab, der sich im Radkasten verkeilt hat. Ich kann ihm gar nicht genug danken, als er das Auto über die kleine Holzumrandung des Pflanzenbeetes vor dem Zaun fährt und hinterher meint, dass eh nur die Schürze, der Stoßfänger kaputt ist. 


Mit etwas mehr Schwung wäre der Wagen beim Nachbarn 2m tiefer gelandet...


In der Tat ist er gerissen und mit roher Gewalt kann er zumindest im Großen und Ganzen das Ding wieder so einrasten, dass es ganz stabil aussieht. Er empfiehlt mir, mal etwas durch den Ort zu fahren, um zu erproben, ob was zu hören ist oder die Fahreigenschaften anders sind. So langsam werde auch ich wieder ruhiger und die beiden dampfen ab zu ihrer Christmas Party. Erst hatte ich überlegt Europcar gleich anzurufen, überlege dann aber doch anders. Denn was ist, wenn die sagen:Bleib, wo Du bist, wir bringen in 2, 3 Tagen ein neues Auto? Weder will ich hier so lange bleiben, noch auf solchen Käse warten, wenn das Auto normal fährt. Ich fahre auf den Flagstaff Hill, genieße die Aussicht und fahre dann in einen kleinen Nachbarort Tapeka, wo der Strand mit schwarzen Felsen versehen ist und Familien beim Barbecue am Strand Weihnachten feiern.

Tapeka
Tapeka


 Ich fahre zurück und kurve durch den völlig ausgestorbenen Ort Russell, gehe nochmal über den Friedhof der alten Holzkirche - der ältesten Kirche Neuseelands - und setze mich dann mit einer Flasche Wasser und einem Rest Reiscracker ans Wasser in die Stühle eines geschlossenen Restaurants und plane meine weitere Fahrt.

Vorher hatte ich noch kurz geguckt, wie es mit der Nahrungsaufnahme heute Abend aussieht, nachdem ich ja auch tagsüber nichts gefunden hatte, wo ich was zu Essen hätte kaufen können. Es haben genau zwei Restaurants offen.Das eine scheint ausgebucht und ist auch das noble Hotel hier. Zwar sitzen auch hier teilweise Leute in Shorts, andere im kleinen Schwarzen, - aber die haben nur ein Menue und der Preis ist nicht ausgeschrieben und nach einem Menue ist mir nun gar nicht. Das andere Lokal hat ein 3-Gänge-Menue seltsamer Zusammenstellung für 75 Dollar und das passt mir auch nicht. 

Russell an Weihnachten


Daher eben Reiscracker und Wasser.

Weihnachten in Russell


Als die Sonne fast weg ist, wird es frisch und ich verkrümele mich in mein 170 Dollar-Zimmer und parke das Auto wie vorhin mit angezogener Handbremse, nehme dieses Mal aber beide Hände zum Hochziehen...

Russell / Sonnenuntergang Weihnachten 2014


Als ich noch meine Fotos im Tablet sortiere, kommen die beiden Hotelleute an und fragen, ob ich was zu essen gefunden habe. Als ich verneine, bietet sie mir gleich an, mir noch etwas Salat zu machen - aber ich brauch nichts mehr, finde das aber wirklich nett! Bald sinke ich in mein großes,wunderbar bequemes Bett und schlafe bis um 8.00h.

Tageskilometer: 200km

Antworten

Neuseeland
Reiseberichte Neuseeland
#neuseeland#nordinsel#mangonui#kerikeri#kemphouse#kawakawa#kaeo#opua#okiato#russell#tapeka#hihi