Veröffentlicht: 31.05.2022
Es gibt gute Nachrichten: Ettje geht es nach der Biss-Attacke besser. Sie befindet sich nicht mehr in der Tierklinik in Tallinn, ist aber schlapp und hat offensichtlich noch Schmerzen. Meine Eltern sind mit ihr in einer Ferienwohnung und wir alle hoffen, dass sie bald wieder die Alte ist. Es bleibt abzuwarten, wie das Ganze jetzt ausgeht....schon allein, was die Kosten betrifft.
Pärnu haben wir heute morgen im warmen Landregen verlassen und sind über die A4 weiter in Richtung Tallinn gefahren. Das soll aber vorerst die letzte Fahrt auf Estlands großen Straßen sein: der Verkehr wird dichter und wir fühlen uns nicht mehr wohl zwischen den vielen LKW. Es sind noch knapp 70km bis zur Hauptstadt Estlands und wir werden den Rest über die Landstraßen radeln.
Von Pärnu nehmen wir zwei Eindrücke mit, die sicherlich auf ganz Estland oder gar das Baltikum zutreffen: zum Einen liebt man(n) (oder Frau) die Bewegung an der frischen Luft. Es gibt viele Sportplätze oder Gelegenheiten, um sich sportlich zu betätigen: Fußball-, Tennis- und Sportplätze allgemein, Schwimmbäder, Kletterparks, Turngeräte am Strand, Spielplätze...und alle in einem sehr guten Zustand, gepflegt und sauber. Die Radwege sind innerhalb der Städte in hervorragendem Zustand, es kommen einem Radfahrer, Inliner, Roller, Läufer usw. entgegen. Außerdem sieht man sehr viele Schüler jeden Alters, die aus verschiedensten Gründen ihr Klassenzimmer offenbar an die frische Luft verlegt haben.
Zum Anderen bemerken wir in Pärnu, immerhin eine Kleinstadt mit 50.000 Einwohnern, wieder mal diese ganz besondere, baltische Entspanntheit. Es lässt sich schwer beschreiben, aber man bewegt sich die ganze Zeit wie unter eine Glocke...so als ob einem der Rest der Welt gar nichts anhaben kann. Es wird selten geschimpft, gehubt, hektisch von A nach B gerannt und beim Einkaufen kann es an der Kasse auch einfach mal passieren, dass die Kassiererin die Arme verschränkt, abwartet und verträumt durch die Gegend guckt, weil gerade keine Internetverbindung da ist. Anfangs hab ich auch hektisch meine Sachen vom Band in die Tasche geräumt, um danach zu bezahlen und den Platz zu räumen....so kennt man es von zu Hause! Mittlerweile warte ich, bis all meine Waren den Scanner passiert haben, zahle und packe dann erst die Einkäufe in die Tasche - zu Hause undenkbar.
Kurzum: wir fühlen uns wohl hier!