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Äpfel, Kiwis und neue Freunde

Veröffentlicht: 26.01.2017

In den nächsten 5 Wochen sollte sich bei uns nun alles um den Apfel drehen. Wir begannen unsere vielversprechende Karriere als Apple-Thinner auf dem Orchard eines namhaften Apfelproduzenten. Ohne viel Ahnung was wir da tatsächlich machen würden, geschweige denn was wir tatsächlich verdienen würden, machten wir uns also eines Mittwochs auf den Weg zur Plantage. Diese war glücklicherweise nur 10 Fahrminuten von unserem Campingplatz in Clive entfernt, auf dem wir uns bis Weihnachten zum Schnäppchenpreis für 60$ pro Person/pro Woche eingemietet hatten (bis heute der mit Abstand beste Campingplatz in ganz Neuseeland ;)). Dort angekommen wurden wir erst einmal in „Gangs“ eingeteilt und einem Supervisor zugewiesen. Unser kleines Grüppchen bestand schließlich aus einigen Maori und weiteren deutschen, englischen und koreanischen Backpackern und unserem Supervisor Sandy, einem Klischee-Inder mit dem witzigsten Akzent aus dessen Auto Panjabi MC Mukke dröhnt. Nachdem uns dieser „eingelernt“ hatte (oberstes Ziel waren „big doubles“, d.h. ein Pärchen Äpfel außen am Ast) fingen wir also an, alle zu kleinen Äpfel vom Baum zu zupfen und an so einem Baum hängen eine ganze Menge Äpfel... Bei der Größe unserer Bäume mussten dann nämlich ca. 500-600 Äpfel abgezupft werden. Erst mal leicht überfordert damit welche Äpfel denn jetzt genau weg müssen, schafften wir am ersten Tag zusammen sage und schreibe 5 Bäume. Während wir die ersten 1-2 Tage noch mit Samthandschuhen angepackt wurden, wurde spätestens am dritten Tag klar, wer nicht schneller wird, muss gehen. Dementsprechend wurden alle langsameren Arbeiter mehrmals unter Druck gesetzt, gefeuert zu werden, sollten sie nicht schneller werden. Das Arbeitsklima war also gerade in den ersten 2 Wochen mäßig angenehm. Dazu kam noch die an sich bereits sehr ätzende und anstrengende Arbeit an 6 Tagen die Wochen zu allen nur erdenklichen Wetterbedingungen. Die Knie und Schienbeine waren blau und geschwollen vom Lehnen an die Leitern und die Hände und Finger schmerzten und bekamen Schwielen vom Äpfelrupfen. Und ja genau, so konnte man das mittlerweile nennen, denn um nur ansatzweise an die durchschnittlich geforderten 25 Bäume täglich zu kommen, entwickelte sich bei uns ziemlich bald eine rabiate Technik. Das bedeutete für uns, dass wir gerade oben, wo eh nicht so genau hingeguckt wurde (denn kein Supervisor klettert auf eine Leiter), nur noch mit vollen Händen in die Äste griffen und alles abrissen was uns zwischen die Finger kam. So schafften wir es dann tatsächlich in der dritten Woche endlich unsere geforderte Baumanzahl zu schaffen ohne vorher gefeuert worden zu sein. Da wir also bei der Arbeit so langsam unseren Rhythmus gefunden und uns an das frühe Aufstehen um halb 6 gewöhnt hatten, konnten wir mit immer mehr Spaß an die Sache rangehen. Unser kleines Thinner-Team wuchs immer mehr zusammen und auch unser Supervisor ließ sich aufgrund seiner leicht dümmlichen aber doch auch liebenswerten Art immer besser ertragen. Zudem hatten wir mit unserem Campingplatz sowie mit seinen Dauerbewohnern aber auch den anderen arbeitenden Backpackern wahnsinniges Glück und so verbrachten wir die Abende UNO und Kniffel spielend oder zusammengepfercht in einer winzigen Küche mit nur einem richtig funktionierenden Herd, an dem jeder versuchte irgendwie zu kochen. Da wir mittlerweile bereits Dezember hatten, aber aufgrund des meist sonnigen und sehr warmen Wetters keine Weihnachtsstimmung aufkam, verbrachten wir unsere freien Sonntage oft am Strand, aber auch im New Zealand Aquarium, wo wir neben Pinguinen auch unsere ersten Kiwis hautnah sehen konnten. Auf Weihnachten freuten wir uns aber trotzdem, denn das wollten wir alle zusammen auf unserem Campingplatz bei Barbecue und Bier feiern und den Tag zuvor sollte auch unsere Arbeit zu Ende sein. Diese fand jedoch bereits eine Woche zuvor ein jähes Ende, als uns unser Supervisor mitteilte, dass es für unser Team keine Arbeit mehr gäbe, da diese von Samoanischen Hilfsarbeitern zu Ende geführt werden würde. Arbeitslos überlegten wir also, was wir die kommende Woche bis Weihnachten tun sollten, denn bis dahin wollten wir gerne in Clive bleiben. Zu unserem Glück kamen wir ja bisher nicht dazu die Highlights der Hawke’s Bay zu erkunden, was wir nun in Angriff nahmen. So wanderten wir bei Ebbe zum Cape Kidnappers, um dort die riesige (und zum Himmel stinkende!) Tölpelkolonie zu sehen, liefen auf den Te Mata Peak und genossen die Aussicht über die Region oder brutzelten einfach nur am Strand. Außerdem warteten wir noch sehnsüchtig auf ein Plätzchen-Paket von Mama, denn Heiligabend stand nun kurz bevor. Als es dann endlich  Weihnachten war, setzten wir bei 25 Grad unsere Zipfelmützen auf, packten unsere Wichtel-Geschenke ein und warfen den Grill an. Da jeder etwas beigesteuert hatte, hatten wir am Ende mal wieder viel zu viel zu essen und zu trinken, aber so ist das wohl an Weihnachten, auch am anderen Ende der Welt. Wenige Tage später hieß es dann Abschied nehmen und so verließen wir nach beinahe 2 Monaten wehmütig die schöne Hawke’s Bay, dennoch freuten wir uns auch auf die nächsten Abenteuer und der Arbeit trauerten wir auch nicht hinterher.

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