Veröffentlicht: 24.11.2021
Am 11.11. ging es für mich pünktlich von Korinth nach Athen. Ich wollte einen Tag vor meinem Vater anreisen, der mich eine Woche lang in Athen begleitete.
Ein paar Kilometer östlich von Korinth liegt der Isthmus von Korinth, eine Landenge, die Ende des 19. Jhd. durch einen künstlich angelegten Kanal für die Schifffahrt durchgraben wurde. Eine echte Abkürzung von der Bucht von Korinth in den Saronischen Golf, aber nur für schmale Schiffe geeignet. Am Kanal entlang führt ein Weg, der nur für Fußgänger und Radfahrer passierbar ist, also eine entspannte Fahrt. Weiter an der Küste des Saronischen Golfs ging es durch malerische Industriegebiete vorbei an idyllischen Kraftwerken. Inspiriert von den chemischen Düften beschloss ich, die ohnehin nicht lange Etappe durch einen Kurzbesuch auf der Insel Salamina weiter abzukürzen. Die Fahrt mit der Fähre ab Megara gabs für 85 Cent, die Rückfahrt aufs Festland nach Perama für einen Euro. Danach musste ich mich durch den Berufsverkehr in Piräus bis in den südlichen Athener Stadtteil Faliro vorarbeiten, wo meine Startnummer für den Athener Marathon auf mich wartete. Die erste Nacht in Athen habe ich in einem kleinen, gemütlichen Hostel verbracht.
Am nächsten Tag gings natürlich mal wieder zu einer Free Walking Tour, um schon mal einen Blick auf die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu erhalten und gegenüber meinem stets gut informierten Vater etwas aufzuholen. Highlight der Tour waren dann aber zwei US-Amerikanerinnen, die ebenfalls zum Marathon in der Stadt waren. Beide um die 70 Jahre alt und insgesamt an über 400 Marathons teilgenommen! Ich habe mich immer gefragt, welche Verrückten im "100-Marathon-Club" sind... Am Nachmittag gings dann zur neuen Unterkunft, einem netten Apartment mitten im ruhigen Touristenviertel von Psirri. Papa kam kurz nach mir an, bei einem leckeren Essen (und Bier) wurden Pläne für die nächsten Tage gemacht.
Am nächsten Tag ging es direkt Richtung Akropolis, die natürlich bei keinem Athen-Besuch fehlen darf. Am meisten beeindruckte mich die Omnipräsenz dieser antiken Stätte in einer so modernen Großstadt. Gefühlt aus jedem Winkel der Stadt kann man den kleinen Berg mit Parthenon und Erechtheion sehen. Nach einem ausgiebigen Rundgang ging es weiter auf den Musenhügel, vorbei am Gefängnis von Sokrates zum Philopappos-Monument, von dem aus man wieder einen tollen Blick über einen Großteil der Stadt hatte. Später im Akropolismuseum konnten wir viele Fundstücke vom. Der Akropolis und Dekorationen der Tempelanlagen bestaunen. Das war dann für mich genug Laufen für den Vortag des Marathons, deshalb nur noch ab ins Restaurant und den Wecker auf 4:30 Uhr gestellt.
Läufer aus meiner Startgruppe sollten den Shuttle-Transfer zwischen 5:30 Uhr und 6:15 Uhr nehmen, das war natürlich eine Ansage. Also schläfrig in den modernen Reisebus nach Marathon eingestiegen, immerhin ging es den anderen Startern auch nicht besser. Die Stimmung im Marathoner Stadion war gut, obwohl die meisten Läufer wahrscheinlich besser vorbereitet waren als ich (Radfahren, Fast Food und Bier habe ich noch nicht in Trainingstipps zur Marathon-Vorbereitung gelesen). Die ersten 21 Kilometer liefen dafür erstaunlich gut, in der zweiten Hälfte haben dann der ewig lange Anstieg und die müde Muskulatur voll reingehauen. Die letzten 10 Kilometer waren dann eher Quälerei, aber egal, Hauptsache dabei gewesen! Erleichtert und glücklich habe ich es zum Zieleinlauf ins Panathinako-Stadion geschafft, das Marathon-Original ist also abgehakt, nachmittags musste ich mich aber eher kriechend fortbewegen! Während ich in der Unterkunft vor mich hinvegetierte, konnte Papa sich die griechische Agora ansehen. Abends ging es für mich dann ins dritte Stadion innerhalb eines Tages, diesmal ins Olympiastadion von Athen. Gemeinsam mit Günni, Alex, Michael und zwei weiteren Deutschen verfolgten wir die packende Begegnung Kosovo gegen Griechenland. WM-Quali, beide Teams mittlerweile ohne Chancen auf eine Qualifikation, entsprechend hart wurde gekämpft! Nach der nervenaufreibenden Partei, bei der das Wiedersehen mit Alex und Michael das Highlight war, ging es per Taxi um ein Uhr nachts zurück ins Apartment. Ein wirklich langer Tag für mich!
Am nächsten Tag war es entsprechend nicht besser, sodass Papa ohne mich ins Museum und auf den Lykabettus-Berg musste. Ich habe es mir stattdessen in der Unterkunft gemütlich gemacht, Bilder sortiert und Netflix geschaut. Am Tag darauf ging es immer noch nur humpelnd voran, Papa hatte aber vorab in weiser Voraussicht eine geführte Tagestour mit Reisebus gebucht. Das war dann gut auszuhalten. Die Tour war gut gefüllt mit Stops und Sehenswürdigkeiten, sodass es nicht langweilig wurde. Zunächst ging es an den Kanal von Korinth (kenn ich schon!), dann weiter auf dem Peloponnes nach Mykene, Nafplio und Epidauros. Obwohl ich gleichzeitig der Jüngste und der Langsamste in der kleinen Reisegruppe war, hat mir die Tour viel Spaß gemacht und war genau die richtige Kombination aus viel Sehen und wenig Bewegung an einem solchen Tag! Unabhängig davon kann ich die Tour jedem empfehlen, der nach Akropolis und Co. noch einen ganzen Tag in Athen zur freien Verfügung hat. Später am Abend stand für mich noch das große Wiedersehen mit Jeremy an, er kam nachmittags in Athen an. In einem Hostel in der Nähe unserer Unterkunft wurde in seinen Geburtstag reingefeiert, zusammen mit ein paar anderen Hostelgästen, den üblichen Verdächtigen Alex und Michael, und natürlich etwas Ouzo.
Da für den nächsten Tag beintechnisch keine Besserung in Sicht war, stand direkt die nächste Bustour an, diesmal nach Delphi zum weltberühmten Orakel. Inmitten der majestätischen Berge konnte man gut verstehen, wieso die Menschen damals glaubten, hier mit den Göttern sprechen zu können. Die benebelnden Dämpfe aus dem Erdinneren tun dann ihr Übriges dazu. Auch diese Tour hat sich gelohnt, auch wenn hier der Anteil an reiner Fahrzeit wesentlich höher und weniger Stopps an Sehenswürdigkeiten vorgesehen waren. Delphi liegt nunmal am A..../Nabel der Welt, da kann die Reiseleitung auch nix dran ändern.
Am Tag darauf hieß es schon wieder Abschied nehmen. Günni war insgesamt sechs Nächte mit mir in Athen, ich habe die Zeit mit ihm sehr genossen und freue mich schon auf ein Wiedersehen über Weihnachten! Ich hatte beschlossen, zur Erholung und zum Nachholen der verpassten Sehenswürdigkeiten noch zwei Tage länger in Athen zu bleiben. Deshalb noch ein weiteres Mal innerhalb Athens umziehen, in ein Hostel, das erst ein paar Tage vorher überhaupt geöffnet hatte. Das war ein echter Glücksgriff für wenig Geld, inkl. kleinem Eröffnungskonzert am letzten Abend. Ansonsten habe ich mir nur noch die griechische Agora angeschaut, bin an Technopolis vorbeigelaufen, habe mich ausgeruht und natürlich etwas am Blog gearbeitet! Am 20.11., nach insgesamt neun Nächten, stand dann die Weiterfahrt Richtung Norden an, da es von Athen aus nicht mehr viel weiter nach Osten ging.