Veröffentlicht: 31.07.2017
14. September 2012 - Hello, Rocky Mountains!
Die Nacht verbrachten wir auf einem kleinen State Campground irgendwo zwischen dem Mexican Hat und Denver.
Die Strecke vom Monument Valley bis hin zur Hauptstadt Colorados war traumhaft. Das satte Rot wandelte sich zu Grün und Gelb und wir passierten die Rocky Mountains. Aus irgendeinem Grund, hatten wir es gar nicht auf dem Plan, dass wir auch durch die Rockies fahren werden. Umso größer war unser Jubel über dieses tolle Erlebnis.
Den Abend ließen wir auf einem gemütlichen Campingplatz in Golden kurz vor Denver ausklingen.
Der Clear Creek RV Park ist sehr idyllisch und lässt einen sofort entspannen. Sehr empfehlenswert.
15. September 2012 - Denver und die Prärie
Für Denver haben wir uns ehrlich gesagt nur sehr wenig Zeit genommen. So ging es nach kurzem Aufenthalt und Spaziergang durch Downtown schon weiter Richtung Wyoming und die Prärie.
Knappe 600 km trennten uns von unserem nächsten Ziel.
Die Nacht campten wir irgendwo im nirgendwo auf einem Campground, der passender Weise den Namen "prairie" trug. Die Nacht bestach durch einen sternenklaren Himmel, den man nur an solch einem abgelegenen Ort erleben kann. Das Tuckern eines endloslagen Güterzuges perfektionierte die Szenerie.
16. September 2012 - Crazy Horse und Mount Rushmore
Wir erreichten den Black Hills National Forrest am Morgen und steuerten zuerst, das hierzulande relativ unbekannte, Crazy Horse Memorial an. Die Geschichte, der noch im Bau befindliche monumentalen Skulptur zu Ehren des Oglala-Lakota-Indianers Crazy Horse, ist wirklich erstaunlich.
Das Memorial befindet sich bereits seit 1948 im Bau. Es wird, wie das nah gelegene Mount Rushmore National Memorial, in einen Berg gehauen. Es ist jedoch um ein vielfältiges größer und wird nicht staatlich finanziert. Die Fertigstellung wird sicherlich noch einige Zeit andauern. Ich bezweifle stark, dass wir sie noch erleben werden.
Der Bildhauer Korczak Ziolkowski, der das Crazy Horse Memorial gründete, ist bereits 1982 verstorben.
Das weitaus bekanntere Mount Rushmore National Memorial stand als nächstes auf unserem Plan.
Das Denkmal wurde 1941 fertiggestellt und besteht aus vier Porträtköpfen, die bis dato die bedeutendsten und symbolträchtigsten geltenden US-Präsidenten darstellen.
George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln.
Ich hatte keine Ahnung, wie ich aus dieser Situation rauskommen sollte.
Im Fahrkartenhäuschen arbeitete ein junger Mann. Ich ging rein und fragte ihn, ob mein Freund hier zufällig eine Nachricht hinterlassen hatte. Leider nicht. Da ich wohl ziemlich verweint aussah, fragte er mich, ob alles okay sei. Ich erklärte ihm meine Situation und er zögerte keine Sekunde mir zu helfen. Tobi hatte ein neues Handy inklusive neuer Nummer, die ich leider noch nicht auswendig konnte. Mein Retter in Not lieh mir sein Handy mit dem ich bei meiner Mutter in Deutschland anrief, um nach Tobis aktueller Nummer zu fragen. Natürlich hatte sie die Neue noch nicht.
Mein Helfer rief hingegen bei der Zentrale am Hauptbahnhof in Toronto an, um sich zu erkundigen, ob sich dort vielleicht jemand gemeldet hat. Negativ.
Kurze Zeit später kam seine Freundin in das Häuschen, die mir eine Pizza und etwas zu trinken brach. Ich war überwältigt von der Hilfe der beiden und unglaublich dankbar. Das hätte ich niemals erwartet.
Als der nächste Zug aus dem Zentrum eintraf und immer noch kein Tobi zu sehen war, wurde meine Verzweiflung immer größer. Es war bereits 21.15 Uhr und es gab nur noch einen Zug der an diesem Tag aus Richtung Innenstadt kam.
Um 22.15 Uhr stand ich am Gleis, während die Bahn einfuhr und hielt nach meinem Freund Ausschau.
Und da war er tatsächlich. Stieg aus dem Abteil aus und nahm mich überaus erleichtert in den Arm. Der Streit war sowas von vergessen.
Wir gingen zu dem Fahrkartenhäuschen. Wir wollten uns bei meinen beiden Rettern nochmals bedanken und ihnen natürlich auch das Geld wieder geben, das sie für mich ausgegeben hatten. Wollten ihnen noch ein bisschen mehr geben, dass sie sich noch einen netten Abend hätten machen können. Doch die beiden bestanden darauf, nichts anzunehmen. Für sie war es selbstverständlich einer anderen Person in einer Notlage zu helfen. Das werde ich niemals vergessen.
Später erzählte mir Tobi, dass er ebenfalls am CN-Tower nach mir gesucht hat. Dass er 2 Mal mit dem Zug zu unserem Van gefahren ist, um zu schauen, ob ich vielleicht dort schon auf ihn warte. Er am Auto eine Nachricht hinterließ "Komme mit dem letzten Zug aus der Stadt", die ich wegen der Dunkelheit nicht mehr sah. Dass er die ganze Zeit verzweifelt nach mir suchte.
Zum Glück hatten wir uns wieder gefunden und es sollte das letzte Mal sein, dass mein Dickkopf so mit mir durchging.
23. September 2012 - Autsch, dieser Muskelkater
Die Anstrengungen des Vortages waren deutlich zu spüren. Ich hatte höllischen Muskelkater und absolut keine Lust meinen Hinter erneut ins City Center von Toronto zu bewegen.
Zur Aufheiterung ging es für uns in den Toronto Zoo.
Der Zoo ist mit einer Größe von 400 Fußballfelder der größte in Kanada und lockte uns mit seinen knapp 500 Tierarten. Alleine durch das Schmetterlingshaus ist er einen Besuch wert.
24. September 2012 - Niagara Fälle
Nur 2 Stunden von Toronto entfernt liegen die Niagara Fälle. Ein absolutes Highlight unseres Trips.
Da ich bereits das große Glück hatte die Iguazu Wasserfälle in Brasilien erleben zu dürfen, war ich etwas geschockt, als da direkt neben der Straße die berühmten Niagara Fälle auftauchten. Ich hatte mich bereits darauf eingestellt noch durch ein schönes Stück Natur wandern zu dürfen, um endlich den Blick auf diese sagenumwogenden Wasserfälle zu werfen. Doch da waren sie. Eingehüllt von Ripleys-Believe it or not und Hard Rock Cafe.
Da es "außer den Wasserfällen" keine weiteren Sehenswürdigkeiten in und um der Stadt herum gibt, hat sich wohl irgendjemand gedacht, dort einfach alles hinzubauen, um die Touristen zu unterhalten und auch mehrere Tage vor Ort zu halten. Unserer Meinung nach etwas unpassend, aber naja.
Der Schönheit der Hauptattraktion hat es jedenfalls nichts genommen.
Und wenn man direkt vor dieser atemberaubenden Kulisse steht, vergisst man eh alles anderes.
Auf der kanadischen Seite werden einem zusätzliche Möglichkeiten angeboten, die Falls genauer zu bestaunen.
Da gibt es zu einem die Maid of the Mist Tour, bei der man mit einem Boot von unten an die Fälle heranfährt, zum anderen die Journey Behind the Falls, bei der es möglich ist, durch einen Gang hinter den Wasserfällen entlang zu laufen.
Da wir befürchteten, dass man bei der Bootstour durch den Dunst des Wasser gar keine gute Sicht auf die Fälle an sich haben würde, entschieden wir uns für die Journey Behind the Falls. Und wir wurden nicht enttäuscht.
Wir kamen den Fällen unglaublich nah und es war ein irres Gefühl, die Kraft zu spüren, die hinter diesen Wassermassen steckt. MEGA!
Anschließend bestaunten wir, von der kanadischen Seite aus, die amerikanischen Niagara Falls. Auch wenn sie kleiner sind, sind sie nicht weniger spektakulär.
Und so ging es über die Rainbow Bridge zurück in die USA.
25. + 26. September 2012 - Natur erleben
Da wir zum Anfang ziemlich viel Gas gegeben haben (ja, ich hab in der Angst nicht rechtzeitig in NYC anzukommen, etwas Stress gemacht), hatten wir gegen Ende noch ziemlich viel Zeit. Laut Plan wollten wir eigentlich direkt von den Niagara Falls nach NYC fahren. Jetzt hatten wir noch 3 Tage Zeit.
Die ungeplanten 3 Tage nutzten wir, um gemütlich nach Boston zu fahren. Wir genossen die milden Tage des Indian Summers und eine erholsame Zeit auf idyllischen Campgrounds.
Leider haben wir erst relativ spät die tollen KOA Plätze kennengelernt. KOA ist eine Campground-Kette, die ganz toll gepflegte Anlagen hat und tolle Annehmlichkeiten bietet.
27. September 2012 - Boston
Boston ist wirklich eine liebens- und lebenswerte Stadt. Wir wurden mit herrlichem Wetter begrüßt und schlenderten, wie gehabt, ohne Plan los.
Wir parkten mit dem Van in der Nähe des Yachtclubs und gingen von dort aus Richtung North End. Am North End gibt es rund um den Marketplace dutzende Geschäfte und Restaurants. Straßenkünstler erzeugen eine tolle Atmosphäre und man würde am liebsten den ganzen Tag dort verweilen.
Den Nachmittag verbrachten wir im Boston Common und Boston Public Garden bevor wir weiter gen Süden fuhren.
28. + 29. + 30. September 2012 - Empire State of Mind
Die Fahrt nach New York City war die schlimmste, die wir auf unserer ganzen Tour erlebt haben. Knappe 2 Stunden mussten wir durch heftigsten Platzregen fahren und Tobi konnte nur mit Mühe und Not gegen das Aquaplaning ankämpfen.
Doch der Regen verging und wir erreichten uns Endziel. The Big Apple. Unser Hotel lag in Brooklyn und nachdem wir das Zimmer bezogen und den Van geparkt haben ging es mit der Metro natürlich zum Times Square. Obwohl wir beide NYC bereits kannten, war unsere Freude über die bunten Lichter trotzdem riesen groß.
Auch unser zweiter Tag verlief vorerst anders, als wir uns gewünscht hatten. An diesem Sonntag, war der vereinbarte Termin, um den Van abzugeben. Also fuhren wir morgens zur 645 W 44th St in Manhattan.
Wir wussten, dass Escape (zumindest war es 2012 noch so) keine richtige Filiale in NYC hatte und wir uns mit jemanden vor Ort treffen sollten, der uns das Auto abnahm.
Als wir bei der ausgemachten Adresse ankamen, standen wir vor einem Public Storage. Wir gingen rein und fragten nach, wo wir das Auto abstellen können. Doch die nette Dame, die dort saß hatte keine Ahnung von irgendetwas und es war alles etwas suspekt.
Nach fast einer Stunde Warterei und Überlegungen, was zum Teufel wir nun mit diesem Auto machen sollten, kam endlich ein sehr entspannter Typ vorbei, der sagte, dass er von Escape kommt und unseren Van abnehmen soll. Anscheinend war er den Abend zuvor etwas zu krass feiern und durfte sich mit Sicherheit noch nicht hinter das Lenkrad setzten.
Zum Glück war das nicht unser Problem und wir waren erleichtert "Moby" mit über 8000 km wieder unversehrt abgegeben zu haben.
Nach dem aufregenden Vormittag hielten wir am Nachmittag der Freiheitsstatue einen Besuch ab. Wer einen straffen Zeitplan hat, sollte sich wenn möglich, die Tickets vorab im Netz buchen.
Günstiger als die Überfahrt zur Liberty Island ist eine kostenlose Fahrt mit der Staten Island Ferry. Die bringt einem zwar nicht direkt zur Statue of Liberty, dafür kann man aber schon einen ziemlich guten Blick auf sie werfen.
Mit einem Besuch der Grand Central Station und dem Rockefeller Center schlossen Wir den Tag ab.
Eine der besten Möglichkeiten NYC von oben zu sehen ist mit Sicherheit Top of the Rock. In der 70. Etage des Rockefeller Centers befindet sich das Observation Deck, das einen atemberaubenden Blick auf die Stadt ermöglicht, inkl. Empire State Building.
Die Aussichtsplattform des Empire State Buildings ist mit Sicherheit auch spektakulär. Doch leider fehlt die Sicht auf das Gebäude selbst, wenn man drauf steht :-) Eine Tatsache, die beim Rockefeller nicht so dramatisch ist.
Und auch am dritten Tag hieß es für uns: "I am Walking".
Central Park, Highline Park, Stadt rauf, Stadt runter. Wie schon erwähnt kannten wir NYC schon und wir konnten ohne Zeitdruck einfach so die Stadt genießen.
Mit einem vorerst letzten Spaziergang und auf ein baldiges auf Wiedersehen verabschiedeten wir uns aus den United States.