5.September 2019Tag 6, von Elbasan nach Mirakë
Heute war es wirklich nicht langweilig. Ich bin wieder um 6 h losgegangen, durch mehrere Dörfer durch. Daß die Hunde hier in den Grundstücken Abwechslung lieben hab ich ja schon festgestellt. Da lief doch wieder einer mit vollem Tempo wild kleffend und mit fletschenden Zähnen auf die Grundstücksgrenze zu - ich blieb aber entspannt, da ja ein Maschendrahtzaun zwischen mir und dem Hund war. Genau als er auf meiner Höhe angekommen war, sah ich, wie er durch eine Öffnung lief, die ich vorher nicht gesehen hatte. Somit war er etwa 60 cm von mir entfernt. Oh Mann war ich gestromt - machte aber mit den aufgerissenen Maschendrahtzaun, der genau in meiner Handhöhe war, automatisch eine Bewegung - worauf er wieder durch die Öffnung verschwand. Vielleicht hab ich ihn aber nur missverstanden und er wollte mir nur seine schmerzenden Mandeln zeigen und mich fragen ob ich ihn helfen kann 😜. Nun ging es allmählich in die Berge! Irgendwann sollte ich laut Plan eine Abkürzung nehmen, hab etwas länger danach gesucht und auch ein vorbei kommender Ziegenhirte konnte mir nicht helfen den richtigen Weg zu finden. Ich bin dann dort aufgestiegen, wo ich dachte das könnte er sein. Nach etwa 250 Metern sah ich daß mein Weg jetzt wesentlich kürzer ist und ich es nun nur noch ca 100 Meter zur Straße hatte. Schnell durch Büsche und Kiefern - der richtige Weg nur noch 10 Meter entfernt. Ich greif nach meinem Satelitennaviggationsgerät- weg ist es 😱 Oh Mann!! Nun habe ich meinen Rucksack abgelegt, da das Gelände etwas steil war, und habe versucht die gleiche Route wieder zurückzugehen. Ich wußte ja, das mein Navigationsgerät zuletzt vor 110 Metern aufgezeichnet hat. Ich bin bestimmt 2 Stunden lang alles abgelaufen. Immer wieder auf die gleichen Stellen gekommen, die Beine überall zerkratzt - bin mehrmals noch zum Rucksack um Wasser zu trinken. Dann bekam ich auch Hunger, gut das ich mir für die heutige Tour gestern 2 Bananen🍌 gekauft hatte. Weil jeden Tag hauptsächlich Feigen🤔? Die waren jetzt wirklich gut für mich, schließlich gabs hier weit und breit keine Obstbäume, nur Kiefern, Büsche und vertrocknete Brombersträucher. Die Früchte waren dort aber alle vertrocknet. In meinem Kopf ging es zu wie im Bienenstock🤯! Was tun wenn ich es nicht finde? Es würde bedeuten Abbruch der Wanderung, ohne würde ich sicher nicht weitergehen. Hier mein Zelt aufbauen und morgen weitersuchen ? Wasser ist erst im nächsten Dorf zu erhalten - etwas mehr als eine Stunde entfernt. Im Dorf ein paar Männer holen die mir helfen das Gerät zu suchen? Ein Suchraster für ca 300 qm erstellen? Hab natürlich nicht ein paar Hundert Meter Schnüre dabei. Immer wieder musste ich mich besinnen ruhig zu bleiben - ich musste es einfach wieder finden. Ich hatte mich einmal hingesetzt um wieder klaren Kopf zu bekommen, und bettete dabei zu Gott daß er mich zu dem verlorenen Gerät hinführen möge! Nach schätzungweise 2 bis 3 Stunden, als ich wohl alles mehrmals abgelaufen war, hatte ich mich zum wiederholten male hingesetzt um auszuruhen und wieder auf klare Gedanken zu fokussieren - ich blickte zur Seite - 2 Meter entfernt lag das Teil!! juhu.🥳🍾🙏Als ich den Bergrücken überquert hatte gings wieder langsam bergab. Auf den Weg ins Tal fand ich dann auch wieder Feigen, Weintrauben und Brombeeren zum Essen.
In einem Dorf auf halber Höhe fragte ich eine alte Frau nach dem Weg zum Via Egnatia, da ich wohl mehrmals einen falschen Weg genommen hatte. Bei der Gelegenheit fragte ich sie auch nach Wasser - sie rief dann ihren Mann herbei. Beide luden mich ein zu ihrem Haus zu kommen. An der Terrasse brachten sie mir gleich Wasser, danach einen halben Leib Brot, Tomaten, etwa 1 Kg Weintrauben und ca 250 Gramm Käse, Raki und Kaffee. Ich hab dann nur etwa 20% von alldem gegessen, ein wenig Raki wegen der Gastfreundschaft und diesmal einen türkischen Kaffee getrunken. Als ich mich danach wieder verabschieden wollte, versuchten sie mir den nicht verspeisten Anteil irgendwo auf meinem Rucksack anzubinden, was ich aber schon aus Gewichtsgründen mehrmals ablehnte. Ich bedankte mich und ging wieder weiter. Als ich etwa 5 Stunden später im Tal ankam, kam ich zum ersten nicht verschmutzten oder vermüllten Bach, wo ich auch sofort mich für eine Pause niederließ und mich auch ins Bachbett für 15 Minuten legte. Danach waren es nur noch wenige Minuten zu einem Hotel, das wie alle anderen an der Hauptstraße liegt.