Veröffentlicht: 17.09.2019
14. September 2019
Tag 15, von Bitola zur Fischerhütte
Am Morgen sind wir um etwa 8: 30 mit dem Taxi nach Makovo gefahren. Entschlossen haben wir uns dazu, weil östlich von Bitola ein Tagebau für Kohle ist und gleich daneben ein Kohlekraftwerk steht. Für die 25 gefahrenen Kilometer nahm der Taxifahrer 12 €. Im Dorf Makovo angekommen blieb er beim einzigen Minishop, der aber verweist war, stehen. Willi war etwas enttäuscht, da er gerne einen Kaffee vor den Start trinken wollte. Als wir durch die stark verschmutzte Fensterscheibe ins Innere des kleinen Gebäudes schauten, hörten wir hinter uns jemand sprechen. Wir drehten uns um und sahen einen alten Mann. Er versuchte uns zu erklären, daß der Shop nicht offen hat- gab uns aber zu erkennen daß wir mit ihm zu seinem Haus gehen sollten, damit er uns dort einen Kaffee machen kann. Wir überlegten ganz kurz und entschieden uns mit ihm zu gehen. Dort angekommen sahen wir ein sehr altes Steinhaus mit einer windschiefen uralten Holztreppe in den ersten Stock. Er erzählte etwas und gab das Zeichen mit ihm die Treppe hochzugehen. Oben angekommen war ein etwa 2 qm großer Balkon wo Paprika und Tabak zum trocknen auf einer Schnur aufgehängt waren. Nun betraten wir die kleine Diele. Hier waren 2 Schwalbennester: eins an der Mauer über der Türe zu seinen kleinen Schlafraum, und ein Schwalbennest hing am Kabel der Dielenlampe. Wir betraten die Küche durch die zweite Türe: ein kleiner Raum mit einer uralten, durchgesessenen Couch, ein Tisch, Holzofen und eine kleine Küchenzeile aus den 60 er Jahren mit E- Herd. Überall lagen irgendwelche Utensilien rum, verstaubt oder geschützt durch Spinnweben. Er forderte uns auf Platz zu nehmen. Nun begann er sogleich uns türkischen Kaffee zu kochen. In der Zwischenzeit schnitt er ein paar ganz große Tomaten, die er aus seinem Garten geerntet hatte, auf, gab sie in einen Teller und gab Gewürze und Salz hinzu. Danach reichte er uns Kaffee und Tomaten. Wir kommunizierten mit ihm über Handsprache und ein paar kroatischen Wörtern, die ich noch kannte. Dieser alte Mann, der in sehr ärmlichen Verhältnissen lebt, und uns eingeladen hat und auch keine kleine Geldgabe von uns annehmen wollte, hat uns beide sehr beeindruckt. Als wir nach etwa 1 Stunde uns von ihm dankend verabschiedeten hatte er feuchte Augen und drückte uns ganz fest. Als erstes hatten wir 2 Km Asphaltstraße zu gehen, danach gingen wir links weg in einen Feldweg, der über eine wunderbare Landschaft führte. Nach etwa 9 km erreichten wir das Dorf Čanište mit etwa 35 Häusern. Als wir im Dorf angekommen sind, sahen wir, das nicht mehr als etwa 5- 7 Häuser noch bewohnt waren. Es war ein optisch sehr schönes Dorf in einer Senke, umgeben von einer ursprünglichen unkultivierten Landschaft mit wenigen Bäumen, rundgeschliffenen Granitgestein und durch Trockenheit gebräuntes Steppengras. Von hier aus ging es 7 km weiter durch die Steppe, die immer wieder durch große Granitfindlinge unterbrochen wurde. Das Panorama war einfach gigantisch. Nach den 7 Km kamen wir wieder auf eine Asphaltstraße. Unser Plan war, daß wir jetzt versuchen sollten per Autostop ein paar Km weiterzukommen, da das Laufen am Asphalt nach 6 Stunden wandern nicht mehr so toll war. Als nach 20 Minuten nur 2 Autos vorbeikamen und die auch zu klein bzw keinen Platz für uns hatten, beschlossen wir in Richtung Fluß weiterzugehen. Willi sage "ich wünsche mir nur eins - daß wir heute ein Bett🛏 zum Schlafen bekommen"! 5 Minuten später waren 2 große Couchen am Straßenrand (siehe Fotos). Willi hatte seinen Wunsch nach 2 Betten ans Universum geschickt, und der Wunsch wurde prompt erfüllt🧚♀️! Leider hat er aber seinen Wunsch etwas zu unkonkret formuliert, denn Wände rundherum wären schon nicht schlecht gewesen😜! Nach ein paar Minuten relaxen auf der Couch, die Sonne war schon untergegangen, sind wir weitergezogen Richtung Fluß (ca 2 Km), um vielleicht dort unser Zelt für die Nacht aufzubauen. Dort endlich angekommen entdeckten wir, das neben der Brücke etwa 5 Häuser standen. Jetzt sahen wir wieder Chancen doch noch etwas zu Essen und Betten mit Wänden rundherum zu bekommen. Wir gingen zielgerichtet auf das letzte Haus zu. Dort arbeitete noch ein Mann vor dem Haus. Wir fragten ihn, ob wir hier irgendwo ein Zimmer und etwas zu Essen finden könnten. Er rief sogleich nach seiner etwas englisch sprechenden Frau, die schnell herbeieilte. Sie erklärte uns, das sie uns etwas zu Essen machen könne und auch eine "etwas unaufgeräumte Fischerhütte" hätte, in der wir für 2 € schlafen könnten. Die Fischerhütte war wirklich "etwas" unaufgeräumt, und roch modrig. Wir nahmen aber erstmal dankend beide Angebote an und freuten uns über den guten, abendlichen Ausklang. Wir saßen unter der Linde vor der Fischerhütte und tranken insgesamt 3 Flaschen Bier🍺, während die Frau das Abendessen zubereitete. Mir war aber nicht ganz wohl bei dem Gedanken in der modrigen Hütte zu schlafen, ganz abgesehen davon, daß ich am meisten Angst auf meiner Reise vor den wohl kleinsten Tieren habe, nämlich den Bettwanzen. Ich teilte Willi beim Bier🍻 meine Sorgen mit was die Ängste wegen Bettwanzen betrifft , und schon packten wir ganz eilig unser Zelt aus und stellten es gleich neben der Hütte unter der Linde auf einen schönen geraden Wiesenplatz auf, bevor es ganz dunkel wurde. Inzwischen hatte die Frau uns noch einen großen Teller mit Salami, luftgetrockneten Schinken, Oliven, Schafskäse🧀 und Brot🍞 gebracht! Darüber freuten wir uns riesig. Danach verschwanden wir bald müde in unseren Zelten⛺
Gegessen hatten wir tagsüber wieder Früchte vom Wegrand: Birnen, Brombeeren und Kricherln.