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Konya – eine Stadt zwischen Tradition und Moderne (Tag 13 der Weltreise)

Veröffentlicht: 17.09.2019

17.09.2019


Die Nacht im Hotel war...durchwachsen, was den Lärm anging. Ohne offenes Fenster war es zu stickig und neben den Muezzin-Rufen, die hier recht laut sind (es hat Vor- und Nachteile dass wir so nah am Mevlana Museum und der nebenan liegenden Moschee wohnen^^) und sich fast nach einem „Battle“ anhören war auch die Straße nicht soo ruhig. Mitten in der Nacht fährt z.B. der Straßenreiniger hier durch und auch der ein oder andere Motorradfahrer wollte seine Pferdestärken ausfahren ;-) Da wir aber früh im Bett waren (ich habe noch ein bisschen die türkische Serie geschaut, die immer bei Fatma lief aber noch immer kann ich die Handlung nicht eindeutig erkennen :( :D ), war das alles kein Problem.

Ganz witzig ist hier im Hotel auch das Badezimmer. Es besteht aus einem kleinen Zimmer mit der Dusche und einem etwa 2 cm tiefer gelegenen Bereich mit Toilette und Waschbecken. Der Abfluss für die Dusche befindet sich schlauerweise nicht im Dusch- sondern im WC- Bereich. Das heißt, dass man beim Duschen den Duschraum UND den Toilettenraum fluten muss und das Wasser nur elend langsam abfließt… Aber zum Glück haben wir ja Puschen^^

Das Frühstück sah fast genauso aus wie in Göreme aber anstatt drei kleine Brötchen pro Person gab es hier nur ein großes für jeden :O Da musste man mit seinem Aufstrich echt großzügig sein, um ihn zu verbraten :D Honig, Marmelade, Schokocreme, Käse und Gurke wollen alle ihren Platz finden ;-)

Nach dem Frühstück versuchten wir dann mit Google Translate dem Rezeptionist zu erklären, dass wir morgen um 5:15 Uhr bereits auschecken wollen und gerne ein Taxi hätten, dass uns zum Bahnhof bringt. Er sagte am Ende „Tamam“ ( = „okay“) und wir hoffen jetzt auf das Beste :D Außerdem wollten wir noch klären, wie die Bezahlung läuft, da wir laut booking.com erst in der Unterkunft zahlen. Nach mehreren Versuchen des Übersetzungsprogramms verstanden wir, dass wohl bereits bezahlt ist. Umso besser :)

Gegen 10 Uhr ging es dann raus ins 2min entfernte Mevlana Museum und wir hatten wie schon so oft hier in der Türkei einfach super Gück mit unserem Timing. Bis auf eine französische Reisegruppe, die beinahe eine türkische Familie gefotobombed hätte, gab es kaum Touristen! Diese kamen dann hinterher mit Bussen an, als wir schon fertig waren. Perfekt :)

Das Mevlana Museum ist bekannt dafür, dass dort das Grab von Mevlana ist, einem Vertreter einer bestimmten Glaubensrichtung. Neben seinem Grab und dem seiner Schüler/religiöser Nachfahren gibt es außerdem Ausstellungsstücke rund um Mevlana – alte Schriften, alte Musikinstrumente, alte Schreibutensilien und Kleidung. Um einen höheren Rang zu erreichen, mussten die Schüler 1001 Tage „leiden“, d.h. sie mussten zunächst diverse, teilweise gemeinnützige Aufgaben erfüllen und danach in einer sogenannten „Zelle“ verweilen, die sie nur in Ausnahmefällen verlassen durften. Diese Zeit sollten sie nutzen, um zu lesen und zu beten und somit den spirituellen Grad erreichen, der sie zu einem Mevlana-Nachfolger macht.

Nach der Besichtigung des Museums gingen wir noch in das riesige Mausoleum, wo wir am Eingang blaue Müllbeutel über unsere Schuhe stülpen mussten, um den Boden zu schonen. Außerdem sollen Frauen ein Kopftuch tragen (welches ich dann am Ende nicht zurückgab, weil dafür kein Kasten dort war). Einige Touristinnen stürzten einfach ins Gebäude und wurden dann zurückgeschickt, um Tücher über die Haare zu legen. Danach waren diese Damen eifrig damit beschäftigt, Selfies von sich mit Kopftuch zu machen. Okay, wer das braucht… :p Mir persönlich macht es übrigens nichts aus, für so einen Besuch einer religiösen Stätte ein Kopftuch zu tragen. Ich mache das aus Respekt vor der Religion und sehe es als eine Art „Nutzkleidung“ wie z.B. auf der Baustelle einen Helm zu tragen. Es gehört sich einfach so, für mich, aber ich möchte jetzt damit keine Debatte starten :D

Nach dem Besuch des Museums sind wir mehr oder weniger planlos fast 4 Stunden durch Konya gelaufen. Wir hatten ein paar Gebäude recherchiert, die wir sehen wollten aber ließen ansonsten alles offen auf uns wirken.

Zunächst ging es in die Gegend um die „Goldstraße“, in der es wie auf einem Basar aussieht und man von den Klassikern wie Kleidung, Gewürze und Schuhe auch Dinge wie Motorsägen, Rasenmäher oder Wohnzimmerschränke kaufen kann. Ich finde das Flair in diesen Gassen toll und das beste an Konya ist, dass es absolut nicht touristisch ist. Obwohl ich meine Kamera um den Hals hatte und ab und zu etwas fotografierte, wurden wir von niemandem angesprochen, keiner hat versucht, uns zu einem Kauf zu überreden. Wir konnten einfach umherschlendern und es auf uns wirken lassen :)

An gefühlt jeder zweiten Straßenecke befindet sich eine Moschee, von kleinen Häuschen bis zu beeindruckenden Bauwerken ist dort alles dabei! Zufällig stolperten wir auch in eine Kundgebung, deren Thema wir aber leider nicht erkennen konnten. Auf jeden Fall gab es ein paar Sicherheitsmaßnahmen und Polizeipräsenz sowie ein paar Leute von der Presse. Unabhängig davon hingen in der Gegend auch Plakate, die für Konya als fahrradfreundliche Stadt werben. Das war gar nicht so verwunderlich, denn ein paar Hundert Meter weiter war der Aladdin Boulevard, an dem wir gestern mit der Straßenbahn angekommen waren und wo sich moderne Cafes mit amerikanischer Musik und Läden mit englischen Namen aneinander reihen. Von dem traditionellen Basar zu dem modernen Viertel ist es ein Katzensprung, was irgendwie auch wieder ziemlich cool ist. Es zeigt die beiden Gesichter, die Konya hat :)

Der Aladdin Palast ist leider gerade in Restaurierung (wie schon in Konya die Burg… :D ) aber der Park drumherum war auch echt hübsch. Dort findet man auch junge Pärchen, die gemeinsam auf einer Bank sitzen, flirten oder sich sogar mal küssen, wo man doch auf dem Basar noch merkwürdige Blicke geerntet hätte, da dort fast alle Frauen Kopftuch tragen und definitiv keine Zuneigungen andeuten oder austauschen. Von dem Park aus ging es Richtung Kültürpark, zumindest war so der Plan.

Dann kamen wir aber an einer Konditorei vorbei und naja… wer uns kennt… :D Die Auswahl war recht groß und alles sah sooo lecker aus <3 Etwas nervös schaute der Verkäufer zum Kassierer, um sich rückzuversichern, dass er die Zahlen auf Englisch noch drauf hat „one, two, three“. Wir entschieden uns schließlich für ein Plätzchen, das für mich aussah, als wären Mandeln drin und ein Hefeteilchen mit Schokolinsen – ich war im Schlaraffenland. Wir bezahlten für das ganze 15 TYL und ich war etwas überrascht, über den vergleichbar hohen Preis, bis ich in die Tüte schaute und sah, dass dort insgesamt drei Teile waren, nämlich das Schokolinsenteilchen zweimal. Erst dachte ich, ich hätte mich falsch ausgedrückt aber dann gestand mir Jonas, dass er sich auch eins bestellt hatte :D :D Obwohl sie recht klein aussahen, waren sie nicht nur lecker sondern auch echt sättigend. Perfekt ;-)

Der Kültürpark an sich hatte gar nicht so viel zu bieten, außer einem künstlich angelegten Teich mit Springbrunnen (es gibt hier ohnehin unzählige Springbrunnen in der ganzen Stadt!) und schwarzen und weißen Schwänen. Wer mich kennt, ich war fasziniert :p

Zum Abschluss liefen wir noch bis zum Bahnhof, um uns dort schon einmal umzuschauen. Er ist etwa 30-40min zu Fuß von unserem Hotel entfernt und da der Zug um 6:00 Uhr morgens losfährt, haben wir uns wie oben erwähnt für das Taxi entschieden. Mit den Rucksäcken so weit zu laufen erscheint mir anstrengend, auch wenn Jonas es bestimmt locker schaffen würde :D Wie dem auch sei, am Bahnhof war nicht viel los. Es gab wieder einen Springbrunnen mit ein paar Bänken drumherum und wir konnten einen Schuhputzer bei der Arbeit beobachten. Auf dem Rückweg zum Hotel sahen wir dann zum wiederholten Male hier, wie vor den Bankautomaten immer lange Schlangen sind. In Kayseri hatten wir schon beobachtet, wie vor den verschiedensten Bankfilialen vor Öffnung der Bank immer bis zu 10-15 Leute vor den Eingängen standen. Ob es in den größeren Städten hier ein Bargeldproblem gibt, keine Ahnung. Aber irgendwie interessant…

Gegen 15 Uhr waren wir dann auch schon wieder im Hotel in unserer neu entwickelten Routine: Frühstück, laufen, Snack, laufen, Unterkunft, Blog schreiben und dann Abendessen :D Wahrscheinlich wird es heute nicht sehr anders sein aber damit können wir bisher sehr gut leben ;-) Morgen geht es dann wie erwähnt mit dem Zug weiter – und zwar nach Istanbul :)

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