Veröffentlicht: 26.12.2017
Um unsere neu gewonnene Mobilität zu zelebrieren, unternahmen wir in den folgenden Tagen per Auto verschiedene Touren ins nähere Umland. Unsere schönsten Ausflüge waren dabei unser Tag im Shakespear Regional Park und unsere erste Urwaldwanderung im Okura Bush.
Bei schönstem Sommerwetter machten wir uns am 24.12. auf in den Shakespear Regional Park, einem Naturschutzgebiet am äußersten Zipfel einer Halbinsel nördlich von uns. Auf dem „Lookout Track“, einem kleinen Rundwanderweg hatten wir tolle Aussichten auf Küste, Meer und Inland. Aufgrund der klaren Sicht konnten wir sogar den CBD Aucklands, inkl. Sky Tower erkennen. Nach dieser kleinen Wanderung statteten wir dem Strand in der Te Haruhi Bay noch einen Besuch ab. Das Wasser war wieder einmal wunderschön türkisfarben und klar, der Sand hier fein und weiß und außer uns auch nur wenige andere Leute in Sicht.
Ähnlich wie bei uns Ebbe und Flut, gibt es hier Low und High Tide, mit dem Unterschied, dass sich das Wasser nicht so weit zurückzieht, dass man wattwandern könnte. Dafür legt die Low Tide aber an Stränden mit Steilküste eine interessante kleine Felswelt frei, auf welcher man entlangspazieren kann.
Den Weihnachtsabend verbrachen wir dann gemütlich auf der Couch bei einem selbst gekochten kleinen Festessen (inkl. Eis und Wein), Weihnachtsmusik und später einem Film. Unser kleines Weihnachtsbäumchen, das uns Emma vor ihrer Abreise extra noch aufgestellt hatte, gab sich dabei alle Mühe etwas Weihnachtsstimmung zu verbreiten.
Da die Neuseeländer erst am 25.12. Weihnachten feiern, wollten wir an diesem Tag zum Long Bay (einem langen Strand mit Küstenwanderweg) fahren. Wir stellten uns einen menschenleeren Strand vor, während die Neuseeländer zu Hause ihre Geschenke auspackten. Ein drastischer Irrglaube, wie sich herausstellen sollte. Auf dem Weg dorthin ging nichts mehr. Autos über Autos drängten sich dicht an dicht die schmalen Straßen in Richtung Parkplatz entlang. Umdrehen? Keine Chance! Also mussten wir notgedrungen im Stau stehen bleiben und kamen uns ganz schön dumm vor, bei strahlendem Sonnenschein an einem Feiertag auf einen leeren Strand gehofft zu haben. Kurzerhand musste Plan B in Kraft treten. Als wir endlich bis zur nächsten Kreuzung vorgerückt waren, schlugen wir den Weg in Richtung Okura Bush Scenic Reserve ein. Die Wanderung in einem typisch neuseeländischen Kauriwald stand sowieso auf unserer To-Do-Liste. Dort angekommen, konnen wir erst einmal aufatmen: Wesentlich leerer hier!
Kurz vor dem „Eingang“ zum Wald mussten wir uns zunächst gründlich die Schuhe putzen und desinfizieren. Mehrere Infotafeln erklärten uns auch, warum: Die ursprünglichen Kauribäume Neuseelands sind in Gefahr. Vielerorts werden sie von bestimmten Pilzsporen befallen, die die riesigen Bäume absterben lassen. Da diese Pilzsporen von Wanderschuhen sehr leicht verbreitet werden können, ist es also wichtig, durch das gründliche Schuheputzen und das ausschließliche Wandern auf den vorgegebenen Wegen, die Verbreitung aufzuhalten.
Die Route durch den dichten Urwald war wirklich beeindruckend. Schon der erste Schritt in den Wald brachte uns zum Staunen. Riesige Bäume und Farne ließen uns erahnen, wie Neuseeland vor Ankunft jeglicher menschlicher Bewohner ausgesehen haben musste. In der kühl-feuchten Stille des Waldes hörten wir viele verschiedene Vogelstimmen und versuchten ganz leise zu sein, um evtl. einen zu Gesicht zu bekommen, was uns später auch gelang. Dies war bestimmt nicht unsere letzte Waldwanderung!
Am 26.12. ist hier der sogenannte „Boxing Day“. Fast alle Geschäfte öffnen an diesem Tag und locken die Kunden mit extremen Rabatten. Zufällig benötigten wir auch noch Camping-Utensilien. Aber schonwieder in einen weihnachtlichen Menschenauflauf geraten? Wir entschieden uns dafür. Die Rabatte machten uns neugierig und wir fühlten uns ein bisschen wie richtige Neuseeländer, als wir am Boxing Day taten, was hier die meisten tun: Shoppen. Eigentlich fanden wir diesen Konsumrausch eher abstoßend. Tags zuvor noch die Weihnachtsgeschenke ausgepackt, ist man hier direkt am nächsten Tag schonwieder in Kauflaune. Für uns zählte lediglich, beim Kauf unserer Ausrüstung ein paar Dollar sparen zu können, doch der Anblick der Menschenmassen in den Kaufhäusern hinterließ doch einen unangenehmen Beigeschmack. Kaufen, kaufen, kaufen. Selbst an Weihnachten bestimmt der Konsum das Leben vieler Menschen.
Heute, am 27.12. holen wir nun Emma von Flughafen ab. Wir verbringen dann noch einen letzten Abend zusammen, bevor wir morgen in Richtung Westküste aufbrechen. Unterwegs werden wir auf Campingplätzen übernachten und uns nach einem Job umsehen. Wir hätten Lust auf Wwoofing: Arbeiten auf Farmen oder kleinen Höfen nach ökologischen Prinzipien für Kost und Logis.
Mal sehen, was sich ergibt und wo wir zum Jahreswechsel sein werden. ;-)