Veröffentlicht: 09.11.2019
Wir verließen das Fjordland im Westen um wieder Richtung Osten zu fahren. Unser Ziel dort hat den wunderschönen Namen Kaka Point. Wenn man denn Glück hat, gibt es hier die seltenste Pinguinart zu sehen. Die Gelbaugenpinguine sind so scheu, dass man sie nur von einer Versteckhütte aus beobachten kann. Und das auch nur mit viel Glück in der Dämmerungszeit. Als wir dort am Abend ankamen, fragten wir ein Pärchen, ob sie schon einen Pinguin gesehen hätten. „Ja, vor 2 Stunden einen.“ Bitte was?! Wir lobten die beiden für ihre Ausdauer, denn es war recht kühl und der Wind pustete genau in die Hütte hinein. Nach etwa 10 min gingen die beiden. Nach weiteren 10 min tapselten zwei Gelbaugenpinguine an den Strand und blieben dort stehen, so dass man sie wunderbar begutachten und fotografieren konnte. Kurz darauf kam ein dritter aus dem Wasser und gesellte sich dazu. Danach gingen wir glücklich zum Auto zurück. Man muss ja auch mal Glück haben. Wir machten noch einen Abstecher zum Leuchtturm am Nugget Point und fuhren dann zurück zum Camp, Zeit mal wieder zu duschen.
Bevor wir im August auf Reisen gingen, guckte Marius bei google Maps, welcher Ort auf der Erde am weitesten von Zuhause weg ist. Dieser Ort liegt irgendwo im Südpazifik und ist daher ohne Schiff nicht zu erreichen. Abgesehen von ein paar nahezu unbewohnten Inseln und Naturreservoirs liegt dieser Punkt an der Spitze der Otago Peninsula bei Dunedin auf Neuseeland und heißt Cape Saunders. Und genau da wollten wir hin. Nach einer windigen Nacht in der Sandfly Bay, wo wir einen Seelöwen sahen, fuhren wir in Richtung Cape Saunders. Und dann standen wir dort. Am anderen Ende der Welt. Und wir lasen ein Schild: PRIVATE, Betreten verboten. Na toll, weiter geht es wirklich nicht. Das Ende der Welt ist in privater Hand. Wir kamen nicht bis an die Steilküste und mussten uns also mit diesem Ort zufrieden geben. Wir machten ein paar Fotos, als ein anderes Auto heranrollte. Natürlich waren es Deutsche, die hier nur mal an den Strand wollten und sonst nichts. Aber das ging ja nun nicht.
Wir machten noch einen Abstecher zur Albatroskolonie im Norden der Halbinsel, wo unser Auto ziemlich vollgeschis.... worden ist. In Dunedin besuchten wir noch die steilste Straße der Welt. 30 % Steigung!
Wieder unten angekommen, fuhren wir nach Warrington, dort gibt es einen kostenlosen Campingplatz mit Strandzugang und das Wetter sollte die nächsten Tage spitze werden. Zeit um die Haut mal wieder etwas nachzubräunen! Ein selbst gemaltes Schild kündigte für den nächsten Abend ein Festival an. Das Mullet Festival, von 17 bis 19 Uhr. Mullet übersetzt sich entweder zu Vokuhila oder zu Meeräsche (ein Fisch). Auf dem Plakat war beides zu sehen. Die Uhrzeit fanden wir auch komisch. Egal, wir beschlossen eine weitere Nacht hier zu bleiben und guckten es uns an, ist ja kostenlos. Wir schrieben noch mit den vier Deutschen, die wir am ersten Abend auf der Südinsel kennengelernt haben. Sie waren nicht ganz um die Ecke, aber kamen vorbei, um dieses Festival nicht zu verpassen. Wir freuten uns Jerome, Marius, Lea und Mika wiederzusehen, erzählten von unserer Tour und dann ging pünktlich das Festival los. Und was da passierte, das verstehen wir bis heute nicht...Um 17:00 Uhr ging das ganze Dorf (40 Erwachsene, 30 Kinder) mit uns als Nachhut in den Wald. Ein Poetryslam von einem Typen mit Gepardenmaske (Zusammenfassung: die Welt wird überleben, wenn wir Gras rauchten, statt Diesel zu fahren); vier Frauen, die im Klackertakt eines Metronoms locker drei Minuten in der Gegend umherschauen, dann wird ein Ball geworfen und sie laufen hinterher wie Hunde...später fahren sie mit einem imaginären Fahrstuhl in vers. Musikepochen. Ein paar Bäume weiter schleichen Leute mit Tiermasken umher, eine Chinesin spielt eine verstimmte Geige. Nach 2 Stunden baffem Staunen, ob alle außer uns was genommen haben, endete das Festival am Strand. Ein Mensch mit Mulletkopf kam aus dem Wasser und rettete die Erde (ein Wasserball) aus den Fängen einer dunkel gekleideten Figur; dazu tanzten Menschen mit Krabbenarmen….wow. Danach mischten wir uns auch erstmal Cubra Libres zusammen.
Den nächsten Vormittag verbrachten wir noch am sonnigen Strand, bevor wir uns von den Vieren verabschiedeten. Vermutlich werden wir uns in Christchurch wiedersehen.
Etwas weiter im Norden befinden sich die Moeraki Boulders. Das sind vom Meer rundgeschliffene Steinkugeln. Als wir vor Ort waren, stahlen ein paar Dusky Delfine den Steinen jedoch die Show. Vom Ufer aus konnte man zwei davon spielen sehen. Ein Pärchen riss sich die Klamotten vom Leib und ging ins kalte Wasser. Die beiden schafften es tatsächlich die Delfine anzulocken und sie fast zu streicheln. Deren GoPro hat alles schön gefilmt. Wir hatten unsere GoPro nicht dabei und auch nicht wie sie Schwimmsachen unter. Cerina sprintete zum Van, jedoch waren die Delfine weg, als sie wiederkam. Halb so schlimm, wir konnten die Delfine auch vom Ufer aus gut sehen. Wir beneideten die anderen beiden nur ein bisschen ;)
Die Wetterfrösche kündeten schlechtes Wetter ab übermorgen an. Also sprinteten wir ins Innenland auf die Hochebene bei Lake Tekapo. Dieses Gebiet zeichnet sich durch die dunkelste und sternenreichste Nacht aus, da hier so gut wie keine Lichtverschmutzung den Nachthimmel erhellt. Dort wollten wir vor den Regenwolken sein und uns über Nacht die Milchstraße etwas genauer angucken, als es anderswo geht. Wir fuhren an Lake Pukaki vorbei und staunten nicht schlecht. Das Wasser des Stausees ist strahlend blau, der Himmel war es ebenfalls und am anderen Ende des Sees thront der höchste Berg Neuseelands, der Mt. Cook. Das sah wirklich fantastisch aus. Durch den sehr feinen Abrieb von Gestein erhält dieser See seine besondere Farbe. Ein paar Kilometer weiter erreicht man dann Lake Tekapo, der uns nicht so sehr beeindruckte. Wir fanden einen schönen kostenlosen Stellplatz, weit außerhalb des Dorfes und warteten. Es zog sich leider früher zu, als die Vorhersage vorhersagte, aber so ist das halt in den Bergen. Nicht vorhersehbar. Auch in der Nacht, wir haben uns zweimal Wecken lassen, wurde es nicht besser. Der Halbmond schien hell und die Wolken verdeckten den Rest. Verdammt. Ein Satz mit X.
Der Ausflug in das Gebiet war trotzdem schön, die Fotos vom Lake Pukaki bezeugen dies!
Wir nähern uns Christchurch, d.h. wir müssen bald unseren Van Jimbo verkaufen. Vorher müssen wir ihn aber durch den neuseeländischen TÜV bringen, der WoF (Warranty of Fitness), da die Überprüfung fällig ist. Wir entschieden uns dazu, dass in der nächst größeren Stadt zu machen und fuhren nach Timaru. In einer Werkstatt bekamen wir für den nächsten Tag einen Termin und schauten uns die Stadt an. Timaru hat einen riesigen Park, in dem man Frisbeegolf spielen kann. Im Park sind 9 „Körbe“ aufgestellt, die man dann mit möglichst wenig Würfen treffen muss. Ein Dank geht an dieser Stelle an Jerome, Mika, Marius und Lea raus, da wir nur wenige Tage zuvor eine Frisbee von ihnen geschenkt bekommen hatten. Also spielten wir ne Runde Frisbeegolf. Macht Spaß.
Timaru ist auch das Zuhause von Zwergpinguinen. Unser Schlafplatz war nahe am Meer, daher konnten wir in Ruhe am Kai warten, bis die Kleinen aus dem Wasser schossen und dann zum Nest watschelten. Niedliche Tiere, nur schwer zu fotografieren, wenn es dunkel ist.
Jimbo hat die WoF leider nicht auf Anhieb bestanden. Wir haben Probleme mit Rost an der Regenreling und am Lenkgestängenhalter, eine nicht funktionierende Scheinwerfereinstellung, eine klemmende Bremse hinten und poröse Gummis an den hinteren Stoßdämpfern (oder so ähnlich). Die ersten beiden Sachen können wir selbst reparieren, die anderen wohl eher nicht. Wir werden nun erstmal nach Christchurch fahren, das war auch die Empfehlung der Werkstatt in Timaru.