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Ostatlantik: Weihnachten und Silvester

Veröffentlicht: 02.01.2020

Liebe Leute,
nun bin ich seit über 3 Wochen auf See und hab mich echt langsam an die Seefahrt gewöhnt. Es sind auch echt einige Dinge passiert.
Aber ganz von Vorne:
Ich bin am 20.12, nach der ersten kleinen Europareise wieder in Hamburg angekommen. Für mich war es eine ziemliche Befreiung im Kopf endlich wieder in einer Großstadt abseits vom Schiff weg zu gehen. Unter anderem war ich im Goldenen Handschuh (der Film dazu ist sehr empfehlenswert). Ich war die meiste Zeit in Hamburg mit Nils aus Amsterdam unterwegs, dessen Eltern ihn regelmäßig aufs Schiff mitnehmen. War sehr erstaunt, das er tatsächlich Gast auf dem Schiff ist, und nicht dort arbeitet (wie eigentlich alle in meinem Alter die auf dem Schiff sind).
Nach Hamburg wurde Kurs auf Lissabon aufgenommen. 3 Tage Seefahrt und dabei Heiligabend...
Es war wirklich ein sehr interessantes Weihnachten, für mich komplett anders als sonst. Eine kleine exotische Erfahrung war vor allem die Underground-Weihnachtsmesse für die philipinische Crew (in der Crewkantine), ich war definitiv der einzige Europäer unter den Zuschauern. Eigentlich sollte ich nur auf und abbauen, aber fand es interessant wie eine mir bis dahin sehr unbekannte Kultur, Heiligabend auf See feiert..
Wäre eigentlich viel schöner, wenn an Weihnachten die Crew und die Gäste zusammenfeiern würden, und nicht so eine strikte Trennung stattfinden würde. Silvester konnten dann aber auch alle Crewmitglieder zum gemeinsamen Feiern nach oben zu den Gästen kommen.
Die Hierarchie finde ich aber sonst weiterhin sehr ungewohnt. Wenn auch es beachtlich klingt, wenn mich Leute plötzlich mit Sir oder Boss ansprechen(ernstgemeint). Wobei mich manche Kellner auch einfach mit Bro ansprechen.

Zu den Städten:
In Lissabon war es dann zum ersten Mal während meiner Reise ein bisschen wärmer als in Berlin. Sehr kulturvolle schöne Stadt, mit guten Cafés, Bars und viel Straßenmusik. Ich war kurz in einem Cafe mit enorm leckeren Kuchen. Werde Lissabon auf jeden Fall noch Mal besuchen wenn ich mehr Zeit habe.
Stationen danach waren: Lanzarote und Santa Cruz de Tenerife. Sehr ungewohnt heiß so plötzlich, kann ich nur sagen, nach dem in Berlin zuletzt fast Minustemperaturen waren. Aber ja schon traumhaft im eigentlich tiefsten Winter am Strand zu liegen. Wobei mir in diesem Fall Lanzarote ein wenig mehr zugesagt hat (etwas idyllischer), zum feiern wäre Santa Cruz wahrscheinlich besser geeignet, war aber auch wesentlich touristischer und es gab keinen direkten Strand. Kulturell erschienen mir beide Inseln fast gleich zum spanischen Festland.
Die letzten 3 Tage (inkl. Silvester) war ich auf den Kapverden, welche schon zu Afrika gehören. Allgemein um einiges ärmer als Europa aber im Vergleich zu anderen Ländern in Afrika doch recht reich (viele Leute in Businesskleidung und Smartphones und einige Telekommunikationsläden mit PS4-Angeboten). Es gibt halt viele Straßenhunde und heruntergekommene Häuser sowie Bettler. Aber nichts was einen wirklich schockiert (insbesondere wenn man aus Berlin kommt). Kulturell erinnern die Kapverden ein wenig an die Karibik, es wird allerdings portugiesisch gesprochen und der Umgang untereinander wirkt relativ distanziert. Das Klima ist hier eher trocken und rau, weniger tropisch..gab viel Nebel die letzten Tage.

Ja mein Job läuft soweit, wobei hier an Board auf viele Kleinigkeiten wert gelegt wird. Werde z.B recht schnell angesprochen wenn mein Namenschild fehlt. Das kann allerdings schnell vorkommen, da ich auch einiges an körperlicher Arbeit mache z.B. Stagebox, Anlagen oder Bassboxen hin und her tragen. Silvester hatte ich dann auch mal ein paar etwas anspruchsvollere Aufgaben. Mir wurde beispielsweise 5 Min vor Soundcheck mitgeteilt, das ich den Soundcheck allein mit einer kapverdischen Latinband machen soll weil mein Kollege mit der Show beschäftigt ist (ohne zu wissen welches Equipment noch gebraucht wird). Lief aber doch ganz gut.
Allgemein lernt man in dem Job echt die unterschiedlichsten Menschen kennen, z.B habe ich schon ein Bier mit nem hessischen Pfarrer getrunken, der auch bei den Philippinos in der Kantine gepredigt hat.
Dann werde ich natürlich auch regelmäßig von Gästen angesprochen. Vor einigen Tagen, nach dem einer älteren Frau ihr Krückstock ins Wasser gefallen ist, hab ich einen Berliner Handwerker kennengelernt, der mich in Berliner Art zugequatscht hat(ihr wisst was ich meine). Danach grüßt man sich natürlich immer wieder. 
Außerdem gibt es hier oftmals Vorträge zu unterschiedlichsten Themen. Dabei lernte ich z.B. einen Raumfahrthistoriker aus Karlsruhe kennen, der Vorträge über die Mondlandungen hält oder auch ein älteres Päärchen,  denen ich Power Point erklären sollte, damit sie ihre Richard Wagner Präsentation gut auf die Beine stellen können. Ich grüße am Tag gefühlt 100 Leute.
Nun ja meine kommenden Stationen sind: St. Helena, Namibia und Südafrika..danach geht es über Madagaskar und weitere Inseln Richtung Südostasien.
Ich glaube das reicht erstmal für heute. Wünsche euch ein erfolgreiches, gesundes Jahr 2020!
Willi

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