Veröffentlicht: 21.02.2018
15.02.
43. Tag
Pablo und Pancho warten um die Ecke auf mich. Wir fahren mit Ihrem Auto zu Ihnen nach Hause. Es ist eine riesige Wohnung mit ungefähr 10 Zimmern. Die Agentur scheint ja zu laufen. Pancho ist irgendwie ein Sportler oder so. Kann Rennen und so. Damit verdient er offenbar auch nicht viel schlechter. Pablo zeigt mir mein Zimmer.
Er fragt mich, ob ich heute Abend mit ihnen noch in einen Club will. Klar will ich. Ich mache mich fertig und eine halbe Stunde später sind wir schon auf dem Weg. Wir holen Alejandro ab, einen Freund von den beiden und dann geht es in den Lola Club etwas weiter nördlich. Das scheint mir ein ziemlich schicker Schuppen zu sein. Man bekommt am Anfang eine Karte, mit der man drinnen alles bezahlt, erst am Schluss wird das abgerechnet. Wir bekommen eine Karte für vier Leute. Außerdem bekommen wir ein paar Aufkleber in die Hand gedrückt, jeder soll sich irgendwo was aufkleben. Ich wähle „PAPA“.
Drinnen ist der große Raum mit einem riesigen Vorhang in der Mitte getrennt. Man sagt mir, Frauen müssen auf die andere Seite des Vorhangs, dort bekommen Sie Getränke umsonst, dürfen hier aber nicht sein, dieses ist die Männerseite. Was für eine geile Nummer... Ich bin hier mit drei Typen und muss jetzt irgendwo hin zu einem Haufen von Mädels, die ich alle nicht kenne. Super. Sind auch alles Ecuadorianer hier. Ich hole mir also einen Drink und versuche mich immer wieder auf die andere Seite zu schummeln, werde aber jedes Mal wieder rüber geschmissen. Man glaubt mir auch trotz meines Papa-Aufklebers nicht, dass ich sehr männlich bin eigentlich. Zum Glück dauert dieser ganze Zustand nur 10 Minuten, dann wird der Vorhang gelichtet und alle dürfen sich mischen. Ich tanze die ganze Zeit mit den Leuten.
Generell wird hier in Südamerika sauviel getanzt. Eben auch die Männer, nicht nur die Frauen und viel wird auch gemeinsam, nicht nur einzeln getanzt. Jeder kann hier irgendwie tanzen. Die Musik ist ganz gut, allerdings habe ich schon den Eindruck, dass es ein ziemlicher Baggerschuppen ist. Die Mädels sind ordentlich aufgepimpt. Aber wahrscheinlich ist das in Südamerika auch normal. Um 2 oder 3 Uhr macht auch hier der Club dicht und wir fahren nach Hause.
16.2.
44. Tag
Pancho macht ein leckeres Frühstück mit Rührei und frischem Saft. Pablo sagt zwar, dass ich noch länger hier wohnen kann, aber er muss auch arbeiten und ich will ihnen da nicht großartig im Weg sein. Also gehe ich wieder in das Vibes Hostel. Ich kann noch nicht einchecken, darum packe ich meine Sachen hinter die Bar und gehe raus. Ich besuche den Handcraft Market hier, wo die ganzen Produkte von dem großen Otavalo Markt angeboten werden, der im Norden von Quito und sehr bekannt ist. Natürlich wird hier auch viel rumgeschrien und jeder versucht, einem irgendetwas anzudrehen. Ich finde aber eine ziemlich geile Tasche muss ich sagen. Mal ein bisschen als Frau fühlen... Ich handle sie mir zurecht und kaufe sie zufrieden.
Da ich gerade mal wieder Bock auf Empanadas haben, google ich, wo es hier den nächsten Empanadashop gibt. Ich finde einen um die Ecke und gehe hin.
Boah! Sind die schlecht! Absolut trockener Kack. Ich esse nicht mal die Hälfte und muss den Rest leider wegwerfen, das war echt abartig.
Da ich immer noch jede Menge Zeit bis zum Einchecken habe, gehe ich in den nächstbesten Laden, der Maniküre und Pediküre anbietet und lasse mich etwas verwöhnen.
Allerdings ist das hier ziemlich unhygienisch und dreckig. Aber vielleicht ist das auch normal und wir nur zu hysterisch an Standards gewöhnt. Überall liegt Hornhaut auf dem Boden rum. Mit dem gleichen Handtuch, mit dem meine Füße behandelt werden, werden nachher meine Haare getrocknet. Aber was soll’s, wo ich schonmal hier bin, kann sie mir auch gleich die Spitzen schneiden.
Als sie schneidet und ich auf den Boden gucke, kriege ich fast eine Herzattacke! 15 cm lange Haare Strähnen liegen da rum! Ist die bekloppt? Nach dem ersten Schock stelle ich allerdings fest, dass das nicht meine Haare sind. Sie liegen hier nur so rum. Überall liegen Haare rum. Ist auch ganz angenehm barfuß mit den frisch pedikürten Tretern. Das bleibt dann auch schön an dem feuchten Lack kleben.
Aber nett ist das Mädel!
Nun gehe ich zurück ins Hostel. Der Volontär, den ich beim letzten Aufenthalt dort schon gesehen habe, bringt mich auf mein Zimmer.
Später treffe ich mich dann mit Jake, Chad und Ben. Wir wollen etwas zu futtern suchen und laufen dann Markko über den Weg, der gerade von der Cuyabeno Tour zurückkommt. Er hatte einen Tag länger gebucht. Witzig. Er sagt, er komme gleich nach zu uns ins Restaurant. Wir gehen zu einem Mexikaner, irgend so eine Wrestler Bar. Man kann auf der Karte auch durch die Initialen seines Namens rausfinden, was sein Wrestling Name ist. Meiner ist „the rotten boss“.
Wir essen Burritos und quatschen jede Menge Scheiß, bevor wir dann in den Irish Pub Finn’s gehen. Allerdings hat dieser außer den Guinness Schildern wohl kaum was mit Irish Pub zu tun. Die Musik ist Latino Reggaeton und alle tanzen wie wild. Es ist eigentlich nicht viel Platz zum Tanzen da, aber wir versuchen es immerhin. Jake ist nicht so der Tänzer, alle anderen gehen ordentlich ab. Um 0:30 Uhr mache ich mich allerdings auf den Weg wieder ins Bungalow 6. Dort treffe ich zufällig Jeff und Justin, die anderen beiden aus dem Amazonas. Caitlin und Alex, noch zwei weitere Mädeld aus der Gruppe sind auch da. Ich sage den Jungs Bescheid und Jake kommt hinterher. Wahrscheinlich nur, weil ich angeboten habe, ihm einen Energy Drink zu kaufen, denn er ist ziemlich kaputt. Der Volontär aus dem Hostel ist auch da. Grüßt mich mit meinem Namen und ich muss ihn erstmal nach seinem fragen, er stellt sich als Mariano vor. Jetzt wird wieder mit allen getanzt, bis wir rausgeschmissen werden. Die anderen wollen noch zu Caitlin, um weiter zu trinken. Ich möchte aber nicht, weil das wieder außerhalb des Viertels wäre und ich keine Lust habe mitten in der Nacht alleine mit dem Taxi zurück zu fahren. Also gehe ich ins Hostal. Da sitzt Mariano noch und dann schnacken wir doch noch drei Stunden lang, bevor ich in die Kiste gehe.
17.02.
45. Tag
Jake schreibt und fragt, ob wir frühstücken gehen wollen. Wir verabreden uns für 10:43,5 Uhr, gehen in ein Café und quatschen. Obwohl, eigentlich quatsche ich. Er kaum. Aber ich glaube, das ist normal bei ihm. Und bei mir auch. Wir wandern bis zum Park und schlendern herum, bis er los muss, weil er nach Mindo fährt in den cloud forrest. Also gehe ich erst mal zurück ins Hostel, um mit meiner Freundin Lisa zu telefonieren. Die will heiraten und wir quietschen uns vor Freude an.
Mariano sitzt im Hostel, sagt, es sei sein freier Tag und ob ich mit ihm rausgehen würde. Klar, warum nicht? Setzen uns also in den Park und quasseln ein paar Stunden, um dann in eine Bar zu gehen und weiter zu quasseln. Er kommt aus Argentinien. Wiedermal treffen wir auf der Straße Markko. Wir überreden ihn, mit uns in eine Karaokebar zu gehen. Es ist sau lustig, drei Stunden sitzen wir da, es sind sonst nicht viele außer uns da und wir singen die ganze Mappe gefühlt durch.
So, schnell umziehen, denn es geht mal wieder ins - Überraschung - Bungalow 6, um zu tanzen. Pablo ist da und ich lade ihn auf ein Bier ein als Dankeschön dafür, dass er mir so viel geholfen hat die letzten Tage. Mariano findet das überhaupt nicht witzig, sagt, ich sei mit ihm da und solle nicht mehr mit Pablo reden. Ich muss lachen. Das ist also das lateinamerikanische Blut, sagt Mariano selbst. Ist aber trotzdem albern, wir waren ja nur zusammen in einer Karaokebar. Das ist für mich weder ein Versprechen, noch bin ich auf Angrabkurs.
Wieder mal ist die Party zu Ende und wir werden alle nach draußen gescheucht . Mariano und Markko verabschieden sich. Pablo lädt mich und ein paar Leute ein, ein bisschen bei ihm zur Afterparty zu Hause rum zu sitzen. Eine gemischte Gruppe, einfach irgendwelche Leute, die Pablo auf der Straße angesprochen hat, weil er halt gerade Bock drauf hat. Total abgefahrenen Tschechen, aber auch Jonas, der Belgier ist mit dabei, der auch schon mit in der Gruppe im Cuyabeno Amazonas war. Witzig, wo wir uns alle über den Weg laufen.
Plötzlich wollen alle Leute gleichzeitig los. Nur der eine Typ aus Tschechien bleibt noch da, der ist völlig drauf, muss irgendwas eingeworfen haben oder so und will die ganze Zeit Bilder von uns machen. Pablo ruft ihm besser ein Taxi. Ich gehe zu Fuß ins Hostel.
18.02.
46. Tag
Nach einer sehr kurzen Schlafepisode stehe ich auf, um meine Sachen mal wieder zu packen. Mariano hilft mir, ruft mir ein Taxi und bindet mir noch irgend so ein Fußband um. Ein Freundschaftsfußband, sagt er.
Das Taxi bringt mich zum Flughafen. Ich versuche auf dem Weg noch ein bisschen zu pennen, bin echt müde.
Ich stehe mit meinem Gepäck in der Schlange, man sagt mir, ich müsse am Automaten mein Band für das Gepäck ausdrucken.
Ich stehe an der Schlange am Automaten.
Dann stehe ich wieder in der Schlange beim Check-In. Als ich das Gepäck abgegeben habe, läuft der Airline Mitarbeiter mir hinterher und sagt, ich müsse mein Gepäck erst mal durchchecken lassen, besondere Bestimmungen wegen der Galapagos Inseln. Ich müsste mich in eine andere Stange stellen, um das machen zu können.
Ich hole den inzwischen doch schon recht schweren Rucksack also wieder ab und stelle mich in diese andere Schlange, um das Gepäck prüfen lassen.
Es ist natürlich alles okay und ich bekomme meinen Anhänger dafür und bringe den schweren Rucksack wieder zurück und stehe in der Schlange am Check-In. Dann bin ich das Ding endlich los.
Ich stehe in der Schlange für einen Kaffee. Ist ganz schlimm nötig.
Ich stehe in der Schlange für den Security Check für's Handgepäck.
Und dann stehe ich in der Schlange beim Boarding, denn ich habe keine Zeit mehr für was anderes, weil ich so lange in der Schlange gestanden hab.
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