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INDIEN: erster Eindruck Delhi: nichts für schwache Nerven....

Veröffentlicht: 30.05.2017

     DELHI


Nach kurzem dreiwöchigen, sehr intensivem Zwischenstopp daheim , machten wir uns wieder weiter auf den Weg diesmal nach Indien. Erste Station war dabei Delhi- zum Akklimatisieren einerseits, aber auch zum Einstimmen auf diese so völlig andere Welt. Zu dieser Jahreszeit hat es hier um die 40 Grad plus. 
Die Hitze macht hier alle fix und fertig...
Erstaunlicherweise hat uns das vorerst weit weniger beeinträchtigt, als erwartet. Die 20 Millionen große Stadt  ist auf den ersten Blick wahnsinnig schmutzig und laut infolge Dauergehupe und extremem Verkehrschaos, indem Fahrradfahrer, Fahrradrikschas, Tuk-Tuks und Autos scheinbar ohne Rücksicht auf Verluste um ihren Platz kämpfen.



Eine Straße zu überqueren stellt dabei für einen Europäer eine echte Herausforderung dar. Denn abgesehen vom für uns ungewohnten Linksverkehr, scheinen hier keinerlei übliche Verkehrsregeln zu gelten, außer : "Der Frechere gewinnt." Man sollte besser nicht davon ausgehen, dass jemand für einen auf die Bremse steigen wird. Dafür wird aber leidenschaftlich gehupt, aufs Gas gestiegen und die Fahrspur äußerst flexibel benutzt.



Wir beide sind natürlich schon optisch leicht als Touristen erkennbar und rasch stehen einem daher zahlreiche Helfer zur Verfügung, die alle nur unser Bestes wollen. Nun sind wir natürlich diesbezüglich nicht mehr ganz unerfahren und wissen, wie man es zumeist auch ganz höflich schafft zu vermitteln, dass kein Bedarf  besteht.



Gerne bieten die unzähligen Fahrradrikschafahrer und Tuk-Tukfahrer ihre Dienste als persönlicher Tourguide an. Am ersten Tag haben wir mit einem jungen Fahrer zuerst Jama Masjid, die größte Moschee Indiens besucht- sehr beeindruckend und für viele Muslime ein ruhiger Zufluchtsort vor der großen Hitze.


Natürlich muß man sich vor Betreten der Moschee entsprechend adjustieren


Danach zeigte er uns den Gewürzmarkt, auf dem dermaßen intensive, pfeffrige Düfte in der Luft liegen, dass nicht nur wir zu niessen und zu husten begonnen haben.

Später erkundeten wir den nahe gelegenen Kinari Markt, der hauptsächlich festliche Kleidung für Frauen, wunderschöne Saris und Schmuck anbietet.

Das bunte und wilde Treiben auf den Märkten ist schwer zu beschreiben. Obwohl sich hier fast nur schmale Gässchen durch die Bazaare schlängeln, wimmelt es dort vor Fahrradrikschas, Mopeds und zierlichen Männern, die schwere Säcke auf dem Rücken tragen oder kleine Karren beladen mit oft einigen hundert Kilo schweren Lasten ziehen.

Von allen Seiten mischen sich dabei diverse Düfte von Räucherstäbchen, Gewürzen, auf der Straße angebotenen Speisen aber auch von Exkrementen sowohl menschlichen, als auch tierischen, wie Kuhfladen. Kühe, die in Indien als heilig gelten und auch gerne auf stark befahrenen Straßen spazieren, sind offenbar daran gewöhnt, von Passanten oder den Marktständlern Futter zu kriegen. Peter wurde von einer enttäuschten Kuh recht forsch gestupst, nachdem sie von ihm nichts zu Fressen bekommen hatte.

Das war die verärgerte Kuh- kurz davor 😊

Armut zeigt sich hier einfach überall in dramatischer Weise. Alte, Kranke, Kinder- großteils völlig unterernährte Menschen leben auf der Strasse. Wenn einem Kinder sogar am Rande der Autobahn bettelnd begegnen- völlig auf sich allein gestellt- und ohne Möglichkeit je eine Schule besuchen zu können, dann ist das für uns einfach unfassbar traurig und schwer zu akzeptieren, dass dies Realität für Millionen ist. Laut unserem  Fahrer sei das System aufgrund massiver Korruption auf allen Ebenen nicht so leicht zu durchbrechen. Am besten sei es nach seiner Einschätzung zufolge, einfach Essen zu verschenken, denn Geld werde ihnen entweder sofort abgenommen oder für Drogen mißbraucht. Die Problematik ist allerdings sicherlich weit komplexer, um alle Facetten erfassen zu können.

Selbst Menschen, die zumindest über einen Job als Fahrradrikscha- oder Tuk-Tukfahrer verfügen, sieht man das harte, entbehrungsreiche Leben an. Jeder versucht irgendwie zu überleben, da kann man natürlich auch verstehen, dass  teilweise getrickst wird, wobei infolge  bewußt falscher Auskünfte Touristen in Situationen gebracht werden, aus denen ihnen dann "geholfen" wird und ganz nebenbei wiederum Geschäfte und Komissionen anfallen.

Unter den gegebenen Umständen ist es aber aus meiner Sicht ziemlich arrogant und einseitig betrachtet, wenn man die Schlepper und Abzocker kategorisch verurteilt. Aus unserer privilegierten Lage heraus, kann man- so denke ich- nicht einmal ansatzweise begreifen, was es bedeuten mag, in solchen tristen und teilweise perspektivelosen Verhältnissen zu leben. Wir sind vielen sehr interessanten und reizenden Menschen begegnet. Ich habe höchsten Respekt vor jedem, der trotz aller Widrigkeiten Tag für Tag aufs Neue die Kraft aufbringt, das Beste aus dem zu machen, was möglich ist.


Anwaltsbüro auf die Strasse verlegt

Delhi bietet weit mehr an Sehenswürdigkeiten als man einigermaßen entspannt in wenigen Tagen besuchen kann. So haben wir noch den größten Hindutempel der Welt, den Akshardham Tempel besichtigt. Dieser sehr junge Tempel wurde erst 2005nach alter indischer Architekturtradition errichtet und besteht aus rotem Sandstein und weissem Marmor. Von unzähligen Künstlern und Freiwilligen seien die 20.000 Skulpturen geschaffen worden. In der gesamten weitläufigen Tempelanlage sind diverse interessante Ausstellungen und auch ein recht guter Restaurantbereich untergebracht. Fotographieren ist dort leider untersagt.

Eine Hauptattraktion in Delhi ist das berühmte aus der Blütezeit der Moguln stammende Rote Fort.


Da Peter bereits vor Jahren dort gewesen war und auch keine Lust auf eine Wiederholung hatte, habe ich es halt im Alleingang erkundet. Wobei das nicht ganz so stimmt, denn kurz nachdem ich das Fort betreten hatte, wurde ich wiederholt um Selfies mit mir gebeten und zwar von Frauen, wie von Männern. Das hat mich zuerst einmal etwas verblüfft und verwundert, aber da ich niemanden abweisen wollte, kam ich nicht allzu schnell voran. Zugegebenerweise hat es mir natürlich auch geschmeichelt wie ein berühmter Hollywoodstar behandelt zu werden. Für so viel Aufmerksamkeit braucht es aber ehrlicherweise weder schauspielerisches Können noch besondere Attraktivität, denn blondes Haar und weiße Haut allein scheinen völlig auszureichen. Irgendwann hab ich dann aber doch so manches "hello" ignoriert, um weiter zu kommen und zum eigentlichen Teil meines Besuches zu gelangen.


Wir haben Vieles gesehen, was mir aber besonders gut gefallen hat, war das National Gandhi Museum, indem auf sehr eindrückliche Weise das Leben und Wirken Mahatma Gandhis dargestellt wird.

Ein sehr schöner Tempel ist auch der Bahai- oder Lotustempel. Zu den Hauptprinzipien des Bahaiglaubens gehört die Ausrottung von Vorurteilen und umfassender Friede, ein Credo, dem man sich nur anschliessen kann.


Unser nächstes Reiseziel  ist nun Jaipur in Rajasthan. Dorthin werden wir mit unserem Fahrer Johnny, einem sympathischen Jungen Inder, gelangen.





Antworten (3)

Astrid
sehr beeindruckend!!

Marion
Dankeschön, liebe Astrid!

Erich
Habt ihr keine Angst gehabt als ihr die Slums " erkundigt " habt. Dort sieht es sehr trostlos aus. Und trägt man unter dem "Rock" etwas ? Weiters hoffe ich das der Knoten des Rockes sich nicht urplötzlich geöffnet hat ;-) Interessant eure Berichte zu verfolgen. Erich

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