Veröffentlicht: 13.09.2024
Teil 2 beginnt mit Gewitter und Dauerregen
13. 09. 24 Valbone -> SH 23 bei km 14,; 45km 930hm. Am Morgen regnet es ganz viel und das soll bis 11 Uhr auch anhalten. Ich esse Brot mit reichlich Feigenmarmelade und daddel. Als der Regen etwas schwächer wird gehe ich ins Guesthaus hinüber. Die Übernachtungsgäste bekommen hier ihr Frühstück und das sieht lecker aus. Ich bestelle mir auch eins. Es regnet so stark, dass der Regen sogar über die Schwelle in den Gastraum kommt. Einige reisen heute mit dem Bus ab. Andere überlegen ob sie trotz des Regens noch zum Pass aufsteigen. Der Regen hält länger an und ich packe das feuchte Zelt erst um 12 Uhr. Kaum fahre ich das Tal hinunter, fängt das auch schon wieder an zu tröpfeln und ich zieh den Poncho über. Die Abfahrt zu genießen fälltmir so schwer. Die Valbone hat jetzt ordentlich Wasser, ganz grau ist sie. Hinter B. Curri überquere ich sie zum letzten Mal und mache Mittagspause. Die hohen Berge sind nun zu Ende und es geht in die Mittelgebirge. Am Abzweig in Sopot gibt es noch mal einen Laden. Die Jungs auf der Straße begleite mich ein Stück mit ihren Fahrrädern. Die SH23 nach Kukës hat deine moderate Steigung, ich komme aber trotzdem ans Schwitzen. Eine ganze Kiste mit 15 verschiedenen Getränken liegt hinter der Leitplanke. Vier Stück davon lade ich mir auf. Die Straße ist so an den Hang gebaut, dass ich nicht weiß, wo ich mein Zelt aufstellen soll. Erst als die Sonne schon untergegangen ist und ich den Platz erreiche, finde ich ein kleines Fleckchen, dass ich erstmal reinigen muss. Der Platz ist aber perfekt: windgeschützt und nicht direkt zu sehen. Im Mondenschein koche ich mein Abendessen: Reis mit Erdnüssen, Paprika und Tomate. Dazu gibt es ein Bier und Rakitonic.
14.09.24 Auf der SH 23,Vlad-> Krumë, 55 km, 1300 hm. Gut dass ich mein Zelt im Windschatten der Büsche aufgestellt hatte, hinten in der Nacht hat der Wind die Stromleitungen über mir richtig singen lassen. Für die Abfahrt vom Pass, sehe ich mich heute wärmer an. Auf der Straße liegen hier immer wieder Steine, die der Regen in der Nacht gelöst hat. Es gibt auch einige Schlaglöcher. Aber ansonsten geht die SH 23 mit einer Steigung von 5% gemächlich durch die Landschaft. Kleinere Siedlungen liegen meist unterhalb der Straße. Oberhalb kann ich hin und wieder Reste vom Bergbau erkennen. Das Wetter ist heute unbeständig. Immer wieder muss ich den Poncho überziehen, aber sobald es bergauf geht, schwitzt ich unter ihm mehr, als dass ich nass würde. Die Frühstückspause mache ich aber auch unter Poncho. Am Mittag kehre ich beim nächsten Regen in einer Bar ein. Vier Männer und der wird spielen Karten trinken Kaffee und Bier. Hier gibt es für mich keinen Milchkaffee nur Espresso, aber ich kann Handy und Powerbank laden. Krumë ist der einzige größere Ort durch den ich komme. Im Zentrum gibt es tatsächlich mehrere Läden, eine Bank und auch eine Skulptur. Die Straße zieht sich wieder den Berg hinauf und das ergeben sich schöne Ausblicke auf den Ort hinter mir, den See unter mir und die Wolken über mir. Ich habe den 6 Platten und kann das Loch gar nicht finden weil die Luft so schnell entweicht und es um mich herum so windig ist. Dann nehme ich halt einen neuen Schlauch. Als ich wieder weiterfahren kann, sehe ich im Rückspiegel einen wunderschönen Regenbogen. Mein Zelt baue ich heute nah an der Straße mit schöner Aussicht auf. Es ist eine Kurve der alten Straße die von der neuen abgetrennt wurde. Obwohl viele Wolken am Himmel sind bleibt es trocken. Es gibt wieder Reis, heute mit Wurst, Paprika und Tomate.
15. 9. 24 auf der SH23 hinter Krume-> Kukes -> SH31 Matranxhe, 53 km, 1430 hm. Die SH 23 bleibt weiter so gemütlich. Kurz vor einer Kreuzung, kann ich schon an den vielen Autos, die vor dem Haus stehen, erkennen dass dort eine Bar ist. Sonntagmorgen und die Bar ist rappelvoll. Es gibt leider wieder keine Milch, aber den Expresso kann ich auf der überdachten Terrasse trinken und dazu esse ich mein Brot mit Wurst und Käse. Auf einer Anhöhe über den See stehen Wohnmobile. Sie haben sich den exponierten Platz ausgesucht, weil hier die Aussicht über den See auf Kukes wunderschön ist, auch wenn heute durch die vielen Wolken und den Regen alles etwas grau wirkt. Die Hauptstraße E851, auf der anderen Seeseite scheint gut ausgebaut zu sein, während ich über eine ältere Brücke Kukes erreiche. Am Ortseingang ist Tiermarkt. Kühe, Ziegen und Schafe sind im Angebot. Eine Ziege musste in die Kiste auf der Waage. Ob sie wohl nach dem Verkauf geschlachtet werden soll? Hier gibt es viele Geschäfte. Die Stadt scheint eine zentrale Bedeutung für die Gegend zu haben. Leider ist das Ethnologische Museum geschlossen, so wie mir gestern schon die beiden Motorradfahrer angekündigt hatten. Ich finde einen Fahrradladen und kann neue Bremsbeläge und einen Schlauch kaufen. Zweimal werde ich für Geld angebettelt. Weiter scheint die Stadt nicht viel zu bieten. Also fahre ich Richtung Flughafen gleich wieder raus. Hier hat man einiges in die Straße investiert. Und auch der Flughafen sieht nagelneu aus. Erscheint aber noch nicht im Betrieb zu sein. Parallel der Landebahn hat man Solaranlagen aufgebaut. Mich überholen zwei deutsche mit ihren Grafelbikes und wenig Gepäck. Sie wollen trotz des regnerischen Wetters noch bis Peshkopi durchziehen und über 2000 Höhenmeter machen. Hinter dem Flughafen steigt die SH31 durch Bicaj steil an, so dass ich Zickzack fahren muss. Habe ich anfangs gehofft, die Straße wäre nur im Ort so steil, muss ich erkennen, dass es immer weiter so steil berg angeht. Uff, das wird anstrengend. Fängt es wieder an zu regnen und dich schwitze unterm Poncho. Dafür wird mir bei den Abfahrten nun richtig kalt. Mittagspause mache ich unter dem Vordach eines Stalles. Und weiter geht es bergauf, bergab mit gefühlten 10% Steigung. Extrem ist es beim Wasserkraftwerk. Beim nächsten Laden kaufe ich mir was Süßes und Bier. Kurz danach finde ich eine Wiese unterhalb der Straße. Hier kann ich in einer Regenpause das Zelt aufbauen und auch kochen. Alles ist etwas klamm und ich brauche lange bis mir im Zelt warm wird.
16.9.24 SH31 Matranxhe-> Peshkopi, 38 km 620 hm. Am Morgen stecke ich in den Wolken. Beim Aufstieg zeigt sich hin und wieder die Sonne durch die Wolken. Es geht bis auf 1200 m hoch und ich bin über den Wolken. Das Örtchen Ceren wirbt mit seinem Buchstaben am Straßenrand. Wirkt irgendwie komisch bei diesem paar Häuschen. Jetzt geht es richtig steil runter zum Bach Veleshice. Auf der nächsten Anhöhe mache ich Frühstückspause. Ab hier wird das Tal etwas breiter und damit die Steigung geringer. In Sllove stoppe ich für einen Kaffee. Leider wieder ohne Milch. Nicht alle kommen hier mit dem Benz, zwei auch auf Pferd und Esel. Ich komme am Dibra Camping vorbei. Hier kann man auch in die Berge zum Wandern starten. Bis zum Berg Korab 2683m führen Wege. Nun geht es mehr bergab. Vor einem Gebäude liegt etwas zum Trocknen ausgelegt. Ich stoppe und schaue es mir an. In einer Halle sortieren zwei Männer Pflaumen. Sie erklären mir, dass die guten getrocknet werden, aus den anderen wird Schnaps gemacht, den ich auch gleich probieren darf. Ein paar Kurven weiter liegt Mais zum Trocknen auf der Wiese. Kurz vor Peshkopi stehen zwei Traktoren und haben auf dem Anhänger Weißkohl und Melonen. Sie werden hier an die vorbeikommenden Leute verkauft. 10 Minuten vor meinem Ziel fängt es dann doch noch feste anzuregnen. Warten oder durchfahren, das ist hier die Frage. Drei Motorradfahrer entscheiden sich für durchfahren und machen sich wetterfest. Ich tue es ihm gleich. Die Ausschilderung zum Hotel Reci deute ich leider falsch und fahre erst einmal dran vorbei. Ich kann mein Fahrrad in der großen Garage abstellen und trage nur das nötigste Gepäck auf das Dreibettzimmer. Endlich mal wieder duschen und einige Sachen durchwaschen. Ich habe Hunger und suche süßes Gebäck. Die meisten Bäcker haben aber wirklich nur Brot. Ein paar Kringel bekomme ich sogar geschenkt, weil die Frau kein passendes Wechselgeld hat. Die Fußgängerzone wird gerade neu gestaltet. Die Stadt macht einen aufgeräumten und sauberen Eindruck. Nach einer Pause auf dem Zimmer entschließe ich mich zum Friseur zu gehen. Ich zeige ein älteres Bild von mir und bitte um solch einen Haarschnitt wie auf dem Foto. Der Friseur macht seine Sache gut er darf mich auch rasieren. Trotz kleiner Schnittwunde muss ich nicht das Krankenhaus nebenan aufsuchen. Zum Abendessen suche ich das Restaurant mit dem Schweinespieß auf, das ich bei der Ankunft gesehen hatte. Für 20 € werde ich mal wieder reichlich satt.
17.09.24 Peshkopi->Qafa e Murizës, 68km 14hm. Also im Bett schlafe ich auch nicht besser als im Zelt. Ich packe meine Sachen schon vor dem Frühstück. Die anderen Radfahrer sind auch schon in der Bar. Ich verlasse die Stadt über die Fussgängerzone. Sie ist schon gut besucht und es stehen einige wichtige Männer herum: Denkmäler und Polizisten. Mir fällt auf, dass die Strasse hier sehr schlecht ist und die kilometerangabe nach Tirana nicht stimmt. Aber das erklärt sich fünf Kilometer später. Hier ist Grossbaustelle und trotzdem läuft der Verkehr ohne Ampeln oder Regelungen einfach weiter um die Baufahrzeuge herum. Zwischendrin kann man wählen ob man doch lieber noch die alte Strasse mit ihrem Charme benutzt. Doch auf der neuen rollte sich eindeutig besser und sie ist breiter und hat einen Randstreifen. Auf ihr Brause ich zur Drini herunter hinter einem anderen Radfahrer her. Es ist der minentaucher aus Eckernförde. Eine knappe Stunde fahren wir gemeinsam nebeneinander und tauschen uns aus. Dann braust er alleine weiter und ich komme wieder zu Atem. Zweite Frühstückspause auf dem Parkplatz eines Restaurant Neubaus. Kurz danach sitzen an der Skulptur das Nationalhelden Skanderbeg ein Rennradfahrer Pärchen raus Arnheim. Sie sind anscheinend nur mit Checkkarte unterwegs. Von der Hauptstrasse kann man die riesige Mine hinter Bulqizë nicht übersehen, sie zieht sich den ganzen Berg hinauf. Hier wird Chromerz abgebaut. Ich habe Rückenwind und das geht zügig voran.Kurz danach teilt sich die alte und neue Route. Ich fahre die neue und es gibt wieder eine richtig lange Abfahrt von 400 m durch Tunnels und über Brücken. Unten fliesst der Mat. Bei Fshat/Klos habe ich mein Tagesziel eigentlich schon erreicht, aber es ist erst 14 Uhr und kein schöner Platz in Sicht. Weiter geht es über die neubaustrecke. Jetzt geht es wieder bergauf und es folgen noch vier Tunnels. Der Eingriff in den Natur für dieses Strasse ist schon unübersehbar, verbessert aber die Infrastruktur enorm. Der letzte Tunnel, unter dem Gipfel, ist noch ein Arbeit. Nun geht es für mich wieder nur im Zickzack bergauf, was hier nicht so einfach ist, weil doch viele Autos kommen. Wenn sich keine Lücke ergibt muss ich stehen bleiben und warten. Um 17 h erreiche ich klatschnass geschwitzt den Pass. Gab es unterwegs viele Verkaufsstände mit frischem Gemüse, werden hier oben leider nur Maiskolben angeboten ich habe dummerweise mein Geld in der Hosentasche im grossen Rucksack gelassen. Ich finde nach längerem Suchen eine windgeschützte Stelle für das Zelt. Heute Nacht soll es noch mal wieder regnen, da ist es besser geschützt zu stehen.
18.09.24 Qafa e Murizës-> Tirana, 29km und 1140hm runter!! In der Nacht hat es geregnet, und der Regenradar sagt es regnet noch bis um 8:30 Uhr. So lasse ich mir Zeit und bin ganz verwundert, dass um 8h schon blauer Himmel über mir ist. Aber heute geht es ja nur bergab. Juhu! Direkt unterhalb des Passes gibt es auch ein Restaurant und einen Mini Markt. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich gestern nicht so sparsam gewesen. Zuerst geht es auf der alten Passstraße richtig steil bergab. Es gibt auch Blicke nach Tirana und auf den Stausee Bovilles. Für die Ausblicke halte ich besser an, da die Straße doch viele Schlaglöcher hat. Nach 5 km und 400 Hm komme ich auf die neue Strecke. Jetzt kann ich rollen lassen. Im Tal des Lumi i Tiranes gibt es eine Vollsperrung für 30 Minuten. Nach einem Erdrutsch wird der Hang bearbeitet. Anfangs stehe ich ganz vorne an der Absperrung aber nach und nach drängeln von hinten die Mercedes in drei Reihen nach vorne. Dann geht es weiter und ich lasse erstmal alle vorbei und fahre in Ruhe hinterher. Im Vorort von Tirana geht das Verkehrsgewimmel wieder los. Also mutig durch die Lücke. Ich mache zwei Stopps: einmal für Latte Macchiato und Croissant! ( das gibt's hier wieder ) und am Supermarkt für den Frühstückseinkauf. Hier ist der Boden auf Hochglanz poliert und die Verkäuferin tragen Hauben. Das ist schon ein krasser Unterschied zum Dorfleben. Jetzt gibt es auch Radwege, die wegen der vielen Fußgänger aber nicht immer frei zu befahren sind. Mit Hilfe des Navis erreiche ich meine Unterkunft Hotel Villa ohne Umwege schon um 12 Uhr. Mein Vierbettzimmer ist noch nicht gemacht, aber ich kann schon das Gepäck abstellen und Duschen. Nach einer kleinen Pause breche ich in die Stadt auf.
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